Ich habe es schon an andere Stelle geschrieben: es war mir an jedem Morgen in diesen acht Wochen bewusst, welch ein Privileg es ist, in dieser herrlichen Umgebung -bei immer wunderschönem Wetter- arbeiten zu dürfen.
Natürlich habe ich dann im Verlauf des Tages je nach (körperlicher) Schwere der Arbeit, auch schon mal meine „Knochen“ gespürt, die in meinem zurückliegenden Arbeitsleben eher die etwas geschont worden waren. Beim Sand und Kies schaufeln, kehren, Farbe spachteln, Steine aufsammeln, Furniere verdrahten oder anderen Erdarbeiten geriet ich schon hier und da an die Grenzen meines nun schon 62 Jahre meist gut „funktionierenden“ Körpers.
Es gab aber auch entspannendere, manchmal geradezu meditative Arbeiten wie Weinblätter oder Pflaumen pflücken, Blumen bewässern, vertrocknete Blüten abschneiden oder die Fenster der Krankenpflegeschule putzen (sie wurden erst mit Wasser dann aber mit viel Zeitungspapier blank poliert)
Ein Schwerpunkt der Arbeit in meiner Zeit hier war der „Bau der Spielplatzfläche die allerdings noch immer auf die Montage der Spielgeräte „wartet“. Das ist halt „arabisch“ wie ich so manchmal bei der Arbeit gedacht habe. Da wird eine Wand gestrichen und beim ersten Beton der durch die große Pumpe kommt, ist die Wand wieder derart voller Spritzer, dass ein weiterer Anstrich notwendig ist. Es fehlt so manchmal die durchdachte Planung in welcher Reihenfolge die Arbeiten sinnvoll erledigt werden sollten aber auch an der deutschen zeitlich festgelegten Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte. So schlich so manchmal auch der Gedanke bei mir ein, dass das was man gerade machte ein wenig „Beschäftigungstherapie (eben im wahrsten Sinne Mediation) sei.
Die Zusammenarbeit mit den beiden Volontären Carl und Valentin hat mir sehr viel Freude gemacht, auch wenn ich zugeben muss, dass ich eine Zeit brauchte mich an ihren „arabischen“ Arbeitsstil, den die beiden schon voll verinnerlicht hatten, zu gewöhnen: Es wird halt häufiger mal ein kleines oder auch längeres „Päuschen“ gemacht. Aber ich habe halt schnell auch gemerkt, dass es auch meinem Körper gut tut nicht die ganze Arbeitszeit auf „vollen Touren“ zu laufen.
Die Zusammenarbeit „Vorarbeiter“ Nasser war etwas schwieriger. Er ist sicherlich für die vielen, oft sehr unterschiedlichen Tätigkeiten, die hier in „Haus und Hof“ anfallen, ein hervorragender Experte, der häufig auch mit nur einfachen Mitteln Maschinen/Geräte „wieder ans Laufen“ bekommt, für alle Probleme die in so ein großen Einrichtung anfallen meist eine Lösung weiß. Die sicherlich nicht immer einfache Zusammenarbeit mit sehr jungen Volontären hat ihn sehr „angespannt“ werden lassen. Auch die absprachen mit Schwester Hildegard sind wohl verbesserungswürdig. Schwester Hildegard will aus den Anspannungen der letzten zeit auf allen Seiten die Konsequenzen ziehen wenn die neuen volontäre im Frühherbst kommen. Es soll zwischen ihr, Nasser und den neuen Volontäören tägliche Absprachen geben. Ich hoffe sehr das dies das Arbeitsklima für alle Beteiligten angenehmer gestalten lässt.
Abschließend aber will ich doch betonen, dass es für mich mit 62 Jahren, eine alles in allem wirklich bereichernde Erfahrung war, wieder mit Tätigkeiten betraut zu werden, die ich zum Teil vor mehr als 50 Jahren das letzte Mal in der kleinen Baufirma meines Vaters gemacht habe. Von daher verwundert es sicherlich nicht dass ich viel mehr als sonst auch wieder an meinen 1986 verstorbenen Vater denken müssen, auf dessen Grab die von Karl Kluth, einem Düsseldorfer Künstler, gestaltete Skulptur mit den drei Emmaus-Wanderern steht….So schließt sich der Kreis von Neuss, meinem früheren Leben nach Beit Emmaus in Palästina: Wunderbar!!
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