Schon als ich am Mittwoche zum ersten Mal wieder auf dem zentralen Platz vor der Geburtskirche
– dem Manger Square-war, ist mir das Plakat in die aufgefallen, dass für den 2. Internationalen Palästina-Marathon in Bethlehem warb. Mir war gleich klar dass ich als ehemaliger Läufer, der auch mal einen (einzigen) Marathon 1990 in Berlin gelaufen war, mir dieses sportliche Spektakel ansehen werde. Schnell erfuhr ich die wichtigsten Fakten: Start und Ziel soll am besagten Manger Square 50 m vom Eingang zur Geburtskirche. Der Start soll um 8.00 Uhr sein, es gibt drei Streckenlängen: 10 km; 21 km und 42 km. Es wird mit insgesamt 3.000 Läufer/innen gerechnet aus 28 Nationen der Anteil der weiblichen Läuferinnen soll etwa 40 %. Betragen. Das ist doch schon etwas in einem arabischen Land oder? Mehr als 300 Freiwillige werden für die gesamte Organisation benötigt um ein solches großes Sportereignis reibungslos durchführen zu können.
Als ich früh um acht Uhr mich von Beit Jala auf den Weg in die benachbarte Stadt Bethlehem machte, schien die Sonne schon recht warm von einem Azur blauen Himmel. Sicherlich mit ein Grund das die Veranstalter den Start so früh am Morgen gelegt haben. Schon bald kam ich an die Lausstrecke allerdings war es mit der Orientierung schwierig an welchem Streckenabschnitt ich mich gerade befand.
Irgendwann war dann mal ein Schild an der Strecke auf dem stand 40 km. Dann entdeckte ich an einem Hinweis an der Laufnummer der einzelnen Läufer auch für welche Streckenlänge sie sich gemeldet hatten. Ich bin dann am streckenverlauf Richtung Ziel gegangen. Hier und da gab es Verpflegungsstände mit Wasser, Bananen und Orangenscheiben, an einigen Stellen gab es Musik, das Zuschauerinteresse hielt sich in Grenzen. Ich hatte das Gefühl das viele mit diesem Laufspektakel nicht so viel anfangen konnten. Aber es gab auch aufmunternden Beifall, um immer wieder das für arabische Frauen so bekannte „Trällern“. Als ich am Manger Square dem Ziel des Laufes ankam waren schon die ersten der 10 km
Läufer/innen angekommen. Hier gab es das zu sehen, was es wohl überall wo es solche Laufveranstaltungen stattfinden, zu sehen ist: Das Ziel vor Augen werden die letzten Kraftreserven mobilisiert und oft noch ein Schlussspurt eingelegt. Vielen konnte man Stolz und Glück ansehen das sie diese sportliche Ziel geschafft hatten.
Gerade bei den Teilnehmer/innen des 10 km Laufes schien es das viele zum ersten Mal eine solche Lausstrecke absolviert hatten. Oft liefen Gruppen und Paare Hand in Hand ins Ziel. Aber auch bei dem „Marathonies“ gab es die bekannten Glücksausbrüche wenn die Ziellinie überlaufen war. Ebenso die auch mir bekannten Schwierigkeiten wenn man dann nach dem Lauf etwas zur Ruhe gekommen ist und sich dann wieder „bewegen“ will. Da fällt jeder Schritt schwer und wehe es kommt eine Treppe….
Ein wirklich tolles und sehenswertes Spektakel, das mich als ehemaliger Läufer sicherlich auch deshalb besonders „berührt“ hat. Und dennoch war es nicht eine Laufveranstaltung wie überall auf der Leichtathletik-Welt. Schon das Veranstaltungsplakat weißt darauf hin: ein Lauf der an Mauern und Wachtürmen vorbeiführt, an Flüchtlingslagern und an der Geburtskirche seinen Anfang und sein Ende hat. Das Motto der Veranstaltung lautete: „Right to Movenment“ Hierzu schreibt der Veranstalter: Wir glauben an das Grundrecht der Freizügigkeit. Wir glauben das die Welt mehr Brücken und weniger Mauern die die Freiheit einschränken braucht.
Ich denke, dass gerade für die im Alltag oft zu unterdrückten Palästinenser, eine solche Veranstaltung sehr wichtig ist. Ein Zeichen von Normalität, zumindest im Sport, aber auch ein Zeichen dafür, dass sie in der Lage sind eine solche Veranstaltung zu organisieren. Wenn man den Verantwortlichen am Start/Ziel ins Gesicht, in die Augen schaute, dann sah man die Freude den Stolz über das Geleistete.
Wie feuerten die Zuschauer die Läufer/innen an wenn sie aufgeben wollten:
Jala Jala – Lauf Lauf
Das wünsche ich den Veranstaltern für den 3. Bethlehem-Marathon, das wünsche ich aber auch dem ganzen palästinensischen Volk: Jala Jala – irgendwann schafft ihr es.
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