Der Tag danach

ich hatte es ja gestern zum Schluss meines Tagesberichtes kurz erwähnt, der eine oder die andere hat es nun auch in Deutschland in den Nachrichten mitbekommen: bei den Auseinandersetzungen an der Grenze zum Gazastreifen wurden 17 junge Palästinensern durch israelisches Militär getötet über Tausend wurden verletzt.
Die ARD meldete heute dazu:
Nachdem im Gazastreifen die Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft wird, zum sogenannten „Marsch der Rückkehr“ aufgerufen hatte, waren über 20.000 Palästinenser zur Grenzmauer marschiert. Die Idee: Das Recht auf Rückkehr der Palästinenser in das heutige Staatsgebiet Israels zu untermauern. Es folgten Ausschreitungen, israelische Soldaten setzen Tränengas und Gummigeschosse ein. Außerdem, so sagte es der niederländische UN-Botschafter und Präsident des Sicherheitsrates, Karel van Oosterom, habe Israel schließlich scharfe Munition eingesetzt. „Der Einsatz scharfer Munition sollte stets die letzte aller Möglichkeiten sein. Wir rufen Israel auf, die Vorfälle gründlich zu untersuchen.“ Mehr dazu hier

Haupt-Straßenzufahrt nach Beit Jala:
Es wirkt wie eine Festung, die jederzeit abgeschlossen werden kann

Auch hier in der Region spürte man die Auswirkungen dieser Vorfälle. Unser Plan, heute nach Hebron zu fahren um dort Issa Amor den bekanntesten Vertreter der Gruppe Youth Against Settlements zu treffen, haben wir aufgegeben. Es müsste befürchtet werden das es auch dort in Hebron zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen würde. Issa Amor war vor Monaten inhaftiert, mittlerweile ist er wieder frei. Amnesty International hatte damals zu einer Briefaktion aufgerufen, die Erfolg gezeigt hatte.

Auch in Bethlehem im Umkreis des Aida-Camps, wo wir gestern noch gewesen waren, gab es Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und dem israelischen Militär.

arabisches Frühstück

Also haben wir uns heute dafür entschieden „gefahrlose Unternehmungen“ zu machen. So haben wir zunächst Fatima einen Besuch abgestattet. Von Ihr wurden wir, wie ich es schon sooft erlebt habe, sehr gastfreundlich behandelt. Es gab ein leckeres (zweites) arabisches Frühstück mit, von Fatima, frisch gebackenem Brot. Für Ekki und Rolf war es natürlich, wie für alle die Fatima kenn- und erleben dürfen, eine große Freude. Aber auch Fatima selbst freut sich immer wenn sie neue Menschen aus Deutschland kennen lernen kann. Sie ist so sehr an neuem und ihr Unbekanntem interessiert. Es macht einfach Freude mit ihr zusammen zu sein.

unbeschreiblich schön:
die judäische Wüste

Natürlich haben wir auch einen Blick in die judäischen Wüste genommen. Fatima wohnt, wie ich es schon oft berichtet habe, am Rande der Wüste. Anschließend sind wir zum Kloster Ma Saba gefahren, dass sich ganz in der Nähe des Wohnortes von Fatima befindet. Auch von diesem wunderschönen Ort habe ich schon mehrfach berichtet. Heute war die Sicht großartig, ohne Probleme konnten wir in der ferne das Tote Meer sehen.

Am frühen Nachmittag haben wir einen Blick in die Geburtskirche gemacht, deren Renovierung sichtbare Fortschritte macht. Anschließend sind wir durch Bethlehemer Altstadt gebummelt. Es war dort heute eine merkwürdige Atmosphäre zu spüren. Vor dem Hintergrund der schlimmen Vorfälle an der Grenze zum Gazastreifen ist für ganz Palästina ein Generalstreik ausgerufen worden. Dem Aufruf wurde umfassend Folge geleistet. Alle Geschäfte waren geschlossen, kein Bus fährt heute, die Straßen waren sehr leer, was für diese Region absolut ungewöhnlich ist.

Streik in Palästina:
Bethlehem gleicht einer Geisterstadt

Zum späten Nachmittag bin ich dann alleine noch einmal ins Cremisan-Tal gegangen. Es ist von der Abrahams-Herberge in einer guten halben Stunde zu Fuss zu erreichen. Ich wollte mir doch einmal ansehen ob nun der Zaun geschlossen ist. Ich war vor einem Jahr das letzte Mal dort, wo man das Kloster erreicht. Immer noch ist die Lücke zwischen dem Zaun der aus dem Tal kommt und dem Zaun der vom Berg herunter kommt etwa 250 m groß, rechts und links der Straße also noch etwa jeweils 100 m. Es scheint aber alles soweit vorbereitet, dass der endgültige Abschluss des Tales jederzeit passieren kann. Dann könnte keiner mehr von Beit Jala aus zum Salesianer-Kloster und dem Weingut fahren. Ich werde die Entwicklung weiter beobachten und hier im Blog berichten.

Zum Abschluss des Cremisan-Tales fehlen noch 250 m
Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Es ist sehr traurig wie die Menschen in Gaza und das Gebiet Gazastreifen behandelt werden. In 10 Jahren ist Gebiet Umweltbedingt nicht mehr bewohnbar.
    Zurück zu den Ereignissen dort. Ich habe immer eine stille friedliche Demonstration ohne Gewalt gewünscht. Eine Million Einwohner des s.g West Bank marschieren entlang der Mauer und erinnern die Juden an ihre Eingrenzung und Vernichtung im 2 Krieg. Eine Million in Gaza. Nicht nur Kinder und Frauen. !!! Was soll passieren wir stehen an der Mauer und wollen nur eins, in dir heilige Stadt beten ohne Gewalt. Die Welt und vor allem Europa zeigen dass wir in einem zweiten Südafrika Leben. Rassentrenneung!! Das ist was Heiko Mass unterstützt. Das ist was USA seit Jahren unterstützt.
    Aber eines muss ich sagen: Staaten überdauern nicht lange wenn diese auf Ungerechtigkeit gebaut sind. Das zweite ist: Fatah hat ausgedient und muss verschwinden. Sie darf nicht mehr mit Gelder der Europäer unterstützt und verwaltet werden. Wenn wir eine Lösung erzwingen wollen dann lösen wir die PA auf und Welcome Occupation erneut. Mal sehen ob die Israelis 5 Millionen Menschen ernähren können.

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