Giftschlangen vor der Haustüre

Leser/innen die meinen Blog schon länger verfolgen, werden sich schon gefragt haben: und wann besucht er denn endlich Fatima oder wie sie in ihrer Familie heißt Im Magdolin? Ich kann ja verstehen, dass viele darauf warten, dass ich über weiteren Besuch bei Fatima, dieser bewundernswerten Frau die mit ihrer Familie in Zataara ,am Rande der judäischen Wüste lebt, berichte. Wenn ich ehrlich bin, ich habe ich sie bereits am vergangenen Sonntag besucht, als ich von Jerusalem nach Beit Jala gewechselt bin. An diesem Tag habe ich aber, zurückblickend, über meinen Aufenthalt in der Dormitio geschrieben.

macht einen sprachlos: Zufahrt für mehr als 10.000 Menschen gesperrt
macht einen sprachlos:
Zufahrt für mehr als 10.000
Menschen gesperrt

Heute war ich also zum zweiten Mal dort. Schon am Sonntag hatte ich mich gewundert, dass an der Abzweigung von der „Siedlerstrasse“ nach Zataara ein großer Erdwall die Straße versperrt. Wie ich später von Fatima hörte wurde vor einigen Wochen diese Sperre in einer nächtlichen Aktion – selbstverständlich ohne irgendwelche Begründungen – durch das israelische Militär vorgenommen.

…und was macht der an solche „Bestrafungsmaßnahmen“ ,aus welchem Grund auch immer, schon gewöhnte palästinensische Bürger…er erträgt e mich Gleichmut und sucht sich andere Wege. Das hier aber ein Wohngebiet von mehr als 10.000 Menschen durch eine solche Willkürmaßnahme 2abgesperrt werden soll, ist aus meiner Sicht mehr als ein Skandal, mir fehlen hier einfach die Worte. Bitte lest den aktuellen Bericht einer EAPPI-Mitarbeiterin was es heißt, wenn ein Dorf vom israelischen Militär unter „Kollektiver Bestrafung“ gestellt wird

Heute nun wurde ich von Fatima und 12 ihrer 16 Enkelkinder „empfangen“ mit der

sieht sehr gefährlich aus: Kopf der Palästina-Viper
sieht nicht nur sehr gefährlich aus:
Kopf der Palästina-Viper

Botschaft, dass gestern direkt an ihrem Haus eine „Palästina-Viper“ bemerkt und dann mit einem Stock getötet wurde. Schnell zeigte man mir die Blutflecken auf der Straße. Fatima hatte mir schön des Öfteren erzählt, dass es hier immer wieder vorkommt, das Schlangen bis ans Haus kommen. Aus diesem Grund hatte sie auch vor Jahren für ihre große Enkelschar ,die an den freien Tagen Freitags und Sonntags in der Regel bei ihren Gro0ßeltern zu Besuch sind – die Dachterrasse am Rand mit einem Gitter abgesichert. In den letzten Wochen wurden schon einige Schlangen gesichtet. Es wird vermutet das sich die schlangen aus der „wirklich vor der Haustüre befindlichen judäischen Wüste in das Dorf „verirren“

Den letzten Schlangenbiss mit tödlichem Ausgang gab es vor knapp zwei Jahren. Damals starb ein 12 jähriges Mädchen. Fatima konnte mir nicht sagen wo es hier ein Gegengift gibt. Wenn man aber um die gesamte Infrastruktur hier in Palästina weiß, auch um die Besonderheiten der Zone C in der sich Zataara befindet, dann kann man sich gut vorstellen, dass ein Biss von solchen Schlangen für den/die Betroffenen zwangsläufig das „Todesurteil“ bedeutet.

Leben am Rande der Wüste
Leben am Rande der Wüste

Auch eine andere Geschichte, die mir Fatima im Verlauf des Tages erzählte, weißt auf die „normalen“ Schwierigkeiten hin die es mit sich bringen, in der Zone C zu wohnen. Wie ich an anderer Stelle im Zusammenhang mit den verschiedenen Zonen (A-B-C) geschrieben habe hat in Zone C Israel die Polizeigewalt. Aber es gibt hier in Zataare keine Polizei. An besagter Abzweigung von der „Siedlerstrasse“ gibt es einen Wachturm, ob da immer jemand drin sitzt weiß hier keiner so genau. Dieser Zustand führt dann dazu das es hier Kriminelle gibt, die ohne sich fürchten zu müssen, zum Beispiel jahrelang auf Diebestour gehen können. Hier in Zataara gab es den Fall einer kleinen Bande, die zwar bekannt war, aber an wen wollte man sich wenden. Erst nach Jahren hatte man dann eine Frau die auch zu dem Trio gehörte mit zivilen Personen festgenommen und dann in einem privaten Auto nach Bethlehem (Zone A) zur Polizei überstellt. Wenn man dann noch hört, dass einer der Drei, für die Israelis spioniert,, wird man völlig rat- und hilflos.

Ansonsten habe ich aber bei der Familie einen schönen Tag verbracht, viel mit den Kindern gespielt, und mich hier und da mit leckeren palästinensische Spezialitäten (wie mit Reis gefüllte Kartoffeln, Zucchini und Auberginen) „verwöhnen“ lassen.

Fatima mit einem ihrer 16 Enkelkinder
Fatima mit einem ihrer
16 Enkelkinder

Für mich, aber auch für die Familie denke ich, ein immer wieder schönes Erlebnis bei Ihnen zu Gast sein zu dürfen.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Marius.

    Ich weiß, was ich demnächst machen werde, Anti-dot (anti Gift) in einem Spital in Bethlehem deponieren lassen.
    Leider es kommt immer wieder zu Schlangenbisse und es gibt keine ausreichende Informationen darüber. Die Negev Schlange ist noch gefährlicher und tödlicher. Die Schlange an sich sieht schön aus. Aber deren Biss ist tödlicher.
    Das habe ich vor. Liebe Grüsse

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