(Jüdische-)Mahnwache für ein Ende der Besatzung

In Palästina wird gegen die Auswirkungen der Besatzung – wie z.B. Häuserzerstörung, Flüchtlinge, Gefangene, Mauerbau/Grenzverlauf häufig demonstriert, sowohl spontan als auch regelmäßig, teilweise wöchentlich.
Demonstrationen in Israel die das Thema Palästina oder Besatzung haben finden dagegen selten statt, mit einer Ausnahme:

Treffpunkt Brunnen jeden Freitag zwischen 13 und 14 Uhr

Seit 1987 (Ausbruch der 1. Intifada) demonstrieren an jedem Freitag zwischen 13 und 14 Uhr jüdische israelische Frauen für  ein Ende der Besatzung Palästinas durch Israel. An einer der belebtesten Kreuzungen von Jerusalem (in unmittelbarer Nähe des Amtssitzes des israel. Ministerpräsidenten im Übrigen ) stehen die ganz in schwarz gekleideten Frauen und halten Plakate in mit der in hebräisch und englisch geschriebenen Aufforderung:

"Stoppt die Besatzung"

Stoppt die Besatzung!  Nachdem ich bereits im vergangenen Jahr die Gruppe in ihrer Proteststunde besucht hatte und dabei auch mit zwei aus Deutschland stammenden Aktivistinnen gesprochen hatte (dieser Beitrag kann in meinem Blog-Archiv nachgelesen werden) hatte ich mir dieses Mal vorgenommen selbst an einer Proteststunde aktiv teilzunehmen, so wie dies immer wieder Einzelne, auch Touristengruppen und Mitarbeiter/innen der verschiedenen NGO`s machen.

einsame, aber lautstarke "Gegendemonstrantin"

Als ich gegen 12.50 an den schönen Brunnen kam der in Mitten dieses verkehrsreichen Platzes liegt war noch niemand anwesend. Als erstes kam eine ältere Frau mit ihrem Enkelkind denke ich und ein Mann, sicherlich schon in den Achtzigern, der sich mühsam mit einer Gehhilfe bewegte. Dann um 13.00 Uhr kam eine Frau mit einer großen Tasche in der sich schwarze, in Handform gestaltete Plakate , aber auch größere Transparente mit der Aufforderung die Besatzung zu beenden, befanden. Ich erfuhr das man die Aktion startet wenn mindestens 5 Personen anwesend sind. Das war der fall und so verteilten wir uns rund um den Brunnen.
Es dauerte nicht lange bis die ersten Reaktionen – zustimmende und ablehnende- aus den vorbeifahrenden Autos zu hören waren. „Fuck you“ oder rhythmisches Hupen waren die für mich erkennbaren Zeichen. Hier und da blieb ein vorbeigehender Passant stehen und diskutierte mit den Frauen, auch hier hatte ich den Eindruck das sich Zustimmung und Ablehnung die Waage hielt.

ich wünsche den mutigen Frauen einen schönen Shabbat heute und irgendwann einmal... das die Besatzung endet!

Nach einer Stunde packten wir die Plakate und Transparente wieder in die Taschen, die Frauen freuten sich sehr über die von mir mitgebrachten Sonnenblumen, mein kleines Zeichen der großen Anerkennung, meines Respektes für  diesen mutigen und nachhaltigen Protest. Seit mehr als 25 Jahren für eine Stunde mahnend zu erinnern, was zu tun ist, damit Frieden zwischen Israel und Palästina herrschen kann, ein kleiner aber starker „Stachel“ in der Zeit wo sich alle Juden auf den Shabbat vorbereiten.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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