Heute führte mit mein Weg am Morgen zunächst in den Ost-Jerusalemer-Stadtteil Silwan. Ich wollte dort Jawad Siyam treffen, der dort im Silwan-Informations-Center arbeitet.
Von meinem Ausgangsort „Paulus-Haus“ führte mich der Weg um die (östlich) Altstadtmauer mit Blick auf den Ölberg. Vom Löwentor aus geht man durch einen muslimischen Friedhof, der schon sehr karg wirkt, aber jetzt im Frühling durch den blühenden Klatschmohn, schöne rote Farbtupfer hat. Dieser Friedhof liegt unterhalb des großen Plateau, auf dem sich der Tempeldom und die Al Aqsa-Moschee befindet. Ich kam auch an dem „Goldenen“ Tor vorbei. Es ist das achte Tor der Altstadtmauer, dass einzige was verschlossen ist. Es wurde im 16. Jahrhundert zugemauert. Warum es zugemauert wurde, da gibt es verschiedene Geschichte zu…Doch lest bitte selbst.
Leider habe ich Jawad nicht selbst im Silwan-Center angetroffen, hoffe aber das ich ihn noch in der Zeit meines Aufenthaltes treffen kann. Es wäre für mich schon interessant, aus erster Quelle etwas zur besonders schwierigen Situation in Silwan zu erfahren. Ich hatte ja schon mehrfach in meinem Blog über Silwan berichtet.
Zum Nachmittag habe ich, wie schon so oft, Roni Hammermann besucht. Natürlich habe ich über sie und ihre besonderen Aktivitäten schon oft berichtet, zuletzt bei meiner Gruppenfahrt in Herbst 2017.
In den 90 Minuten meines Besuches haben wir viele Themen angeschnitten, so die Aktivitäten der Machsom Watch-Gruppe, aber auch das aktuelle Vorhaben der israelischen Regierung mehr als 40.000 afrikanischen Flüchtlinge aus dem Land zu weisen. Da sie das Verhalten der Verantwortlichen sehr bekümmert: „wir waren doch auch einmal Flüchtlinge“ hat sich Roni in letzter Zeit zu diesem Thema sehr eng. Sie wünschte sich auch zu diesem Thema eine größere Beteiligung der israelischen Gesellschaft. Es ist doch die Umkehrung unserer eigenen Situation, aber nur wenige kümmert es. Die Menschen, leben oft schon viele Jahre (bis zu zehn) in unserem Land. Jetzt werden sie mit „Lügen“ und Geld (3.500,-Dollar) gelockt, dass Land zu verlassen. Angeblich soll es ihnen in ihren Heimatländern gut gehen, dort bekäme sie arbeit. Wie man aber weiß ist dem nicht so, oft bekommen sie dort ihre Papiere abgenommen, leben also wieder illegal, dieses mal in ihrem Heimatland. Derzeit ist die Abschiebung wohl ausgesetzt, aber es werden schon Maßnahmen ergriffen die menschen unter druck zu setzen. So ist für bestimmte Städte/Regionen ein Arbeitsverbot erlassen worden.
Mehr Infos dazu hier
70 Jahre Nakba
Natürlich habe ich Roni auch zum Thema der palästinensischen Flüchtlinge befragt. Interessant wie sich ihre Äußerung von der von Michal gestern unterschieden, beide im Übrigen jüdische Israelis. Für Roni ist eine erste Voraussetzung, dass die Flucht der Palästinenser von der israelischen Gesellschaft akzeptiert wird. Derzeit bekommen beispielsweise Schulen, die auch an die Nakba erinnern, Gelder gestrichen. Überhaupt ist ein Erinnern nicht erwünscht. Sie findet die Haltung vieler (jüdischen)Israelis: das ist nicht mein Problem“ nicht akzeptabel. Es müsste sich gemeinsam Gedanken gemacht werden wie diese „Wunde“ versorgt und dann geheilt werden kann. Auch sie hält eine Rückkehr aller Palästinenser für unrealistisch, schon deshalb, weil die Dörfer nicht mehr bestehen, oder dort wo es noch Häuser gibt ganz andere Menschen leben mit einer anderen Religion. „Es ist eben nicht mehr so wie vor 70 Jahren“. Aber es muss eben über eine Form der Entschädigung nachgedacht werden. Roni sieht, wenn auch im Kleinen, positive Ansätze. Es gibt Veranstaltungen wo sich israelische Juden und Palästinenser treffen um sich gemeinsam an die Zeiten von 1948 zu erinnern, jeder/jede kann dort seine Geschichte erzählen und dem anderen zuhören.
Lieber Marius, Hut ab für Dein unermüdliches Engagement in einer so festgefahrenen Situation, wie sie zwischen Israel und Palästina herrscht.