Viele Leser/innen meines Blogs werden dieses Advendtslied kennen. Vielleicht haben sie es, wie ich, heute morgen im Gottesdienst auch gesungen. Die Leserschaft kann sich sicherlich denken, an welche Türen ich heute morgen beim Singen dieses Liedes auch denken musste, bin ich doch in den letzten Tagen immer wieder durch den israelischen Checkpoint nach Bethlehem gegangen. Bevor ich mir aber, im Zusammenhang mit dem Checkpoint, zu den Menschen Gedanken mache, die täglich durch diesen Checkpoint zur Arbeit nach Israel müssen, möchte ich noch einige Gedanken zum Gottesdienst loswerden.
Ich konnte wieder einmal an einem wunderschönen Sonntagsgottesdienst teilnehmen, der auch deshalb besonders unter die Haut ging, weil eine Gast-Chola, die lateinischen Gesänge des Gottesdienstes gefühlvoll intonierte. Bisher kannte ich es nur wenn die Mönche, verstärkt durch einige Gäste die Choräle sangen. Heute nun eine vierköpfige Gruppe, die (Teilweise) auch in Jerusalem wohnt, aber zu Auftritten in alle Welt reist, vor allem noch Südamerika. Mehr zu der Gruppe auch unter
Wen die Musik interessiert kann den Trailer hier herunterladen.
Und nun zum Checkpoint und den in der Regel männlichen Arbeitern, die sich jeden morgen durch die „Schleusen quälen. Vor einigen Jahren war ich persönlich dabei am frühen Morgen um 5 Uhr und habe erlebt was es bedeuten, zu solch früher Zeit in Schlange zu stehen um zur Arbeit nach Israel zu gelangen. In der letzten Zeit ist der Durchgang, vor allem wenn man aus Israel zurück kommt, etwas verbessert worden, aber es bleibt dabei, es ist schon ein besonders bedrückendes Erlebnis, wenn man durch diese Gebäude mit seinen langen Gängen, seinen Drehkreuzen muss.
Vor einigen Wochen habe ich in der, der Leserschaft schon bekannten israelischen Zeitung Haaretz, von der ebenfalls bekannten Amira Hass einen Beitrag zur derzeitigen Situation der palästinensischen Arbeiter in Israel gelesen.
Da schreibt Frau Hass, dass sich nach 52 Jahren Besatzung die palästinensische Wirtschaft in großer Abhängigkeit von der israelischen befindet. Im Westjordanland und im Gazastreifen gibt es zu wenige Arbeitsplätze. Daher überqueren täglich etwa 70.000 Palästinenser die Kontrollstellen ins israelische Kernland, um dort zu arbeiten. Sie sind, im Vergleich zu der arbeitenden israelischen Bevölkerung meist schlecht bezahlt und erhalten in der Regel keine Sozialleistungen. Folgt man einem aktuellen Bericht der israelischen Nationalbank ist es häufig so, dass etwa ein Drittel dieser Arbeiter einem Vermittler Geld zahlen, damit sie an die notwendige Arbeitserlaubnis kommen. Laut diesem Bericht zahlten diese Arbeiter in 2018 im Durchschnitt 6.000,-€, also insgesamt 120 Millionen Euro (480 Mio Schekel), nur um Zugang ins Kernland Israel zu bekommen.
Wenn Arbeiter wegen Krankheit, Inhaftierung oder anderen Gründen nicht zur Arbeit kommen können, verkaufen sie ihre Arbeitserlaubnis auf einer Art Schwarzmarkt. Kleine Firmen handeln mit solchen Erlaubnissen und erzielen damit 2018 Gewinne von 122 Millionen Schekel (ca. 30 Mio Euro) Eine Arbeitserlaubnis zu verkaufen ist illegal. Die israelischen Behörden verfolgen das aber nicht, weil der israelische Bausektor und die Landwirtschaft von billigen und gut ausgebildeten Arbeitern abhängig ist
Zum Vergleich: Laut dem palästinensischen Amt für Statistik liegt der durchschnittliche Tageslohn im Westjordanland und im Gazastreifen bei 22 € (87,- Schekel). Die Arbeiter in Israel verdienen das 4-5 fache des Durchschnittslohn in Palästinamanche Spezialisten auch noch mehr
Neben den Arbeitern, die mit einer Erlaubnis durch die Checkpoints kommen, gibt es wohl auch eine große Schar von Palästinensern die illegal über die eben nicht an allen Stellen gesicherte Grenze nach Israel gelangen. Oft übernachten sie auf den Baustellen und kehren nur zum Wochenende nach Hause zurück.
Hier noch ein aktueller Nachtrag zu meinem Beitrag von Freitag in dem ich auf den UNO Teilungsbeschluss vom 29. November 1947 hingewiesen habe.
Zur Erinnerung in den dem Beschluss angehangenen Verlautbarungen heißt es in Kapitel 2 Punkt 8:
Die Enteignung von Land, das sich im Besitz eines Arabers in dem jüdischen Staat (eines Juden in dem arabischen Staat) befindet, ist nicht zulässig, es sei denn, für öffentliche Zwecke. Bei allen Enteignungen wird von der Entziehung des Eigentums eine volle Entschädigung geleistet, die der Oberste Gerichtshof festsetzt
Hierzu eine Pressemeldung vom gleichen Tag (29.11.) :
Israelische Bulldozer haben am 28. November 2019 große Teile des palästinensischen Ackerlandes westlich des Dorfes Husan, das sich in der Nähe der Stadt Bethlehem im Westjordanland befindet, zerstört, so ein lokaler Beamter. Hassan Breijeh, Leiter des lokalen Siedlungsausschusses, sagte, dass israelische Streitkräfte einen Bulldozer in den al-Sillam-Bereich westlich von Husan (Nachbardorf von Battir, Anmerkung von mir)) eskortierten, wo die schweren Maschinen riesige Teile des Kulturlandes der Dorfbewohner von Husan vernichtete.
Und noch ein Nachtrag zu meinem Beitrag zur „Sabbatruhe“
Als ich gestern Morgen Pater Elias begeistert von dem Sabbatbeginn am Freitagnachmittag erzählte, sagte er noch: warte mal ab das dicke Ende kommt noch. Heute weiß ich was er meinte, wenn er dabei sagte: bei vielen staut sich bei der Sabbatruhe etwas auf. Nicht nur das zum Samstagabend die Geschäfte und Restaurant „überquellen“. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Gelände der Dormitio liegt nach Meinung der Juden das Grab von David. Hier hat sich eine Gruppe jüdischer (vor allem junger) Aktivisten gefunden, die mit vielerlei Aktivitäten, den für sie besonderen Platz noch besonders machen wollen. Dazu gehört auch, dass mit Abschluss des Sabbats es eine Art Open Air Disko gibt. Bis um Mitternacht schallt durch die offenen Räume, mit großen Lautsprechern unterstützt, (sehr) laute jüdische Musik. Naja irgendwann war dann Mitternacht und ich bin eingeschlafen
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