Regen bringt Segen

Heute morgen hatte der Himmel, wie schon gestern, all seine Schleusen geöffnet. Das Regenwasser stürzt dann die Straßen und Gassen herab, denn Rinnsteine oder ganz zu schweigen von Kanälen, in denen das Wasser ablaufen kann, gibt es hier nicht.
Hier freut man sich, wenn es regnet, denn es kommt so selten vor. So hat es vom April letzten Jahres bis zum Januar diesen Jahres, also gut 9 Monate, nicht geregnet.

Schön für unsere Reisegruppe, dass der Regen rechtzeitig aufhörte, als wir unser erstes tagesziel, das wunderschön gelegene griechisch-orthodoxe Kloster Ma Saba erreichten. Ihr findet einiges zum Kloster unter dem untenstehenden Stichwirt oder in diesem Link. Heute gingen einige Männer (nämlich nur die, dürfen hinein) in das Klostergelände. Die anderen sind ein wenig am Rande der tiefen Schlucht, die das Kidrontal hier bildet in die Wüste gewandert. Bedingt durch den starken Regen am Vormittag floss überall Wasserströme zu Tale.

Kloster Ma Saba

Anschließend haben wir uns auf den Weg nach Zatara gemacht wo uns Fatima schon erwartete. Was soll ich zu Fatima (oder Im Magdolin, wie sie hier nach dem Namen ihrer jüngsten, behinderten Tochter genannt wird) noch schreiben. Es ist (fast alles) von ihr (über sie) in diesem Blog festgehalten.

Auch diese Gruppe spürte gleich, welch besondere Frau Fatima ist. Natürlich hat sie uns leckere arabische Speisen zubereitet. Als „Vorgeschmack gab es wunderbar schmeckendes, frisch gebackenes daher noch warmes Brot, mit dem Hinweis nur ganz wenig davon zu essen, denn es sollte noch eine große Platte mit köstlichen Speisen geleert werden. Natürlich hat Fatima von ihrer Familie erzählt aber auch von den aktuellen Sorgen die sie derzeit bewegen. So hat sie Ihr Engagement mit der deutschen Behindertenhilfe zwar offiziell beendet, aber nachwievor wird sie von den Familien um Hilfe gebeten, jetzt aber ohne die finanzielle Unterstützung der Hilfsorganisation. Irgendwie war auch das Thema Abfallentsorgung ein Thema. Wie erfuhren, dass hier der Müll, der nicht in Mülltonnen gesammelt wird ,sondern in Containern, die verteilt an der Straße stehen, einmal monatlich (es kann aber auch schon mal 6 Wochen dauern) abgefahren wird. Man kann sich gut vorstellen, was mit diesem Müll geschieht, wenn er solange in der sommerlichen Hitze liegen bleibt. Es stinkt, Tiere reisen die Müllsäcke auf und der Inhalt verteilt sich auf dem ganzen Gelände. Die Menschen hier sind bereit 10.000 € und mehr für eine Hochzeit zu zahlen, aber nicht mal 10 Schekel für die Müllentsorgung, klagt Fatima. Es sei der Charakter diese Gesellschaft hier (vor dem Hintergrund einer fehlende Erziehung), die nichts dabei findet, den Müll einfach irgendwo zu entsorgen oder auch einfach in Brand zu setzen. Von Seiten des Staates/der Kommunen wird ebenfalls zur Behebung dieses Zustandes nichts unternommen. So musste ich auch in dem „Welterbeort“ Battir ebenfalls feststellen, dass das ganze Ortsbild, für mich, einen ziemlich vermüllten Eindruck hinterließ. Da werden schöne Flyer erstellt, das sicherlich auch, um Touristen anzulocken, aber keiner sorgt sich um das Bild was der Ort abgibt. Für mich nicht nachvollziehbar.

Fatima mit Tochter Magdolin

Unsere dritte Tagesstation war die Geburtskirche in Bethlehem. Hier empfing unsere Gruppe Faten Mukarker, die der Gruppe, in ihrer unnachahmlichen arabischen Erzählkunst, uns Infos und Geschichten zu dieser besonderen Kirche, aber eben auch zu vielen anderen (oftmals auch politischen) Dingen des palästinensischen Alltages gab.

Anschließend besuchten wir das Kinderheim La Chreche, von dem ich auch schon des häufigeren geschrieben habe. In ihm wachsen zum einen solche Kinder auf, die in der muslimischen Welt nicht erwünscht sind, weil sie die „Ehre“  einer Familie beschädigt haben. Es sind Kinder, die aus nicht erlaubten Beziehungen stammen, vielfach innerhalb der Familie oder in einer außerehelichen Beziehung gezeugt wurden. Dazu kommen Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen. Derzeit leben 50 Kinder in der Einrichtung die von französischen Schwestern geleitet wird. Diese so wichtige und in Palästina einzigartige Einrichtung wird ausschließlich über Spenden finanziert. Hier gibt es eine Spendenmöglichkeit in Deutschland

Zum Abend waren wir bei Faten Mukarker zu Hause. Bei einem leckeren arabischen Essen hat sie uns ihre Familiengeschichte erzählt.

Bedingt durch einen für mich anstrengenden Tag, der eben jetzt erst kurz vor Mitternacht endet, verweise ich heute auf meine zahlreichen Links zu den verschiedenen Tageszielen und eben auch auf die Stichworte zum Ende des Berichtes, der euch zu meinen zahlreichen Berichten von Fatima, Faten und Le Creche führt.

arabischer Kaffee to Go

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“

Wollt ihr Juden und Christen mit uns über Gott streiten? 
Es ist doch unser und euer Herr. 
Uns kommen unsere Werke zu 
und  euch die eurigen.
  (Sure 2, 139)

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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