Die antike königliche Stadt Sebastia, auch bekannt als Samaria, ist eine der größten archäologischen Stätten in Palästina. Es liegt 12 Kilometer nordwestlich von Nablus und die Ruinen des antiken Sebastia strecken sich über einen Hügel, von dem aus man das heutige Sebastia sehen kann. Ausgrabungen in Sebastia haben ergeben, dass dort erstmalig in der Kupferzeit um 4000 v. Chr. gesiedelt worden war. Die Stadt selbst erreichte nie politische
Bedeutung, bis König Omri seine königliche Stadt dort errichten ließ und sie Samaria nannte. Die sichtbaren Überreste de antiken Samaria sind unter anderem römische Gräber, ein hellenistischer Turm, eine severanische Basilika und die Türme am Herodion – Tor am Eingang einer Allee gesäumt von 600 Reihen auf beiden Seiten. Nach der religiösen Überlieferung wurde der Kopf von Johannes dem Täufer in Sebastia gefunden und zu seinen Ehren ist an dieser Stelle eine Kreuzfahrerkirche errichtet worden, welche später in eine Moschee umgewandelt wurde.
(aus: http://www.eu-asien.de/Palaestina/Touristeninformationen/Nablus.html)
Wir waren also in einem geschichtsträchtigen Ort zu Gast. Hierauf hatte ja auch schon der Kommentar (am 23.10.) von meinem palästinensischen Freund Emad hingewiesen. Beim abendlichen Schlendern durch die schön restaurierte Altsstadt spürte man es: hier kommen öfters Touristen hin. Die Reaktionen der Einheimischen Bevölkerung, uns gegenüber, war lange nicht so intensiv wie in den anderen Dörfern in den letzten Tagen. Wir erfuhren aber auch das in den letzten Wochen wegen der Unruhen viele Gäste ausgeblieben waren. So sagte uns der Besitzer des größten Restaurants am Ort, dass noch heute eine Gruppe mit 40 Personen das Essen abgesagt hatte, insgesamt seien es in den letzten 4 Wochen mehr als 20 Gruppen gewesen, die nicht gekommen sind. Nachdem es schon im letzten Jahr wegen des Gazakrieges im Sommer, im Herbst viel wenigen Gäste gab, so ist der erneute Einbruch des Geschäftes eine „Katastrophe“ für den Familienbetrieb. Schon in der ersten (1988) und in der zweiten (ab 20009) Intifada war das Restaurant jahrelang geschlossen. Nicht destotrotz haben wir für einen bescheidenen Umsatz gesorgt: nach 6 Tagen ohne ein abendliches Bier, gab es her das Leckere, in Palästina gebraute Taybeh-Beer
Wie ich gestern schon geschrieben habe waren wir in einem schönen Gasthaus untergebracht. Das Konzept der verantwortlichen des Abrahamspfades sieht u.a. vor das auch für die einheimische Bevölkerung sich Beschäftigungen ergeben. So werden hier in Sebastia für die insgesamt drei Gasthäuser Familien gebeten das Essen zu richten. Vor allem die ärmeren Menschen hier greifen dieses Angebot gerne auf, wie uns Zaid der örtliche Kontaktmann erklärte. Wir also zum Abendessen Gast in einer solchen Familien und genossen dort das leckere aber einfache arabische Mahl.
Nachdem Essen entspann sich eine Diskussion zur aktuellen Lage.
Zaid erzählte das in der vergangenen Nacht in Nablus (12 km von hier entfernt) etwa Hundert junge Menschen –wie immer Nachts- vom israelischen Militär aus ihren Häusern verschleppt worden sei. Selbst hier in dem so beschaulich wirkenden Örtchen Sebastia seien vorgestern Nacht drei junge Palästinenser (darunter ein guter Freund von Zaid verschleppt worden. Der Hintergrund sind keine konkreten Vorwürfe über eine Beteiligung an gewalttätigen Übergriffen, nein hier in Palästina reicht schon eine aktive Beteiligung an Protestaktion. So sind vor allem die Studenten, die -wie überall in der Welt- sich aktiv an politischen Protesten beteiligen, eine besondere Zielgruppe des israelischen Militärs. Nach Angaben von Zaid werden seit Beginn der aktuellen Konflikte jeden Tag zwischen 50 und 100 junge Menschen aus ihren Häusern verschleppt. Hierzu möchte ich nochmals auf den aktuellen Gastbeitrag verweisen.
So haben wir uns also heute Morgen, nach einer guten und ruhigen Nacht, begleitet von Zaid, aber etwas angespannter als in den letzten Tagen, auf die letzte Etappe dieses ersten Teilstückes des Abrahampfades in Palästina, von Sebastia nach Nablus gemacht. Wie gewohnt können Einzelheiten der Wegstrecke hier nachverfolgt werden.
