Bin wieder zurück

seit gestern Nachmittag bin ich wieder in Deutschland. Wie schon bei den letzten Ausreisen war das Procedere am Ben-Gurion-Airport wirklich „erträglich“. Vier -fünf Standart-Fragen (wer hat den Koffer gepackt, Geschenke von Freunden oder ob gefährliche Gegenstände mitgenommen werden), dass war es dann aber schon. Mit Einchecken und Passkontrolle hat es keine 30 Minuten gedauert bis ich im großen Wartesaal Platz nehmen konnte. Man könnte meinen alles wird gut…….

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Das es eben nicht so ist – bezogen auf den großen Konflikt zwischen Israel und Palästina – konnte ich ja auch in diesen Wochen an einigen Beispielen darstellen. Das meine eigene Sicht, meine Erlebnisse natürlich nur einen kleinen Ausschnitt darstellen können wird dem Leser/der Leserin vielleicht verständlich sein. Auch wenn die gesamte Region ja nicht besonders groß ist, zeigt die nachfolgend Auflistung der palästinensischen Mission  von Medien aus dieser Region, zu Vorfällen im Zeitraum Mitte bis Ende  April  – die mir durch die palästinensische Vertretung hier in Deutschland übermittelt wurde – wie der „Alltag“ für die palästinensische Bevölkerung – unter israelischer Besatzung wirklich ist.  Wer mag kann diese Übersicht jeden Monat auf der Homepage einsehen.

 

  1. April:   Für zwei Palästinensische Gebäude geben die israelischen Truppen die Abrissverfügungen bekannt. Mindestens 18 palästinensische Familien mit ihren Häusern sind momentan in der Gegend von Abrissverfügungen bedroht. (Maan)

Israelische Truppen zerstören einen Brunnen von Saleh Nimer im Flüchtlingslager Arroub, nördlich von Hebron. (Maan)

  1. April:    Neun Palästinenser wurden bei Razzien in der Westbank festgenommen. (Maan)
  2. April:   Das Medienbüro von Al-Quds wurde gestürmt und durchsucht, während die Mitarbeiter mit vorgehaltenen Waffen durch die Besatzungskräfte bedroht wurden. (Maan)

Im Zuge mehrere Razzien in der Westbank nahmen israelische Truppen sieben Palästinenser fest. (Maan)

  1. April:  Israelische Truppen nehmen den 19-jährigen Muhammad Abu al-Foul fest, während dieser den Grenzübergang Erez (Gaza) nach Israel passierte wollte. Er wollte zur medizinischen Behandlung in die Westbank. (Maan)

Elf Palästinenser wurden während Razzien in benachbarten Ortschaften von Ost-Jerusalem festgenommen. Unter ihnen sind ein Mädchen und zwei Minderjährige. (Wafa)

In Rafah, südlich von Gaza, wurden vier Palästinensische Fischer festgenommen und ihre Boote beschlagnahmt. (Wafa) 

Ein 15 Jahre alter Junge wurde in den Oberschenkel geschossen. Dies geschah am Eingang der Ortschaft Al-Ram, nördlich von Jerusalem. (Maan)

Zehn Palästinenser wurden bei Razzien in der Westbank festgenommen. Unter ihnen sind drei Studentinnen. (Maan)

  1. April:  Israelische Truppen nehmen 42 Palästinenser in der Westbank fest, darunter viele im Gebiet um Al-Isawiya im besetzten Ost-Jerusalem. (Wafa)

Zwischen Bethlehem und Hebron lässt Israel 30 Steinbrüche schließen. Davon sind 3.500 Arbeitsplätze betroffen. Die Schließungen entfalten zudem Auswirkungen auf die lokalen Industriebetriebe. (New York Times)

  1. April:  16 Menschen werden durch Gummigeschosse und Tränengas während einer Militärrazzia in den Dörfern Al-Eizariya and Abu Dis im besetzten Ost-Jerusalem verletzt. (Maan) …
  2. April:  Israelische Truppen geben bekannt, dass fünf Häuser der Familien Abu Rajab und Awwad in der Nähe von Silwan (Jerusalem) abgerissen werden. (Maan)
  3. April:  Israelische Truppen nahmen zwei Fischer an der Küste von Gaza fest. Ihr Boot wurde beschlagnahmt. (Maan)

Vier Palästinenser wurden im Rahmen von Razzien am frühen Morgen in der Westbank festgenommen. Die Besatzungstruppen verletzten zwei Palästinenser in Silwan. (Maan)

Die von israelischen Gefängnissen veröffentlichen Zahlen zeigen, dass die Zahl der minderjährigen inhaftierten Palästinenser von 170 im September 2015 auf 438 im Februar 2016 angestiegen ist. (Haaretz)

  1. April:  Der 33-jährige Rajeh Taha wurde nach einer Razzia und Durchsuchung seines Hauses in Hebron festgenommen. (Wafa). 
  2. April:  In der völkerrechtswidrigen Siedlung Mevo Dotan, in der nördlichen Westbank gelegen, legen die Siedler den Grundstein für 89 neue Wohneinheiten. (JPost) 
  3. April:  Israelische Truppen erschießen am Checkpoint Qalandiya die schwangere 23- jährigen Maram Abu Ismayil und ihren16-jährigen Bruder Ibrahim. Maram soll ein Messer in der Hand gehalten haben. Augenzeugen berichteten, dass ihr Körper von 15 Geschossen getroffen wurde, bevor die israelischen Soldaten auch ihren jüngeren Bruder töteten. (div.)
  4. April:  An einem Checkpoint der Straße 443 schossen Besatzungstruppen auf ein 14-jähriges Mädchen und verwundeten es. Sie soll angeblich einen Soldaten angegriffen haben, jedoch wurden keine Verletzungen von israelischer Seite gemeldet. (Haaretz)

Ich denke jedem der diese Aufstellung liest wird ein wenig das Gefühl dafür bekommen, was es für einen psychischen Druck bedeuten muss hier zu leben: ich denke dabei aber besonders an die Menschen denen ich hier begegnen durfte: Familie Nassar, Fatima mit ihrer Familie, die Familie Azzeh in Hebron.

lastschluss

Ih habe vor einigen Tagen – unter meiner Blog-Rubrik Gastbeiträge das Interview mit Michael Chabon, dem weltbekannter Autor, eingestellt, das mit diesem amerikanischen Juden im April 2016 nach einem Besuch in der Westbank gemacht wurde.

Mit einem Zitat aus diesem Interview möchte ich diese Blog-Reihe schließen. Ich werde  im Herbst wieder berichten, dann über meine nächste Gruppenfahrt vom 24. Oktober bis zum 3. November. ÜBER EINE TEILNAHME VON DEM EIN ODER ANDEREN LESER/LESERIN WÜRDE ICH MICH SEHR FREUEN.

 

“Ich liebe Israel, es liegt mir sehr am Herzen,” sagt er. “Doch wenn man andere entmenschlicht, so entmenschlicht man sich selbst. Was hier geschieht, ist schlecht für Israel, und wenn es aufhörte, so wäre es gut für Israel.”

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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