Vier Hochzeiten und eine Verlobung- das Leben geht weiter, trotz alle dem!

Heute habe ich mich mit Fatima (Im Magdolin) getroffen. Ich brauche hier nicht mehr auf die besondere Beziehung verweisen, die sich seit dem ersten Treffen im Juni 2013 zwischen uns entwickelt hat. Ihr findet auf dieser Seite entsprechende Links zu meinen früheren Begegnungen mit ihr.

Auch heute habe ich am Abend, rückblickend zu unserem wieder sehr vielschichtigen Gesprächen, den Eindruck, den ich immer habe wenn ich Fatima treffe: sie ist so froh mal gedanklich aus ihrem Alltag ausbrechen zu können, sich mit jemandem wie mir, der so vielseitig an den gesellschaftlichen und kulturellen Themen/Problem hier in Palästina interessiert ist, austauschen zu können.

Blick auf Fatimas Elternhaus in Za`atara

 

So haben wir heute auch über so unterschiedliche Themen gesprochen wie:
„Ärzte sind hier nur auf Profit aus“, diese Aussage fußt auf aktuelle Erfahrungen mit einer schweren Erkrankung ihres Mannes, wo sie bei der Behandlung in Palästina oft viel Geld gezahlt hat ohne das ihm wirklich geholfen wurde. Erst die Behandlung in der bekannten (israelischen) Universitätsklinik Hadassah in Jerusalem war (bis jetzt) erfolgreich. Ein Thema war auch, dass die vielen Reichen hier, sich (in der regel) nicht sozial engagieren. „Lieber nehmen sie sich noch eine weitere Frau oder bauen ein weiteres Haus“ Nur bei den durch den Koran verpflichtenden Spenden zum Ramadan würde man etwas tun, wobei auch da oft nicht klar sei wohin das Geld geht. Selbst innerhalb der Familien komme es oft vor (Fatima erlebt es bei ihren Brüdern), das vom vielen Geld (was man vom Vater als Sohn geerbt hat), nichts an die Familien der Schwestern ausgezahlt wird. Dieses Thema hatte sich entwickelt, als ich sagte, dass ich dank spendenfreudige Teilnehmer/innen an meiner Geburtstagsfeier im Oktober u.a. dem Kinderheim La Creche 1000,-€ überwiesen konnte.

leckere „Reispfanne“

Natürlich wurde ich bei Fatima wieder mit leckeren palästinensischen Spesien verwöhnt. Schon bald nach meiner Ankunft roch ist den Duft von frisch gebackenem Brot. Ich konnte wieder die wunderbaren Kräuter in ihrem Garten riechen und schmecken. Auch lernet ich eine Frucht kennen, von der ich bisher noch nichts gehört habe: Pomelo eine Mischung aus Grapefruit und Pampelmuse. Fatima hat ein Bäumchen im Garten stehen.
Fatima ist, wie sooft auch als bekannte Vertreterin ihrer Familie, in den nächsten Tagen zu insgesamt 4 Hochzeiten und eine Verlobung eingeladen. Cousins und Cousinen aus ihrer großen Familie heiraten…denn das Leben geht auch hier weiter.

 

Als heute morgen Fatima mich abholen kam, war ihr ältester Enkel mit im Auto. Er hatte heute schulfrei denn: Heute war in Palästina ein staatlicher Feiertag (was Fatima bis gestern nicht wusste!!). Erinnert wird an diesem Tag an die durch die PLO am 15. November 1988 verkündete Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel. „Der Staat Palästina ist mittlerweile von fast 140 Staaten „offiziell“ anerkannt. Gegen den  Widerstand der USA und Israels hat die UN-Vollversammlung am 29.11.2012 einen Palästinenser-Staat faktisch anerkannt. Sie stimmte in New York für eine Aufwertung der Palästinenser zum Beobachterstaat („Non-member-state“). Den Antrag unterstützten 138 der 193 UN-Mitglieder, neun votierten dagegen, 41, darunter Deutschland, enthielten sich der Stimme. Die Palästinenser können nun UN-Organisationen und internationalen Verträgen beitreten und so z.B. den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anrufen. Der Beobachterstatus war in der Vergangenheit für Länder ein Sprungbrett zur Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen.“ aus  „die Geschichte Palästinas“ von der Landeszentrale für polit. Bildung (lpb) in Baden Württemberg

