Öffentlicher (Nah-)Verkehr – oder wie komme ich von Qubeibaeh nach…….

Wenn ich bei uns in Deutschland ohne Auto bin benutze ich das Fahrrad oder den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Hier in Palästina könnte ich im Prinzip auch mit dem Fahrrad fahren, ich hatte vorsichtshalber auch schon mal einen Fahrradhelm mitgenommen….,aber ehrlich gesagt, es gehört hier schon mehr als nur Mut dazu – wahrscheinlich vor allem Gottvertrauen- um sich mit dem Fahrrad auf die häufig mehr als schlechten öffentlichen Straßen zu begeben. Die Straßen gehören hier eindeutig den Autofahrern, Fahradfahrer/innen gehören hier eindeutig zu den Exoten.

ein Service-Taxi der Araber sagt: "ßerwieß"

Wenn ich also wie heute von Qubeibah nach Ostjerusalem will stelle ich mich vor das Tor von Beit Emmaus an die Straße und halte ein ockerfarbenen Kleinbus (VW oder Toyota-Bus) oder den etwas größeren (9-15 sitzigen Ford-Transitbus) an, frage nach seinem Ziel und setze mich dahin wo Platz ist, wobei es schicklich ist zu fragen ob Mann neben einer Frau Platz nehmen darf.  Im Laufe der Fahrt tippt man seinem Vordermann/Frau auf die Schulter und gibt das Fahrgeld nach vorne. Der Fahrer (habe bisher nur Männer gesehen) wechselt wenn nötig beim Fahren und gibt das Wechselgeld aud demselben Weg zurück. Wenn kein Wechselgeld vorhanden ist wird auch schon mal an einer Tankstelle angehalten um entsprechendes zu besorgen.

ein Blick in ein Service-Taxi: mit verlängertem Türgriff und Wechselkasse

In den größeren Städten gibt es Start- und Endpunkte dieser „Service-Taxis“zu denen man geht, sich in den Bus setzt, der dann abfährt wenn er voll besetzt ist. Für kleinere Verbindungen (z.B. die etwa 3 km von Bethlehem nach Beit Jala) gibt es diese „Service-Taxis auch als normales  gelbes PKW-Taxi, erkennbar nur an der schwarzen Türbeschriftung (im Gegensatz zur grünen Beschriftung des normalen Taxis), das Prinzip ist das gleiche, wenn das Fahrzeug voll ist geht’s los.
In Jerusalem gibt es sowohl ein israelisches als auch ein palästinensisches (Ostjerusalem) Busnetz die dann auch an offiziellen Haltestellen halten. Bemerkenswert in den palästinensischen Bussen: grundsätzlich steht der Mann für eine Frau auf wenn nicht genug Platz ist….. und noch ein Kuriosum habe ich am Sonntag auf der Rückfahrt von Ostjerusalem erlebt: Nachdem der Bus wegen des großen Feierabendverkehres am Checkpoint Qualandya dort fast mehr als eine halbe Stunde für die Durchfahrt benötigt hatte, fiel dem Fahrer wohl ein das zu Hause der Kühlschrank leer ist. Also wird der große Bus, besetzt noch mit etwa 20 Personen vor dem Supermarkt geparkt…nach gefühlten 10 Minuten kam er mit zwei vollgepackten Tüten wieder in den Bus und setze die Fahrt fort. Wer kann mir verdenken das ich mal kurz Beifall geklatscht habe….
Mein Fazit für den öffentlichen Verkehr hier in Palästina lautet: man kommt zwar immer von A nach B, lernt meist nette und gesprächige Mitreisende kennen aber man braucht viiiiel Zeit….

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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