Aus einer Pressemeldung im März 2017:
Banksy ist für seine wachrüttelnden Graffiti-Kunstwerke bekannt, die er unangekündigt und ungesehen an die Wände dieser Welt sprüht. Immer steckt ein politisches Statement dahinter
Wenn also dieser Künstler und Aktivist ein Hotel baut, kann man erwarten, dass auch das ganz im Sinne seiner Berufung geschieht, mit seiner Kunst auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. In Bethlehem eröffnet er am 20. März sein „Walled off Hotel“– direkt vor der Betonmauer, die das von Israel besetzte Westjordanland vom palästinensischen Teil Bethlehems trennt.
Beworben wird das Gasthaus zynisch mit „der schlechtesten Aussicht der Welt“, weil Gäste aus ihren Fenstern direkt auf die Mauer gucken und mit dem anhaltenden Konflikt zwischen Israel und Palästina konfrontiert werden.
Ja ich hatte auch schon von der Eröffnung dieses besonderen Hotels in besonderer Lage ( ca 150 m vom „Eingangstor“ nach Bethlehem entfernt) gehört.
Heute hatte ich mich hier mit Sara H. verabredet, die, in England als Tochter einer britischen Mutter und Palästinensischen Vaters geboren und aufgewachsen ist. Sie hatte in den letzten 2 ½ Jahren als Beraterin der palästinensischen Mission in Berlin gearbeitet. Eine ihrer Aufgaben war es, Kontakte zu den deutschen Gruppierungen zu halten, die sich für Frieden und Gerechtigkeit in Konflikt zwischen Israel&Palästina einsetzen, und so hatte ich sie kennen gelernt. Nun lebt sie seit 3 Monaten in Ramallah und ist bei einer von der UN finanziell unterstützen Organisation tätig, die durch konkrete Projekte die gesellschaftliche Entwicklung in Palästina fördern soll. Noch ist sie dabei konkrete Ideen zu entwickeln, aber es ist sicherlich eine schwierige Aufgabe, dankt man alleine daran, dass sich die Bevölkerungszahl im Westjordanland seit Beginn der Besatzung von 680.000 auf mehr als 2,5 Mio Einwohner (ohne Ost-Jerusalem gesteigert hat. Aber auch die besonderen Bedingungen unter der Besatzung und deren starken Einflüsse auf die soziale und psychologische Entwicklung der hier lebenden Menschen machen ihre Aufgabe sicherlich nicht einfacher. Aber nun zu dem Walled Off (ummauerte) Hotel von Banksy.
Es ist einfach eine Schau…hier an wirklich unwirklichem Ort, direkt vor der Mauer steht das Hotel, am Eingang ein lebendig aussehender Schimpanse als Hotelboy dem der Koffer aufgegangen ist und daneben mit Zylinder der „richtige“ da lebendige Hoteldiener. Rechts vom Eingang ist eine kleine Terasse, auf der man 3m von der Mauer entfernt (sie ist hier ca. 8. M hoch) seinen Kaffee oder Tee trinken kann aber natürlich auch das gute palästinensische Taybeh-Bier…
Tritt man in die Hotellobby, die gleichzeitig auch als kleiner Speiserum dient, fühlt man sich in alte englische Wohnzimmer versetzt. In einer Ecke steht ein Klavier welches mit verschiedenen Klavierstücken „geladen“ ist und sowohl automatisch wie auch per Hand spielen kann. In einer anderen Ecke steht eine Figur um deren Kopf Tränengasschwaben ziehen. Hier geht es auch zu einem kleinen Museum (Eintritt 15 Schekel) an dessen Eingang der Augenblick dargestellt wird, in dem am 2. November 1917 Arthur James Balfour (damals Außenminister in England) die gleichnamige Erklärung unterschrieben hat, in der sich Großbritannien einverstanden erklärte mit dem 1897 festgelegten Ziel des Zionismus, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten.
Dabei sollten die Rechte bestehender nicht-jüdischer Gemeinschaften gewahrt bleiben. Im folgenden sieht man dann in diesem besonderen Museum wie die Rechte beachtet wurden. Es werden die Land-Entwicklungen gezeigt, welche unterschiedlichen Ausweise es hier gibt.
Man sieht die „Gummigeschosse, durch die auch schon Palästinenser verletzt und getötet wurden, Mauerbau, Hauszerstörungen. Es gibt einen Telefonhörer, wenn man ihn abhebt meldet sich eine Stimme in englischer Sprache die mitteilt, das in 5 Minuten das Haus zerstört wird und man es eben nun zu verlassen habe. Daneben steht ein kleiner Kofer mit der Frage, was man mit nimmt, wenn man weiß, dass das Haus in 5 Minuten zu verlassen ist. Eine Waage (mit Zähnen) stellt unter der Überschrift: „Aug um Aug, Zahn um Zahn“, die unterschiedlichen Verluste im letzten Gaza-Krieg 2014 dar. Es sind bedrückende Bilder, Darstellungen und auch Filme die auf engsten Raum spüren lassen, was es für die Palästinenser bedeutet unter israelischer Besatzung zu sein.
Es bleibt zu hoffen, das dieses Museum von vielen Menschen besucht wird, die, auf dem Weg zur Geburtskirche, hier die Möglichkeit haben etwas von dem Leben der Menschen hier, 2000 Jahre nach Christi Geburt zu erfahren
Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“
Es ist dumm einen Waffenstillstand zu suchen, ohne die wahre Ursache des Krieges zu bekämpfen. Die einzige und wahre Art, die Situation zu bewältigen und damit den elenden Kreis der Gewalt in diesem Teil der Welt zu bewältigen besteht darin, die Besatzung zu beenden und mit ihr all ihre Folgen: Siedlungsbau, Belagerungen, Erniedrigung, Abriegelung on Dörfern und Städten. Wenn das alles nicht geschieht, verschiebt die Weltgemeinschaft nur das Problem, das mit absoluter Sicherheit erneut vor ihrem Gesicht explodieren wird. Und ich bin mir bewusst, dass der nächste Krieg gewalttätiger sein wird und mit weitaus größerer Zerstörungskraft geführt werden wird. Und er wird uns allen näher sein, wo immer wir uns dann in der Welt gerade aufhalten.
Von Dr. Adel Yahya (geboren 1950 in einem Flüchtlingslager in Ramallah, Historiker, Lektor an der palästinensischen Universität Bir Zeit, Mitbegründer der Palestinian Association for Cultural Exchange (Pace)
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