Abendstimmung über dem Herodion

 

Zum Schluss meines heutigen Tagesberichtes möchte ich den geneigten Lesern/innen von einer „Gebetswelle“ erzählen die ich seit einigen Monaten bekomme. Sie wird von Sabeel, eine von palästinensischen Christen im „Heiligen Land“ gegründete ökumenische Bewegung wöchentlich an „Beter in aller Welt verschickt“

Ich möchte einige der Fürbitten dieser Woche hier nun vorstellen:

Mehr Infos findet ihr hier

15.November 2018

Ein Geheimkommando Israels tötete einen Führer der Hamas und sechs andere Palästinenser nahe Khan Younis im Gazastreifen. Zum Schutz des Rückzugs dieses Kommandos flog Israel Luftangriffe. Ein israelischer Offizier wurde getötet, ein anderer verwundet. Der israelische Überfall und die Luftangriffe zogen Raketenabschüsse aus der von der Hamas kontrollierten Zone nach sich; dadurch droht eine Eskalation der Gewalt in dieser Region.

O Herr, unser Hirte und Fels, Dich rufen wir an in dieser Zeit der Gewalt in und um Gaza. Stärke doch alle in Gaza, die sich der Gewaltfreiheit und Befreiung aller, die ohne Ende leiden, verschrieben haben.

                                 Herr, nach Deiner Barmherzigkeit erhöre unser Gebet.

Am Donnerstag, 8.November überfielen israelische Streitkräfte eine Grundschule in Khirbit Ibziq im Jordantal, störten den Unterricht und zerstörten ein Zelt, das von Schülern und Lehrern benützt wird.

Großer Lehrer, Kinder brauchen Bildung, um das ganze und volle Leben zu haben, das zu geben, Du gekommen bist. Segne alle, die sich bemühen, dieser und kommenden Generationen unter diesen extremen Umständen eine Bildung zu vermitteln.

                                Herr, nach Deiner Barmherzigkeit erhöre unser Gebet.

Israelische Streitkräfte verhafteten im Oktober 511 Palästinenser, unter ihnen 74 Minderjährige und 15 Frauen. Das wurde letzte Woche in einer gemeinsamen Erklärung von drei palästinensischen Anwaltsgruppen für Gefangene bestätigt.

Herr, wir beten immer wieder für gefangene Palästinenser, besonders Kinder. Dein Geist möge ihnen Mut geben, standhaft zu bleiben und auf Deine Gerechtigkeit zu hoffen.

                               Herr, nach Deiner Barmherzigkeit erhöre unser Gebet.

 

 

 

 

 

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Die Spirale der Gewalt geht leider vor. Die Israelis glauben an die Macht,sie haben nicht gelernt dass Mächte kommen und gehen. Sie haben nicht gelernt andere Mitmenschen zu akzeptieren.
    Mit der Judaisierung des Staates haben sie den Weg für eine friedliche Einstaatenlösung beendet und damit auch Ihre Zukunft im Nahen Osten. Sie suchen Allianzen mit Mächten der Finsternis wie Saudi Arabien und lenken die Welt ab.
    Eine Tatsache muss ich allerdings nicht ignorieren, wir die Araber im Nahen Osten haben Systeme der Macht aufgebaut, jedoch keine Staaten. Deswegen wir haben gute Ärzte aber keine Medizin, wir haben Ingenieure aber Ramallah sieht wie ein Riesenflüchtlinglager aus. Keine Strassen?? Wir haben Juristen aber kein unabhängiges Justitssystem. Wir haben 5 Universitäten aber keine Forschung.
    Und trotzdem Liebe ich meine Heimat.

Schreibe einen Kommentar zu Emad Sawalha Antworten abbrechen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*