„Alles was du zurücklässt, findest du in einer anderen Form wieder.“ (tibetanisches Sprichwort)

Meine Arbeitszeit hier in Beit Emmaus endet diese Woche Freitag. Ich werde dann noch bis nächste Woche Donnnerstag hier wohnen bleiben und von hier aus einige „Unternehmiungen“ machen. Die letzte Woche (Rückflug am 4: Juli) werde ich dann in Jerusalem, wahrscheinlich im Dormitio-Kloster am Rande der Altstadt übernachten, in dem ich bereits vor einem Jahr Quartier bezogen und mich sehr wohl gefühlt habe.

Vor diesem Hintergrund möchte ich in dieser Woche Beit Emmaus mit seiner Alten- und Pflegeeinrichtung, die Volontäre und auch meine konkrete Arbeit in den letzten 8 Woche einmal gesondert in den Blick nehmen.
Beginnen möchte ich heute mit der Vorstellung der seit dem 16. Februar im Rahmen eines dreijährigen Vertrages mit der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) verantwortlichen Stationleiterin des Alten- und Pflegeheimes hier in Beit Emmaus. In der neuesten Ausgabe der „Emmaus-Wege“*(sie erscheinen  zweimal jährlich mit aktuellen Beiträgen rund um das Leben hier in Beit Emmaus) hat sie- wie ich finde- sehr  eindrücklich Hintergrund, Motivation aber auch Schwierigkeiten rund um den Wechsel an diesen besonderen Arbeitsplatz, in besonderer Umgebung, beschrieben. Freundlicherweise hat sie mir gestattet,  Auszüge ihres Beitrages in meinem Blog zu veröffentlichen.

Clara-Maria mit Margo

 „Mein Name ist Clara-Maria Eilers. ich komme aus Freiburg. Ich bin gerade 30 Jahre alt geworden. Ich habe zwei jüngere Schwestern. Meine Eltern leben, wie auch ich bis jetzt in Freiburg Im Breisgau. Ich bin gelernte Krankenschwester und habe zuletzt in einem katholischen Krankenhaus in Freiburg gearbeitet.

Schon vor zwei Jahren durfte ich eine kurze aber erfahrungsreiche Zeit (2 Monate) in Beit Emmaus verbringen. Intensive Begegnungen mit Menschen, tolle Erlebnisse, das Arbeiten im interkulturellen Team und das Leben in der Gemeinschaft haben mich begeistert. Auch in mir hat sich etwas bewegt. So blieb ich in Beziehung zu diesem Ort, zu den Schwestern und den arabischen Frauen.

In der letzten Zeit habe ich gespürt: es ist Zeit wieder einen Schritt zu gehen. So hat mich mein Wunsch nach beruflicher Veränderung und einer neuen Herausforderung nach Beit Emmaus zurückgeführt.
Oft haben mich Freunde und Bekannte gefragt wie ich zu dieser Entscheidung kam – und es fällt mir bis heute schwer diese Frage zu beantworten. Denn es ist keine rationale Entscheidung die ich getroffen habe, es ist eine Entscheidung des Herzens.  Welch eine himmlische Empfindung ist es, seinem Herzen zu folgen. (J.W.v.Goethe)

freundschaftlicher Besuch am Abend von Na`ma

Ich weiß nicht ob es je eine Antwort auf diese Frage geben wird, vielleicht erst nach der Zeit hier in Beit Emmaus.
In den letzten Monaten vor meinem Auslandsaufenthalt, haben mich neben der fachlichen Vorbereitung auch Beziehungen zu Menschen sehr beschäftigt. Wie verändern, verstärken und verlieren sich Beziehung wenn ich mich verändere. Was passiert wenn Veränderung stattfindet.

So durfte ich die Erfahrung machen dass sich Beziehungen die stark waren noch mehr vertieft haben. Ich habe gemerkt wie sich Entwicklung in mir auch auf Freundschaften ausgewirkten. So bin ich dankbar für alles was ich von Freunden, Familie und Arbeitskollegen empfangen habe. Ich gehe in vollem Vertrauen, fühle mich begleitet und gestärkt.  Ich spüre für mich eine positive Energie der Veränderung.
In Tibet sagt man: „Alles was du zurücklässt, findest du in einer anderen Form wieder.“
Dieser Ausspruch gefällt mir sehr gut, da er dem Zurücklassen was auch schmerzlich ist, etwas Positives verleiht. So habe ich zurückgelassen um neue Beziehungen einzugehen.

Ich wurde hier in Beit Emmaus herzlich empfangen und konnte meine Arbeit gut beginnen. In den ersten zwei Monaten hier habe ich ein wohlwollendes Miteinander erlebt und freue mich auf die gemeinsame Zeit und danke allen hier für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird.“

*Das komplette aktuelle Heft 22 von  „Emmaus-Wege“  ist gerade erschienen und wird demnächst auf der Homepage von Beit Emmaus veröffentlicht werden:
 
http://www.heilig-land-verein.de/Einrichtungen/Beit_Emmaus/beit_emmaus.html

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Marius,

    ich wünsche dir für die beiden“freien“ letzten Wochen unterwegs alles Gute. Ich habe deine Berichte gerne gelesen. Ein Buch namens „Während die Welt schlief“, Susan Abulhawa- über Palästina seit 1940-; bringt mir zur Zeit wieder die komplizierte Lage, in der Familien aus deinem Besuchsland steckten und stecken näher.

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