Die Mauer in Bethlehem

Heute nun bin ich noch einmal in Bethlehem gewesen. Von Jerusalem gibt es zwei Möglichkeiten: entweder mit dem Bus 231 über Beit Jala oder mit dem Bus 234 bis zum großen Scheckpoint 300. Heute habe ich mal wieder diese zweite Möglichkeit gewählt um „auf die andere Seite“ zu kommen. Auch hatte hatte ich wieder das große Glück einen sehr komfortablen Bus „erwischt“ zu haben. Auch bezüglich der palästinensischen „Busflotte“ hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wenn es im Friedensprozess schon keine Entwicklung gibt…

moderne "Busflotte" im 234 er zum Checkpoint
moderne „Busflotte“
im 234 er zum Checkpoint

Ganz bewusst bin ich mal wieder zu Fuß durch die Sperranlage gegangen, wenn auch in die Richtung in der man zwar beobachtet, aber eben nicht kontrolliert wird. Auch hier gibt es die eisernen Drehkreuze, deren Metall vom hunderttausend maligen Anfassen blank und glänzend ist. Im mittleren Teil dieser mächtigen Grenzanlage, zwischen den beiden Gebäuden, hat man sogar eine kleine Grünanlage angelegt. Leider gelingt es – zu mindestens bei mir nicht- damit den insgesamt beklemmenden Eindruck – angesichts mächtiger Mauern und Wachtürme-zu „übertünchen“.

die "Wallstreet" in Bethlehem
die „Wallstreet“ in Bethlehem

Kommt man auf die palästinensische Seite zeigt sich das übliche Bild. Man wird von wartenden Männern bedrängt: Rufe „you want Taxi to Nativity Church or Hebron“ schallen einem entgegen. Man hat den Eindruck, dass sich um die wenigen Touristen regelrecht „gestritten“ wird. Ich aber gehe mit entschuldigendem Blick weiter und nehme wieder das „Monstrum Mauer“ in all seiner Hässlichkeit und Bedrohung war. Von hier sieht man gut wie diese Mauer sich zwischen Jerusalem und Bethlehem drängt. Die Mauer von den Israelis als „Schutzwall“ bezeichnet mag psychologisch für die Israelis als Schutz gelten. Da sie aber an vielen Stellen „durchlässig“ ist, könnten arabische Terroristen ohne Probleme nach Israel gelangen. So wie es auch Tausende Palästinenser machen, die – ohne Arbeits-Permit- über die „grüne Grenze zur Arbeit nach Israel gelangen. Siehe meinen Bericht vom 21.10.2014. Denn die Mauer verläuft zu 80% durch das Westjordanland und nicht auf der Grenze.

weltbekannt: Grafitti von Banksy
weltbekannt:
Grafitti von Banksy

siehe auch in Wikipädia: Banksy

Mir fällt wieder ein, dass sich gerade im letzten Jahr das Urteil des Internationalen Gerichtshof in den Haag zum 10. Mal jährte, in dem diese Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland für illegal und völkerrechtswidrig erklärt wurde. Und dann verläuft die Sperranlage ja auch noch zu 80 % auf palästinensischen Grund und Boden….

Ansonsten verstärkt sich auch im Zentrum von Betlehem das Gefühl das nur wenige Touristen „hinüber“ kommen. Auch in Jerusalem hatte ich in den letzten Wochen den Eindruck dass es in der Altstadt recht leer ist. Aber hier wirkt es schon fast erschreckend. Ein schneller Blick in die Geburtskirche, die derzeit wegen umfangreicher Bauarbeiten ein wenig entstellt wirkt, bestätigt den Eindruck. Dort, wo man sonst in einer langen Schlage Stunden warten muss um in die Geburtsgrotte zu gelangen, gibt es keinen der wartet. So kann ich schnell mal einen Blick aud die Stelle werfen, die für viele Christen, so besonders ist.

Mit Fatima habe ich mich nach zum späten Nachmittag noch im Ewaan-Restaurant getroffen. Diese schöne Gaststätte in einem der ältesten Häuser von Betlehem, wird von einem Ehepaar geführt mit dem Fatima befreundet ist. Sie hatte es mir schon vor Jahren empfohlen. Sie haben eine für hiesige Verhältnisse besondere Küche mit vielen Speisen in „Bio-Qualität“. Aber auch hier herrscht, so die Gastgeber „die totale Leere“ und das wohl seit Monaten. Jetzt hofft man auf die Festessen zur Graduierung und eben auf den Sommer.

auch das "beliebteste" Auto der Palästinenser: der deutsche Mercedes, muss mal in die Werkstatt
auch das „beliebteste“ Auto der Palästinenser: der deutsche Mercedes, muss mal in die Werkstatt
Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Die Drehkreuze sind für mich seit fast meiner Kindheit ein Zeichen der Erniedrigung und Besatzung. Gleichzeitig wie du das siehst regulieren diese den massiven Drang eines Volkes an solchen Kontrollen. Der bekannte Mahler Sliman Mansur hat es einmal verewigt in einem seiner Bilder ( das wartende Volk). Wenn man nach Palästina fährt wartet man vor Allenby Brücke stundenlang. Wenn man an einem Checkpoit festgehalten wird,wartet man ebenso! Es ist ein Trauerspiel ! und eine Verschwindung von Zeit und Lebensqualität. Trotzdem so lange die Tauben und die Schwalben sowie die wunderbare Amseln über Mauern und Grenzanlagen fliegen können, hat man das Gefühl, eines Tages wird es verschwinden. Ein jüdischer freiheitskampfer in Warschauer Getto hat es für notwendig gehalten über Freiheit zu denken. Auch das Wort ist ein Wiederstadsymbol. Müssen wir die Juden daran erinnern ?

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