Abschied nehmen

Nun ist also der letzte Tag meiner Reise gekommen, fast 3 Wochen war ich nun hier. Irgendwie bin ich nun froh das es in die Heimat geht. Es war schon eine sehr lange Zeit hier, die mich immer auch ein wenig angestrengt hat. Nicht nur die vielen Gespräche und nicht immer einfach zu verstehende Erlebnisse, auch die „Begleitmusik“, der starke und laute Verkehr, die oft stark verschmutzen Dörfer und Landschaften, gerade in den palästinensischn Gebieten, und schließlich das oft „deprimierende Wetter, das bis auf wenige Ausnahmen, bis heute angehalten hat.

Ich war in den letzten Tagen, was meine Rückreise angeht, schon etwas angespannter als ich es eh schon immer war, wenn der Rückflug anstand. Die Anspannung, was einen bei der Befragung am Flughafen widerfährt ist schon normal. Hinzu kam dieses Mal die Sorge, dass, wie am Montag hier am Flughafen geschehen, gestreikt wird oder das auch der Zug ausfällt wie es in den letzten Tagen auch schon vorgekommen ist.

Alle Sorgen waren umsonst. Der Zug kam überpünktlich, die Befragung und weiteren Kontrollen haben weniger als 20 Minuten gedauert. Ich sitze im Wartebereich des Airports, warte auf mein Boarding für den Flug, der mich zunächst nach Istanbul bringt. Von da geht es weiter nach Düsseldorf, wo ich, wenn alles nach Plan verläuft, um 20:30 landen soll.

Mich beeindruckt der öffentliche Nahverkehr hier ins Israel, aber auch in den palästinensischen gebieten, genauer gesagt in Ost-jherusalem schon sehr. Nicht nur wegen der Pünklichkeit, auch die Fahrzeuge sind modern, immer hat man einen Internetzugang, die Preise sind moderat Der Einzelfahrschein kostet etwa 1,30 € für eine Region von 15 km und einer Zeitdauer von 90 Minuten. Der Preis für den Zug zum Airport (40 km) kostet etwa 5,-. €

Ich hatte letzte Woche Freitag ja berichtet wieviel 10. Tausende Gläubige zum Gebet auf den Platz an der Al Aqsa Mosche geströmt sind. Wie ich berichtet habe gibt es eine Sondererlaubnis, die es den Muslimen erlaubt in der Ramadan-Zeit auch ohne Visum aus den palästinensischen Gebieten nach Jerusalem zu kommen Soeben hat mir Pater Elias, den ich gestern nochmals in der Dormitio getroffen habe, Bilder geschickt die zeigen, dass heute wohl keine Gläubigen durch den Checkpoint kommen. Scheinbar ist die „großzügige“ Geste der Besatzungsmacht an die Muslime einfach mal „ausgesetzt“ ich kann mir den Ärger und die wut der Gläubigen gut vorstellen.

Noch ein weiteres Thema hat mich in diesen Tagen besonders berührt. Am Montag war ich mit Gregor und seiner Frau bei Daoud und Jihan zum Abendessen eingeladen. Hier erfuhr ich, dass Christen aus der Westbank nicht die Erlaubnis bekommen, zu den Heiligen Städten nach Jerusalem zu gehen. In diesen Tagen beginnt ja bekanntermaßen die „Hochzeit“ der Christen mit dem Palmsonntag, dem Karfreitag und dem Osterfest als dem Höhepunkt der Woche. Während also die muslimischen Glaubensbrüder- und Schwestern, die in Palästina leben, von der israelischen Besatzungsmacht im Ramadan die Erlaubnis bekommen, auf dem „geheiligten Platz“ an der Al Aqsa Moschee zu beten, ist es den Christenaus den pal. Gebieten nicht erlaubt nach Jerusalem fahren. Sie haben keine Möglichkeit an der großartigen Palmprozession am Palmsonntag teilzunehmen, ebenso auch nicht am Kreuzweg an Karfreitag auf der Via Dolorosa. Wie sagte Daoud zuletzt beim Gespräch mit meiner Gruppe: „Die Kirchen sind hier okkupiert, sie sind wie die Pharisäer zu Jesus-Zeiten, nicht wirklich frei sich zu Wort zu melden.“ Nur als es vor einigen Jahren mal um die Steuer ging, die sie mehr an den israelischen Staat zahlen sollten, haben sie aus Protest das mächtige Tor an der Grabeskirche für Tage geschlossen. Es hat gewirkt die Steuererhöhung wurde zurückgenommen. Das Problem ihrer Gemeinden in Palästina scheint sie nicht so sehr zu stören, denn Verantwortlichen in den Kirchen haben ja entsprechenden Passagierschein. Der Sohn von Daoud, 18 Jahre alt. Er konnte bislang die Heilige Stadt, 10 KM von seinem Wohnort Bethlehem entfernt, noch nicht besuchen.

2015: Palmsonntag vom Ölberg in die Altstadt von Jerusalem

Liebe Leser:innenschaft meiner Tagesberichte.

Ich werde morgen nochmal zum Abschluss der Bericht von dieser Reise in diesem Blog, ein Fazit meiner Reise ziehen und dabei auch meine Reisegruppe zu Wort kommen lassen, die mir in den letzten Tagen ihre Eindrücke zur reise geschickt haben.

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“

Unsere Thora gebietet uns gerecht zu sein.
Warum stehen wir auf der Seite der Palästinenser?
Weil wir Juden sind! …
Genau weil wir Juden sind, fordern wir die Rückgabe aller Häuser und Güter an die Palästinenser….
Islamische Freunde und Palästinenser auf der ganzen Welt, bitte, hört auf unsere Botschaft!
Es gibt Juden die eure Sache unterstützen! …Wir unterstützen die Rückgabe des gesamten Territoriums an die palästinensische Souveränität, einschließlich Jerusalem…
Wir werden das palästinensische Volk klar und präzise um Vergebung bitten müssen;
der Zionismus hat Euch verletzt, er hat Euch Eure Häuser geraubt und er hat Euch Euer Land geraubt…
Was für eine Lüge, wenn man sagen hört, dass die Palästinenser im Besonderen und der Islam im Allgemeinen die Juden hasst. Was sie hassen ist die Ungerechtigkeit, nicht die Juden.
(Rabbi Mordechai Webermann)

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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