Das Recht des Machthabers

Die Militärgerichtshöfe

Bisher habe ich mich zum Wetter ja nicht geäußert. Es gab ja auch keinen Grund. Jeden Morgen ging gegen halb sieben die Sonne auf und am Abend gegen halb fünf wieder unter. Es war jeden Tag schön warm, an manchen Tagen sogar über 20°C. Was will man Ende November dazu sagen. Ich habe das Wetter sehr genossen.

Heute habe ich in Jerusalem auch nochmal Fatima getroffen. Mit ihr, der Einheimischen durch den Bazar der Altstadt zu laufen ist für mich ein besonderes Erlebnis. Sie kennt all die angebotenen Waren und kann sie mir erklären.

mit Fatima im Basar in der Jerusalemer Altstadt

Es hat sich in diesen Tagen bei mir noch vieles „angesammelt“, was ich bisher nicht in meinen Blogbericht gebracht habe. Ich möchte dies nun in meinen Tagesberichten heute und morgen „nachholen“ 

Treffen mit Roni Hammermann

Auch Roni Hammermann ist den LeserInnen meines Blogs schon sehr bekannt, seit Jahren besuche ich sie immer wieder auch mit meinen Gruppen. Wenn es eben geht besuche ich sie auch wenn ich, wie auch dieses Mal, alleine hier in Jerusalem bin. So war ich auch am vergangenen Mittwoch (27. November) zu Gast bei ihr zu hause.

Natürlich ging es bei unserem Gespräch, neben den Erfahrungen mit ihrer Menschenrechts-Beobachtungsgruppe „Machsom Watch“, auch um die aktuelle politische Situation hier im Lande. Sie ist, wie viele in Ihrem Freundeskreis ziemlich desillusioniert  und beobachtet mit Sorge, wie sich der Ministerpräsident Nethanjahu an seine Macht klammert. Der Ausgang ist auch für sie ungewiss.

Mit ihrer Gruppe haben sie ein neues Info-Büchlein herausgegeben: Die Militärgerichtshöfe – Das Recht des Machthabers 

Seit 2006 macht die Gruppe „Machsom Watch“ Beobachtungen und schreiben Berichte über die Verhandlungen an den Militärgerichtshöfen.

Laut Covertext wollen sie mit diesem Büchlein zeigen wie die Sprache eine Weltanschauung prägt und reflektiert, in diesem Falle die Sprache der Militärgerichte, wenn sie palästinensische Angeklagte richtet, die unter Besatzung leben. Weiter heißt es da: Verschiedene Rechtssysteme für verschiedene Bevölkerungen sind für ein Apartheid System charakteristisch.

Nochmaliges Treffen mit Daoud und seiner Frau Jihan

Am Sonntag habe ich mich auch nochmal mit Daoud getroffen, dieses Mal begleitet von seiner Frau Jihan. Beide kamen von der Militärbehörde, es ging mal wieder (wen wundert es) um die Klärung der Landfrage. Fast nunmehr 30 Jahre dauert dieser Prozess um die Anerkennung des Landes nun schon an. Ein Termin in der letzten Woche, einen Tag vorher mit der Sachbearbeiterin vereinbart, musste ausfallen. Er war umsonst erschienen. Die „Dame“ hatte Urlaub und sie hatte es wohl am Tage zuvor nicht gewusst.

Johann und Daoud mit einem Teil der Unterlagen

So also heute den Termin, an einem für Christen wie es die Nassers sind, freien Sonntag. Es gab Fragen zu den Zeichnungen des staatlich anerkannten Vermessers. Eine Kennzeichnung des Grundstücks enthielt eine falsche Zahl. Daoud wurde aufgefordert sich mit dem Vermesser diesbezüglich in Verbindung zu setzen. Auch soll er in der örtlichen Presse eine Anzeige aufgeben in dem er bekannt gibt, dass es beabsichtigt ist, das gekennzeichnete Land als besitz anerkennen zu lassen. 45 Tage besteht dann die Möglichkeit der palästinensischen Bevölkerung, gegen das Vorhaben Einspruch einzulegen. Das Gleiche Procedere soll dann auch der israelischen Bevölkerung (welcher und warum?) gewährt werden.

Aber auch aus einem solchen Vorgang kann Daoud positives gewinnen: Wieder ein kleiner schritt in Richtung unserem großen Ziel der Anerkennung unseres Landes

Wenn man mit dem Taxi fährt…

….da kann man hier immer etwas erzählen. 

Wenn ich nicht unbedingt ein Taxi brauche, versuche ich, wenn es irgend wie möglich ist, einen Bus zu nehmen oder zu Fuß zu gehen. Aus gutem Grund, wie es sich bei meinem Besuch am vergangenen Freitag zur „Kairos-Konferenz“ in Bethlehem, mal wieder gezeigt hat.

Denn wie an dem Tag, als ich nach Bethlehem zur Konferenz zum Kairos-Palestine-Papier wollte, und ich nicht genau wusste, wo der mir genannte Konferenzort ist, habe ich mal wieder ein Taxi genommen.

am Checkpoint in Bethlehem: jeder will das ich mit ihm fahre

Um mich nicht gleich nach Gang durch den Checkpoint, wenn Dutzende „Fahrwillige“ auf einen stürzen und sich anbieten, den ersten Besten zu nehmen (und die traurigen Gesichter der anderen hinter mir zu spüren) bin ich erst mal weiter gegangen. Irgendwann hielt ein Taxi an, wie ich es erwartet hatte, und fragte ob ich Selbiges brauche, da bin ich dann eingestiegen. Ich zeigte ihm auf einem Papier den Namen des Veranstalters, leider ohne genaue Anschrift. Da er auch nicht wusste wi diese Einrichtung ihren Sitz hat und auch der englischen Sprache nicht mächtig war, hielten wir bei einer jungen Frau, die er augenscheinlich kannte und die Englisch konnte. Mit ihrer Hilfe konnten wir das Fahrziel genauer lokalisieren. Soweit so gut sollte man meinen, eben bis zu dem Augenblick wo die Frage aller Fragen kommt/kommen muss, wenn man nicht, was man immer tun sollte (ich aber wieder mal versäumt hatte) vorher der Fahrpreis vereinbart hat: Was kostet es? Die Antwort ist immer die gleiche: Was Du meinst….Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen, was die Koste für bestimmte Distanzen angeht, gb ich ihm 20,- Schekel. Ich hätte ein Foto machen mögen von seinem (beleidigten) Blick. Er schüttelte heftig mit dem Kopf, murmelte etwas von zu wenig und das seine Familie unterstützt werden müsse. Ich gab ihm 10 Schekel mehr, verabschiedete mich mit vielen Grüßen auch an die Familie und eilte zur Konferenz…..

Jerusalemer Taxis am Damaskustor

Noch ein Nachtrag:
Heute habe ich am Jaffa-Gate, also in Jerusalem, wegen eines Taxis zum Zentralen Busbahnhof gefragt. Er sagte mir nicht den Preis sondern wollte wissen wo ich anschließend hinfahren wollte. Als ich sagte zum Flughafen, meinte er, dass würde bei ihm 100,-Schekel kosten. Den Preis zum nahen Busbahnhof hat er mir nicht genannt…..

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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