Heute bin ich wieder „umgezogen“, von Beit Jala nach Jerusalem. Dort wohne ich wieder für zwei Tage bei den Benediktinern auf dem Zion.
An der Bushaltestelle in Beit Jala entdeckte ich ein Schild der Welt weiten Bewegung der Clown-Doctors „Red Noses“, die auch hier in Palästina ihr Freude den Kranken (nicht nur Kindern) vermitteln.
Heute ist Samstag, was hier in der Region bezüglich der Frage, fährt der Bus eigentlich heute, so einige Fragen aufwirft. Freitag, das weiß ich, ist der freie Tag (Sonntag) der Muslime, Samstag der Sabbat (Sonntag) der freie Tag der Juden. Haben aber die Muslime heute am Samstag auch noch frei? Und was ist mit den Christen, die haben heute Samstag also keine Schule, gehen die noch arbeiten? Fragen über Fragen, aber der 231 Bus kam recht zügig, also keinen „Sonntagfahrplan..
Ein nette Begebenheit ereignete sich just an der Stelle, wo bei den Businsassen in der Regel große Anspannung herrscht am Checkpoint. Es ist üblich, dass alle jungen Palästinenser aussteigen, dann zwei Soldaten (mit umhängendem Maschinengewehr!!) die im Busverbliebenen kontrollieren. Dann werden die kontrolliert, die ausgestiegen sind, und nachdem sie eingestiegen sind kann der Bus seine Fahrt nach Jerusalem fortsetzen. Da diese ganzen Kontrollen, je nach Anzahl der Mitreisenden (heute waren es viele), eine Zeit dauert, hat sich der Busfahrer gedacht, diese Zeit kann ich sinnvoll nutzen. Er nahm sich seinen (wohl immer griffbereiten) Gebetsteppich mit nach draußen und erfüllte eine der 5 täglichen Gebetspflichten der Muslime. Ich muss sagen, es hat mich schon etwas besonders berührt, dass hier, an diesem wirklich nicht besinnlich oder religiös stimmendem Ort, eine solche „Aktion“ stattfand. Aber, mit dem Gebetsort nehmen es die Muslime nicht so genau. Gestern erlebte ich es bei Fatima, in einem Handygeschäft, das wir wegen Probleme an meinem Handy aufsuchen mussten. Sie ging hinter die Ladentheke und kniete sich in Richtung Mekka….
Als wir dann heute nach kurzer Fahrt Jerusalem erreichten, verspürte ich wieder sogleich die so unglaublich friedvolle Stimmung, die die Sabbatruhe in dieser sonst so quirligen Stadt erzeugt. Nur wenig Autoverkehr (meist die Jerusalemer Palästinenser), man sitz in Parks, genießt die heute wieder warm scheinende Sonne. Alles sieht so gemächlich und erholsam aus. Ich werde immer ein wenig neidig auf die jüdische Religion (was diese Bestimmung angeht), wenn ich das hier sehe, wie die Menschen (jeden Samstag) zur Ruhe kommen.
Ich habe schon des Öfteren über den Ost-Jerusalemer Stadtteil Silwan berichtet in dem seit Jahren jüdische Gruppen vor allem auch deshalb versuchen „Fuß“ zu fassen, weil am Rande des Stadtteiles (unterhalb des „Tempelberges“) Juden die Lage der „Stadt Davids“ vermuten. Die Methoden sind hier, wie in anderen bereichen Ost-Jerusalems, sehr unterschiedlich. Ich berichtete darüber. Hier wird der finanzielle Engpass eines Hausbewohners „ausgenutzt“ da wird….da wird wegen des drohenden Abrisses Druck gemacht.
Nun habe ich davon gelesen, dass auch mit einer Abänderung des Gesetzes zu Nationalparks versucht wird, Einfluss auf die „Judaisierung“ des Stadtteiles Silwan zu nehmen. Die vorgeschlagene Abänderung 17 ist nicht für alle Nationalparks in Israel bestimmt. Sie soll nur für einen gelten: Der „David-Stadt-Nationalpark“ in Silwan. Warum also, wenn es nicht beabsichtigt ist, universell angewandt zu werden, und wenn alle anerkannten Verteidiger von Nationalparks allgemein dagegen sind, würde es dann nächste Woche zu einer ersten Lesung in der Knesset, dem israelischen Parlament, kommen?
Die Antwort auf diese Frage liegt in den ersten Wächtern der Stadt Davids – nicht in der israelischen Natur- und Parkbehörde, die die ultimative Autorität für den Park hat, sondern in der Gruppe, an die sie den täglichen Betrieb in den 1990er Jahren privatisiert hat, eine Organisation namens Elad.
Elad ist keine Umweltgruppe oder archäologische Autorität. Es hat keine beruflichen Fähigkeiten, um überhaupt um ein Angebot für die Verwaltung eines Nationalparks zu konkurrieren (wenn es ein transparentes Ausschreibungsverfahren gegeben hätte, was es nicht gab). Es ist jedoch eine rechte Siedlergruppe.
Elad ist das einzige Unternehmen, das diese Rechnung befürwortet. Angesichts der Einwände aus einer Reihe grüner Gruppen setzte sich die Gruppe für eine maßgeschneiderte Ausnahmeregelung ein, um die Stadt Davids allein dazu zu bringen, Palästinenser zu verdrängen und in einem Nationalpark Häuser für Siedler zu bauen. Das allein sollte Elads Unfähigkeit beweisen, einen solchen Raum zu betreiben.
Abänderung 17 soll Elad in die Lage versetzen, in Silwan Fuß zu fassen, wo er, unterstützt vom Staat, in den letzten Jahrzehnten rund 75 palästinensische Häuser beschlagnahmt hat. Die letzte Vertreibung fand letzte Woche statt……
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