Seit 2001 leitet Schwester Hildegard hier in Beit Emmaus diese Einrichtung. Sie ist in Oberösterreich geboren und 1973 in die Gemeinschaft der Salvatorianerinnen eingetreten.
Ab 1993 hatte sie im Mutterhaus in Rom in der Generalleitung u. a.die Aufgabe die Arbeit der Schwestern im Nahen Osten zu koordinieren. Ihr erster (beruflicher) Besuch im Hl. Land war in 1994. Der Beginn ihrer Tätigkeit war „überschattet“ von der 2. Intifada. „Ich hatte oft große Angst und nachdem ich Zeugin von zwei Selbstmordanschlägen an Bussen war, dachte ich mir, ich könnte hier nicht leben.“ Bei uns haben die Wände gewackelt wenn das 10 km entfernte Ramallah bombardiert wurde. Durch Qubeibaeh sind oft die Panzer gerollt die alles platt gewalzt haben was im Wege stand. Und dann kam die Mauer, die Checkpoints, am Anfang war der Durchgang nur in der Zeit zwischen 11.00 und 16.00 Uhr gestattet. Oftmals war auch wochenlang kein Durchlass. Zum (psychischen) Überleben war es wichtig zu akzeptieren das das „Abnormale ein Stück Normalität wird“, das permanenter „innerer wiederstand“, nichts bringt und dazu einem alle Kräfte raubt die dann bei der Arbeit fehlen.
Auf meine Frage bezüglich dem Leben als Christin (Schwester) in muslemischer Umgebung meinte Sr. Hildegard, dass schon vom Orden aus die Grundeinstellung gelehrt wird, dass Menschen jedweder Rasse, Kultur oder Religion wertgeschätzt werden: „Es geht uns dabei immer um den Menschen als Geschöpf Gottes“.
Es ist ihr hier deshalb nie schwer gefallen als Christin zu leben, sie hat bei den muslimischen Bewohner/innen immer Wertschätzung und Respekt erfahren. In der Pflegehochschule bemüht man sich derzeit um die in dieser Gegend lebenden Beduinen, will erste Schritte unternehmen das deren Kinder zur Schule und später auch zu Studium gehen können. Die Leute sagen: „ Da wir hier in Qubeibeh so viel von den Schwestern empfangen durften, möchten wir uns um noch ärmere Menschen kümmern und dazu gehören vor allem die Beduinen.“
Es ist wie ein „Wunder“, sagt Sr. Hildegard auf meine Frage woher das Geld kam und kommt um zu bauen und für den Unterhalt, aber auch für die Gelder der einheimischen Mitarbeiter/innen aufzukommen. Es hat immer gereicht, es gab immer Menschen (einzelne Personen und Gruppen) die Geld gespendet haben, aber auch ausländische kirchliche und staatliche Institutionen, die dann wenn es nötig war, Gelder zur Unterstützung bereitstellten. Allerdings wurde es im Verlauf der Jahre immer schwieriger und vor allem „umfangreicher“, entsprechende Anträge für öffentliche Gelder zu erstellen. Viel Unterstützung erfahren wir von Einzelspendern, von Pfarren, die durch Basare oder Eine Weltkreise uns unterstützen. „Es ist uns aber bis heute gelungen nicht von einer „Geldquelle“ abhängig zu werden. Wir können so die Arbeit mit den alten und behinderten Menschen frei und nach den Bedürfnissen dieser Menschen gestalten“ sagt Sr. Hildegard, auch ein wenig stolz.
Zum die Welt bewegenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern befragt, meinte Sr. Hildegard, dass sie einerseits vollstes Verständnis dafür hat das sich die Israelis vor den Selbstmordattentaten schützen (müssen). Trotzdem habe sie nicht geglaubt dass es möglich sei „ein Land einzumauern“ wie es sich hier seit 2003 bis heute passiert ist. Das alltägliche Leben unter der Besatzung braucht sehr viel von der Kraft und der Energie der Menschen die hier leben und arbeiten.
Sie teilt die Hoffnung auch vieler Einheimischer, dass es ein Leben „wie früher“ gibt, wo man in Jerusalem zur Arbeit ging und man ohne Probleme seine Verwandten besuchen konnte. Die von der offiziellen Politik noch immer geforderte „Zweistaaten-Lösung“ hält Sr. Hildegard vor dem Hintergrund der Besiedelung der Westbank durch jüdische Siedler für vollkommen unrealistisch. Es sollte einen gemeinsamen Staat geben, in dem Jeder/Jede respektvoll mit dem anders Gläubigen umgeht, in dem alle gleiche Rechte und Pflichten haben.
Bezüglich der vielfältigen Unterstützungsarbeit für die Menschen hier in Palästina hofft Sr. Hildegard auf mehr Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den, für die gleiche Aufgabe verantwortlichen wohltätigen Organisationen, deren Träger oft auch aus dem kirchlichen Bereich kommen. Hier ist derzeit noch häufig angesagt, das jeder „das Rad neu erfindet“ statt das es fachlichen Austausch und Zusammenarbeit im Sinne von „Synergieeffekte nutzen“ gibt.
Für ihre eigene Zukunft hier in Beit Emmaus sieht Sr. Hildegard sich in guter Hand: „Gott wird mir, wie bisher auch schon, den Weg weisen“
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