Frieden schaffen ohne Waffen

Geschäftsstelle des Forums Ziviler Friedensdienste in Jerusalem

Gestern nun habe ich mich wieder auf den Weg gemacht, mit dem Flieger in 4 Stunden von Düsseldorf nach Tel Aviv. Ich hatte in der letzten Woche von einem Italiener gehört hatte, dem am Airport in Tel Aviv die Einreise verweigert wurde, weil er nicht gesagt hatte das er ins Westjordanland einreisen will. Ich war deshalb in den letzten Tagen vor meiner Abreise schon sehr angespannt welche Probleme sich bei meiner Einreise ergeben würden.

St.   in Beit Jala
St.Nikolaus in Beit Jala

Umso überraschter war ich, das meine Passkontrolle und die Ausstellung des Visum´ nicht mal eine Minute dauerte. Keine Fragen was ich vorhabe, wohin ich reisen will. Ehe ich mich versah war ich durch die Kontrolle, welch eine positive Überraschung.
Der Veranstalter meiner Gruppenfahrt im Herbst hatte dafür gesorgt dass ich mit einem Taxi vom Flughafen abgeholt wurde. Ca. 1 Stunde haben wir  für die etwa 50 km lange Fahrt nach Beit Jala (bei Bethlehem) gebraucht. Hier darf ich nun die nächsten drei Wochen bei Familie Mukarker wohnen, den Leser/innen meines Blogs durch so manchen Beitrag sicherlich eine gut bekannte Familie.

Gleich heute an meinem ersten Tag habe ich mich früh um 10.00 Uhr in Jerusalem mit Mitarbeitern des Forums Ziviler Friedensdienst verabredet. Gesprächspartner waren Mike Thanner,  der seit einem Monat in Jerusalem Regionalmanager ist und Roman Henkel der in Jericho als Projektkoordinator mit einheimischen Palästinensern ein Modellprojekt durchführt.

Geschäftsstelle des Forums Ziviler Friedensdienste in Jerusalem
Geschäftsstelle des Forums Ziviler Friedensdienste in Jerusalem

Projekte zur Friedenserziehung gibt es seit Mitte der 90 iger Jahre begonnen nach den kriegerischen Auseinandersetzungen im Balkan/ehemaligen Jugoslawien. Es gibt eine Vielzahl von Akteuren in diesem Bereich, seit Jahren wird diese Arbeit auch durch das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) finanziell unterstützt und ist neben der Entwicklungszusammenarbeit ein wichtiger Arbeitsbereich geworden. Projekte finden u.a. in Ex-Jugoslawien, Afghanistan, Philippinen  und eben seit 1999 auch hier in Israel und Palästina statt.
Ziele der Arbeit sind der Aufbau von Dialogstrukturen über Konfliktlinien hinweg und die Förderung von Friedenspädagogik. Dabei gilt es die Grundlagen für einen zukünftigen Dialog zu konfliktrelevanten Themen mit allen Teilen der israelischen und der palästinensischen Gesellschaften zu stärken. Jerusalem ist ein Schwerpunkt der Arbeit. Mit Projekten in Tel Aviv und Jericho sind auch die innergesellschaftliche Konflikte in Palästina und Israel Teil der Arbeit des Forum ZFD. Bei dem gerade beginnenden Projekt in Jericho sollen die Teilnehmer zunächst sensibilisiert werden damit sie Konflikte erkennen lernen und wissen wie sie funktionieren. Die im zweiten Schritt erlernten Theorien des Wandels sollen dann konkret an praktischen Beispielen erlernt werden. Insgesamt wird das Seminar an sechs Tagen innerhalb von sechs Wochen durchgeführt. Wichtigstes Ziel ist es „soziale Reibungen“ zu reduzieren. Teilnehmer sind Mitarbeiter/innen lokaler Behörden und NGO`s

Den Verantwortlichen ist bewusst, dass es sich bei diesem Projekt zunächst um das Erlernen von Bewältigungsstrategien für interne Konflikte handelt. Zum einen gibt es derzeit noch wenig Ansatzmöglichkeiten solche Prozesse zwischen den beiden Konfliktparteien Israel und Palästina durchzuführen, zum Anderen ist es notwendig das zunächst die zahlreichen internen Konflikte zum Beispiel zwischen Familien oder auch Religionsgruppen einer Befriedung zugeführt werden um sich dann (auch gestärkt mit diesen positive Erfahrung) dem äußeren Konflikt zu zu wenden .

Weitere Infos zu den Aktivitäten des Forums ZFD findet man unter www.forumzfd.de zum Projekt in Jericho unter www.forumzfd.de/en/jericho

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*