Wie wird ein Olivenbaum ein Ölbaum?

Auf dem Weinberg ist der Frühling „ausgebrochen“. Viele Bäume und Weinreben haben frische Blätter. Überall sieht man Blumen. Derzeit sind fünf Volontäre auf dem Berg, die die Brüder Daoud und Daher bei ihrer Arbeit unterstützen. Sie kommen aus Deutschland, USA, England und den Niederlanden. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass sich – oft junge Menschen – anstecken lassen von diesem Fiedensprojekt.

In den letzten Wochen sind Hunderte neue Bäume gepflanzt worden. Daoud sagt:„Es ist an der Zeit, dass wir mal einen Plan vom Weinberg machen, (das Gelände ist immerhin mehr als 40 Hektar groß) in dem eingezeichnet wird, wo was gepflanzt wird. Dann können wir auch in den schlimmen Fällen wo etwas zerstört wird, besser nachweisen was und wie viel zerstört wurde.“ Es wird also ein Landschaftszeichner gesucht. Man kann sich bei mir melden…..

Cocoon, ein neues Bewässerungssystem aus den Niederlanden

Mir fällt immer wieder auf das hier auf dem Berg auch neues ausprobiert wird. Die neueste Idee hat Daoud aus den Niederlanden mitgebracht, wo er auch gute Kontakte hin hat und zuletzt im Februar war. Bei dem neuen Projekt geht es um eine Bewässerungsidee. In ein Gefäss aus „zersetzbarem“ Material wird ein kleiner (Baum-)Setzling gepflanzt. Das Gefäss (in den Niederlanden Cocoon genannt) wird in die Erde gesetzt und mit Wasser gefüllt und dann mit einem Deckel verschlossen. Die Pflanze nimmt sich soviel Wasser wie sie braucht. Vor 2 Wochen hat Daoud 25 solcher Cocoon (Kosten 10 Dollar pro Stück) mit unterschiedlichen Baumarten bepflanzt. Heute war noch wenig Wasser von der Pflanze aufgesogen. Der besondere Clou ist, das ganze Gefäß zersetzt sich mit der Zeit und vermischt sich mit der Erde. Ich werde dieses interessante Bewässerungsprojekt weiter beobachten.

der neue „Erlebnisgarten“

Ein weiteres Projekt ist gerade in den letzten Wochen beendet worden und wartet nun auf die Nutzung: der Erlebnisgarten. Seit einigen Jahren hat eine Gruppe der „Heimstätte Dünne“ sich Gedanke gemacht wie gerade Kinder hier in Palästina an das Thema Natur und heimische Pflanzen herangeführt werden kann. Entstanden ist nun ein Garten der in verschiedenen Bereichen Kräuter und Heilpflanzen zeigt.

Info-Tafeln in zwei Sprachen

Auch die Beziehung von Bienen und Pflanzen wird erklärt. Zur besseren Verdeutlichung sind schöne Tafeln angebracht auf denen das Wichtigste erklärt wird. Geht es nach der Gruppe soll dieser Erlebnisgarten Teil eines „ökologischen“ Lehr-Pfades“ werden zu dem es auf dem Weinberg schon jetzt neben dem Garten- verschiedene Orte gibt die besonders gestaltet sind. Schön wäre wenn es dazu für die Besucher ein Informationsblatt als Wegweiser geben könnte.

2012, als ich zum ersten Mal auf dem Weinberg war und dort 4 Wochen gearbeitet hatte, habe ich in einem der großen Zelte geschlafen. Diese Unterkunft hat nun „ausgedient“, es sind stabilere „Haus-Zelte“ angeschafft worden, mit Fenster und Fliegengitter. Wenn man so will hat diese Unterkunft einen „Stern“ mehr bekommen.

die neuen „Haus-Zelte“

…..und wie wird ein Olivenbaum zu einem Ölbaum. Bis gestern habe ich gedacht: ein Olivenbaum ist ein Ölbaum. Doch wie ich gestern auf dem Weinberg erfuhr, hat der Olivenbaum ursprünglich keine (oder ganz wenige) Oliven. Erst wenn man ihn „veredelt“, das heißt ihm eben Zweig eines schon „veredelten“ Ölbaumes „einsetzt“ wird der Olivenbaum zum Ölbaum. Man bringt an dem Baum einen Schnitt an in den der kleine Zweig eingebracht wird. Damit die „Operation“ auch gelingt, d.h. der angebrachte Zweig auch hält, bringt man eine Binde um den Ast mit dem neuen Zweig

ich müsste schauen, ob derOlivenbaum auf dem Tempelberg ein Ölbaum ist…

Wie man sieht und spürt: der Weinberg und seine innovativen Projekte wachsen und gedeihen. Das was (politisch) um ihn herum geschieht, beeinflusst die Aktivitäten auf dem Weinberg nur wenig. Ich habe das Gefühl es spornt die Menschen hier eher an. Es stimmt also wenn Daoud Nassar sagt: „Wir wandeln negative Kräfte um in positive Energie!“

 

versprühen positive Energie
die Brüder Daoud und Daher Nassar

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“
„Ich wurde einmal von einer Frau darauf hingewiesen, dass wir mit der Befreiung der Theologie beginnen müssten, bevor wir über die Befreiung der Theologie reden können. Sie fand, dass vieles in unserer Theologie die Menschen eher gefesselt als befreit habe. Eines der besten Beispiele für eine solche „eingekerkerte“ Theologie ist das Verstummen so vieler kirchlicher Hierarchien im Angesicht von politischer Macht, die Menschen unterdrückt und versklavt.
Die Stille ist tödlich.“
von Hannah Arendt

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Marius,

    wie es unsere Eltern immer wieder in die Weinberge von Mosel/Saar/Ruver zog, so zieht es Dich immer Wieder in Daouts Nassers Weinberg. Scherz beiseite, und großer Respekt davor, wie er und seine Mitstreiter trotz aller Widrigkeiten diesen Projekt bewahren und vorantreiben.
    Der beste Garant für’s Überleben ist wohl die große Öffentliche Aufmerksamkeit, die leider viele drangsalierte Palästinenser in Ihrem Alltag nicht erfahren. Du hast ja aktuell schon ein paar Beispiele benannt.
    Deine Losung, „den Anspruch an uns zu stellen Fakt und Lüge zu unterscheiden“ finde ich gut.

    Ich fürchte nur, dass unser guter Frank-Walter Steinmeier diesem Anspruch im Falle Israel aus Staatsraison, weder als ehemaliger Außenminister und schon gar nicht Bundespräsident“ gerecht werden darf.

    Trotzdem, schöne, interessante und erlebnisreiche Tage und Begegnungen im heiligen Land und,
    Frohe Ostern, wenn’s soweit ist.

    Funcky

Schreibe einen Kommentar zu Johannes Funck Antworten abbrechen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*