Immer wieder sieht man sie hier, die Beduinenlager, oftmals am Straßenrand gerade auf der Strecke von Jerusalem zum Toten Meer in der judäischen Wüste. Im Vorbeifahren wirken die Lager, oftmals Zelte, aber auch Blechhütten, sehr einfach, sehr ärmlich.
Wie Spiegel-Online am 6. Mai berichtete hat die israel. Regierung nun einen Gesetzentwurf eingebracht der die zwangsweise Umsiedlung von 30.000 bis 40.000 Beduinen in der südlichen Negev-Wüste in anerkannte Siedlungen vorsieht. Diese erschreckende Meldung veranlasst mich heute ein wenig über das Leben der Beduinen in Israel umd Palästina zu informieren.

Bis 1948 gab es kaum jüdische Siedlungen im Negev, der Wüstenregion im Süden Israels; Schätzungen über die beduinische Bevölkerung vor der Staatsgründung sprechen von 65’000 bis 110’000 Menschen. Nach dem Krieg waren nur noch wenige innerhalb der neuen Staatsgrenzen geblieben; zu Beginn der sechziger Jahre ist die Rede von 11’000. Viele sind in die Wüstengegenden zwischen Bethlehem/Jerusalem und dem toten Meer gezogen. Andere haben sich auch in der Gegend von Qubeibaeh angesiedelt. Einige Stämme – so zum Beispiel der von Fatima wie ich berichtete – haben sich inzwischen feste Häuser gebaut und sind sesshaft geworden.
Durch verschiedene Gesetze in den ersten Jahren nach Staatsgründung verloren die Beduinen die im israelischen Staatsgebiet geblieben waren fast gänzlich ihr Land. Seit Beginn der 70er Jahre begannen beduinische Bürger, ihr Land zurückzufordern, aber in den allermeisten Fällen wurde nichts erreicht. Es geht bei all diesen Kämpfen und Auseinandersetzungen, um nicht mehr als 6% oder 7% des Wüstengebietes im Negev.

Viele Beduinen – so auch in der Negev-Wüste- haben in den Gebieten, die ihnen seit urdenklicher Zeit gehören Dörfer mit festen Häusern gebaut, in denen sie einige Zeit im Jahr verbringen, im Frühjahr allerdings machen sie sich dann mit ihren Ziegen- und Schafsherden auf, um zu den ihnen bekannten „Weidengründen“ zu gelangen. Ihnen ist untersagt dort zu leben, sie bekommen weder Strom noch Wasser, auch werden keine Schulen dort errichtet. Diese Beduinen sollen nun aber unter Zwang in Townships umgesiedelt werden wo sie in Slums leben müssen und keine angemessenen Lebensbedingungen vorfinden. Es ist ihnen dann auch nicht mehr möglich mit ihren Herden umherzuziehen.

Der Verein für Bürgerrechte in Israel (ACRI) rief die Regierung auf, die bestehenden Dörfer der Beduinen anzuerkennen, anstatt die Bewohner umzusiedeln. „Diese erzwungene Umsiedlung wird dutzende Dörfer und zehntausende Beduinen treffen, die ihren Besitz und ihr historisches Recht an ihrem Land verlieren werden, während die sozialen Strukturen ihrer Gemeinschaft zerstört werden, sodass tausende Familien zu Armut und Arbeitslosigkeit verurteilt werden“, erklärte die israelische Nichtregierungsorganisation.
In Israel leben derzeit rund 160.000 Beduinen, die meisten davon in oder um die Negev-Wüste. Mehr als die Hälfte lebt in nicht anerkannten Dörfern ohne öffentliche Dienstleistungen.
Laut der ACRI fördert die Regierung den Bau jüdischer Siedlungen – teilweise auf den Ruinen der Beduinen-Dörfer.

Aus Wikipedia:
Beduine (von arabisch بدوي badawī „nicht sesshaft“, „nomadisch“) bezeichnet einen nomadischen Wüstenbewohner (arabisch: al-bādiya, „Steppe, Wüste“) der syrischen Wüste, der arabischen Halbinsel, Teilen der Sahara, des Sinai und des israelischenNegev. Das Wort badawī wird als Eigenbezeichnung von den Beduinen gewöhnlicher Weise gar nicht benutzt. Sie selbst nennen sich arab im Gegensatz zu den Sesshaften (Nichtnomaden), ḥaḑar. Dieser Begriff bezog sich auf Städter und Bauern gleichermaßen und bedeutet im Arabischen: fallāḥūna (fallāḥīn). Darauf wiederum geht der Begriff zur Abgrenzung zu den Beduinen, nämlich Fellache („Spalter, Pflüger“) zurück.[1]
Die Beduinen sind Araber und folgen in großer Mehrheit dem Islam. Sie betrachten Ismael als ihren Stammvater. Mittlerweile sesshafte Abkömmlinge der Beduinen unterliegen als Bedun (arabisch für Staatenlose) in vielen arabischen Staaten erheblicher Diskriminierung.
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