Bis hier hatte ich den Text heute Morgen vor dem Frühstück geschrieben….und es sollte dann doch alles ganz anders kommen als gedacht.
Nachdem Frühstück haben wir noch auf den schön gestalteten zentralen Platz in Sebastia einen Tee getrunken. Einen solch schönen Platz haben wir in den bisherigen Dörfern noch nicht gesehen, überhaupt machte diese Altstadt einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Als wir uns gegen 8.30 zu der etwa 10 km langen Tagesetappe aufmachten, hatte sich der Himmel schon zugezogen. Auf unsere Frage ob es heute regnen würde, meinte Zaid wahrscheinlich nicht. Als wir den Ortsrand von Sebastia erreicht
hatten kam ein heftiger Wind auf – ein Vorbote des Regen? Wir sind noch etwa 1 Stunde gegangen, auf einer Anhöhe erblickten wir schon die ersten Häuser von Nablus. Um uns herum waren mittlerweile ganz dunkle Wolken, in der Ferne hörten wir den Donner. Ein Gewitter schien sich anzubahnen. Wir begannen mit den notwendigen Vorbereitungen für den zu erwartenden Regen, hüllten unsere Rücksäcke in einen Regenschutz, hielten ein durchsichtiges
Regencape griffbereit. Innerhalb von 5 Minuten setzte dann, begleitet von Sturmböen, ein wolkenbruchartiger Regen ein. Ich ging noch einige hundert Meter weiter, dort hatte ich ein Fahrzeug gesehen hinter dem ich ein wenig Schutz vor Wind und Regen suchte. Mit Mühe konnte ich das Cape überziehen. Zu dritt kauerten wir dann hinter dem Fahrzeug, der Regen war mit dicken Hagelkörnern gemischt. Nach etwa einer viertel Stunde, der Regen hatte an Intensität nicht nachgelassen, hielt ein schwerer LKW neben uns. Alfred hatte die tolle Idee den Fahrer zu fragen ob er uns ein Stück mitnehme könne…und es klappte. Mühsam, aber glücklich so diesem Unwetter zunächst entkommen zu sein kletterten wir in das hohe Führerhaus.
Irgendwie entspann sich zwischen Zaid und dem Fahrer ein kleines Gespräch, da ging es darum wo wir herkommen, aber auch Frau Merkel war Thema im Zusammenhang mit ihrer Flüchtlingspolitik. Vielleicht war es sogar so, dass wir Frau Merkel und ihrem guten Image wegen der Aufnahme der syrischen Flüchtlinge verdanken durften aus dieser misslichen Lage zu entkommen.
In Nablus angekommen nahmen wir dann ein Taxi und waren gegen 11.00 Uhr (schon) an unserem heutigen Zielort, dort wo vor 5 Tage unsere Wanderung mit der Taxifahrt nach Rumana begann.
Vor dem Hintergrund der schlechten Wetteraussichten für die nächsten Tage kamen wir in Diskussionen mit Zaid überein unser Pläne zu ändern. Statt in Aqraba zu beginnen und in drei Etappen bis Auja zu wandern, werden wir nun morgen ins Jordantal nach Auja fahren und übermorgen von dort bIs Jericho wandern.
Im Übrigen erlebten wir die Situation hier in Nablus entspannt, die Menschen gingen am ersten Tag der neuen Arbeitswoche ihren Geschäften nach, hier im Hotel gab es eine Fortbildungsmeeting, Alltag eben(!?). Eine Enttäuschung gab es zum Abend: als ich mir gegen 17.45 noch eine Knafeh gönnen wollte, war der Laden leider schon geschlossen. Das wird sicherlich bei meinem nächsten Besuch nachgeholt…versprochen
Lieber Marius. Ich bin begeistert von deiner Berichterstatung. Auch der Regen, der manchmal aus dem nichts kommt. Es ist so im Herbst. An bestimmten Tagen kann es sehr dunkel werden. In meinem Kopf ging es um die historische Stadt Samaria(Sebastia). Hier habe ich, und das ist meine Meinung, immer kritisiert, das unsere Bildungsystem ca. 600 Jahre vor dem Islam, leider nicht entsprechend behandelt. Unsere Heimatgeschichte entstand über viele Zeitepochen. Diese sollten systematisch in der Geschichte bearbeitet werden. Wen mann einen einheimischen nach König Omri fragen würde. Was würde die Antwort sein. ! Oder 600 Jahre christliche Geschichte, finden ebenso wenige Beachtung. Lg
Wenn mich jemand nach König Omri fragt , werde ich seine Existenz nicht leugnen , aber es ist wie es ist, eine andere Zeit und andere Epoche.