Heute, am Sonntag, sind wir zunächst zu Fuß von unserem Quartier durch die Bethlehemer Altstadt zu der in einem Kilometer entfernten Geburtskirche gegangen. Nach der Besichtigung dieser, von der UNESCO 2012 gegen den Widerstand von Israel (und bei Enthaltung Deutschlands) zum Weltkultur ernannte haben wir uns auf den Weg zum Kloster Mar Saba gemacht. Es liegt etwa 15 km von Bethlehem entfernt in der Kidronschlucht mitten in der judäischen Wüste. Es ist eines der ältesten Klöster der Orthodoxen Kirche und vielleicht auch eines der bedeutsamsten. Bereits im Jahre 478 kam der Mönch Savas aus seiner Heimat Kappadokien hierher und bildete seine eigene Mönchsbruderschaft. In der Folge spielte das Kloster eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Mönchtums und der orthodoxen Theologie.
Anschließend haben wir einen Besuch bei Familie Twaib in Zatara gemacht. Fatima (Im Magdolin), ist all meinen Leser/innen durch diesen Blog bestens bekannt. Leider konnte sie meine Gruppe nicht persönlich empfangen, da sie zur Behandlung verschiedener Beschwerden, auf meine Vermittlung hin, in meiner Heimat weilt. Wir wurden aber von Ihrem Mann Saaed, ihren Töchtern Rada und Magdolin herzlich willkommen geheißen. Es wurde uns ein leckeres arabisches Mahl bereitet. Bedient wurden wir auch von vielen ihrer 17 Enkelkinder. Bevor wir zu unserer letzten Station aufbrachen haben wir noch den wundervollen Blick in die nahe am Haus von Fatima beginnende Wüste „genossen“.
Zum Schluss des Tages hatten wir uns noch mit Vertretern der palästinensisch-israelischen Friedensinitiative „Roots“ getroffen.
Roots ist laut eigener Beschreibung auf ihrer Internetplatform www.friendsofroots.net
„eine Initiative, die von einem gemeinsamen palästinensischen und israelischen Komitee mit Sitz im Westjordanland geleitet wird. Wir arbeiten in unseren eigenen Gemeinschaften im Herzen des Konflikts; Wir wollen durch unser Engagement die Verlagerung von Hass und Verdächtigung auf Vertrauen, Empathie und gegenseitige Unterstützung. Durch unsere Projekte und Workshops sind wir bestrebt, den Grundstein für eine Realität zu legen, in der künftige Abkommen zwischen unseren Regierungen aufgebaut werden können. In nur zwei Jahren des schnellen Wachstums hat unsere Arbeit fast 13.000 Menschen erreicht.“
Mit uns sprachen Shaul ein jüdischer Israeli, von Beruf Lehrer, der mit seiner Familie ganz in der Nähe unseres Treffpunktes, in der jüdischen Siedlung Gush Etzion lebt und Noor, ein Palästinenser, von Beruf Reiseguide, der in Bethlehem lebt. Beide erzählten uns zunächst ihre Lebensgeschichte. Shaul, der an die vielen Kriege erinnerte, an die Freiheitskämpfe auf beiden Seiten. Er äußerte auch Verständnis für den Widerstand der Palästinenser. Erst als ihm nahestehende Personen ermordet wurde, sei ihm klar geworden, dass diese Entwicklung nur zum Untergang beider Seiten führen würde. Da sei er dem Rabbi Fromann begegnet. Von ihm habe er gelernt das es etwas ganz anderes ist wenn man davon spricht dazu zu gehören oder wenn mann davon spricht etwas zu besitzen. Bezogen auf die jüdischen Gebiete Samaria und Judäa heißt es für Shaul auch das leben von Palästinensern hier zuzulassen, aber eben nicht dieses Land in Besitz zu nehmen.
Noor ist 1991 in Jordanien geboren und Mitte der 90iger Jahre nach Bethlehem gekommen. Die Zeit bis zum Beginn der 2. Intifada hat er als seine bisher schönste Lebenszeit empfunden. Mit Beginn des 2. Aufstandes der Palästinenser war sein Alltag geprägt von Ausgangssperre, Beschuss und getöteten Nachbarn. Er selbst hat sich aktiv am Volksaufstand beteiligt, am Rachels Grab in Bethlehem Steine auf die Israelischen Soldaten geworfen. Auch bei ihm war der Tod eines engen Freundes ein einschneidendes Erlebnis. Er wollte diesen Tod rächen und plante mit Freunden einen israelischen Checkpoint anzugreifen. Mit gestohlenen Waffen wurden sie von palästinensischen (!) Polizisten kontrolliert und festgenommen. Mit Glück konnten sie der Überstellung an Israel entgehen. Nach Schule und Studium wurde er Reiseführer und hatte 2015 die Möglichkeit eine Gruppe nach Hebron und anschließend zu einem Gespräch mit der Gruppe Roots zu führen.
Dort traf er einen Rabbi. Zum erste Mal in seinem Leben hörte er dort (von einem Rabbi!!) dass auch die Palästinenser Rechte haben. Er war beeindruckt von seinen Visionen wie der so schmerzlichen Konflikt zu lösen sei. Er ist dann mehrfach zu Treffen der Gruppe gegangen und hat sich dann dieser Bewegung angeschlossen. Jetzt trifft man sich regelmäßig, tauscht sich aus, hört die Probleme der anderen Seite, versucht sich in deren Probleme hinein zu versetzen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Darüber hinaus geht man auf Schulen, Soldaten und andere Gruppierungen zu und versucht dort für die aussöhnenden Gedanken der Gruppe zu werben.
Natürlich wird diese Bewegung von beiden Seiten argwöhnisch beobachtet, von vielen abgelehnt, weil mit den Anderen spricht man nicht….
Wir konnten durch das Nachempfinden beider Lebensgeschichten gut verstehen, dass es für beide ein logischer „Ausweg“ aus einer schier hoffnungslosen Situation war sich der Bewegung „Roots“ anzuschließen
Dennoch wir hatten bei dem zweistündigen Gespräch ein gutes Gefühl und meinen, dass diese Bewegung, die sich aus der Mitte der beiden oft hasserfüllten Gruppenentwickelt hat, eine echte Chance verdient. Ich werde die Entwicklung von Roots sicherlich weiter verfolgen.
Das sind wichtige Entwicklungen im Lebenslauf der Siedlerbewegung.
Rabi Froman war ein extrem rechter Jude in den 70 und 80 er.
Gosh Zion zählte zu den ersten Judaisierungs Versuche im Bethlehem und Palästina insgesamt.
DEr Konflikt jetzt ist religiöser geworden. Nur wirklich gläubige Menschen suchen den Frieden.
Er hat den richtigen Weg gefunden.
Ich hoffe das die Regierung in West Jerusalem auch eines Tages diesen Weg finden würde.