Heute haben wir verschiedene Ziele in Bethlehem und der benachbarten Stadt Bet Jala besucht.
Natürlich haben wir mit einem Besuch in der ältesten Kirche des Westjordanlandes begonnen: die Geburtskirche mit der Geburtsgrotte von Jesus, vor kurzem von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, im Übrigen haben die Vertreter von Deutschland in diesem Gremium dagegen gestimmt…verstehe wer will so etwas nennt man Politik…
Da wir sehr früh aus unserem Hotel den kurzen Weg nach der Geburtskirche gefahren sind, waren wir eine der ersten Gruppen dort und konnten nach „nur“ einer stunde Wartezeit in die kleine Grotte hinein.
Dort haben wir mit viel Gefühl das schöne Lied „Laudate omnes gente..“ und „Zu Bethlehem geboren“ gesungen. Tat uns allen gut.
Anschließend sind wir in andere Grotten in unmittelbarer Nähe gegangen und hatten vor einen kleinen meditativen Gottesdienst zu halten. Hier wurden wir schnell von einem Franziskanerpater und einem Priester im Messgewand massiv darauf hingewiesen das wir diese Grotte möglichst sofort zu verlassen hätten, da sie einen Gottesdienst für eine andere Gruppe feiern wollten…der Kampf um die Altäre schoss und sofort durch den Kopf….
Nach diesem nicht so schönen Schlussakkord sind wir die etwa 2 Km ins benachbarte Bet Jala gefahren, wo wir eine kath. Private Schule besuchten, die neben einem Kindergarten und Vorschule für 120 4-6 jährige Jungen und Mädchen eine Grundschule bis zu sechsten Klasse vorhielt. Eine blitzsaubere Schule die uns von einer sehr stolzen Direktorin gezeigt wurde.
Zum Mittag waren wir bei Dr. Mitri Raheb zu Gast. Dr. Raheb ist einer der Autoren des 2009 von palästinensischen Christinnen und Christen formulierten Aufruf an die Weltgemeinschaft „Die Stunde der Wahrheit“. Das mitunter kontrovers diskutierte Dokument versteht sich als ein „Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen“. Das Papier wird „Kairos-Palästina-Dokument“ genannt. Weiter Infos zum Papier findet man unter diesem Namen in der Kopfzeile des Blogs.
Für Dr. Raheb ist seit der Ablehnung des Antrages auf Aufnahme von Palästina in die UNO im Herbst 2011 der „Schimmer der Hoffnung erloschen“. Er sieht weder die Möglichkeit einer „Zwei-Staaten-Lösung“ noch die einer „Ein-Staaten-Lösung“. Für ihn gibt es nur noch eine „Vier-Staaten-Lösung“ in mit einem „Apartheid-System“: Israel; Gaza; Städte im Westjordanland(A-Zone) und israelische Siedlungsgebiete im Westjordanland.
Nach einer stärkenden Mittagspause auf der Dachterasse des evangelischen Zentrums sind wir den kurzen Weg zu einem der Drei in Bethlehem und Umgebung befindlichen Flüchtlingslager gefahren.
Am Eingang empfing uns „der größte schlüssel der Welt“ der an das Rückkehrrecht der Palästinenser in ihre in Israel liegende heimat erinnern soll. Viele der Flüchtlinge besitzen noch ihren Haustürschlüssel, jedoch die Häuser stehen nicht mehr. Eine Rückkehr ist trotz UN-Beschluss- mehr als unwahrscheinlich.
Was heißt hier in Palästina „Flüchtlingslager?“
Die im Palästinakrieg 1948 geflohenen und vertriebenen Palästinenser (mehr als 750.000) wurden in 58 Flüchtlingslagern im Westjordanland und Gazastreifen, in Jordanien, Syrien und dem Libanon aufgenommen, wo sie und ihre Nachkommen teilweise bis heute leben und vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten versorgt werden. Die Integration der Flüchtlinge in die Bevölkerung wurde auch in den arabischen Staaten teilweise behördlich unterbunden. Die Zelte sind zwischenzeitlich durch feste Bebauung ersetzt worden, der Begriff „Lager“ (als kurzzeitiges Provisorium) ist damit sachlich nicht mehr korrekt. Der Gebrauch dieses Begriffs ist hier mehr politischer Natur, um den ungeklärten Status der Bewohner zu verdeutlichen. Fast jede größere palästinensische Stadt hat ein Lager als Vorort. (aus Wikipädia)
Am Abend waren wir zu einem arabischen Abendessen Gast im Hause von Faten Mukarker in Beit Jala. Dort erzählte sie uns bei leckeren Speisen ihre Lebensgeschichte die sie als Kind mit ihrer Familie ins Rheinland bei Bonn führte. Zurückgekehrt heiratete sie und durchlebte mit ihren vier Kindern die Schrecken der Intifada und des Golfkrieges. Anschaulich und liebevoll schilderte sie das Leben zwischen nationalen und religiösen Grenzen.
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