Unser Tag begann mit dem Gang auf den Tempelberg, dort wo sich mit dem Tempeldom und der Al Aqsa Mosschee das dritt größte Heiligtum der Moslem befindet. Seit Tagen gibt es dort kleinere und größere Auseinandersetzungen. Hintergrund ist, dass sich jüdische Gruppen einen Zugang verschafft haben um auf dem Tempelplatz zu beten. Für die Muslime ein Akt der Provokation.
Immer wieder kam es zu Rangeleien und Schlägereien zwischen den Gruppen. Das israel. Militär und die Polizei reagiert mit Blendgranaten und auch Tränengasattacken um die beiden Gruppen zu trennen. Unsere Befürchtung, das der Platz für den Zugang gesperrt sei, bestätigte sich nicht, es waren erstaunlich wenige Besucher am Eingang. Zu normalen Zeiten kann man schon mal eine Stunde Wartezeit einplanen. Der Eingang zum Tempelplatz befindet sich direktem neben dem Eingang zum Tempelplatz. Der Weg hinauf führt an der Westmauer (Klagemauer) vorbei. Dort konnten wie viele Juden beobachten, die am letzten Tag des Laubhüttenfestes ihre heiligen Torarollen mit gebracht hatten.
Auf dem Tempelplatz mussten wir allerdings feststellen, dass nur ein sehr kleiner Teil des Platzes für uns Touristen begehbar war. Es bestand keine Möglichkeit nahe an den Felsendom zu kommen. Überall bis an „die Zähne“ bewaffnete Soldaten. Eine bedrückende Situation. Wir erfuhren, dass schon seit Tagen nur Moslems über 50 Jahre überhaupt auf den Platz gelassen wurden um dort zu beten. Der normale Alltag für die moslemischen Palästinenser in dem besetzten Ostjerusalem.
Anschließend haben wir eine der ältesten Städte auf der Welt, Jericho einen Besuch abgestattet. Von 770m ( in Bethlehem) sind wir auf 220m unter dem Meeresspiegel „hinabgestiegen“. Wahrscheinlich hat die günstige Lage, nämlich an einer reichen Quelle in der Wüste im Winter mit guten klimatischen Bedingungen dazu beigetragen dass sich hier Menschen früh ansiedelten und ihre Spuren sich rund 10.000 Jahre zurück verfolgen lassen.
Um 11.00 Uhr waren wir mit Thomas Koenig im „Auja Eco Center“ verabredet. www.aujaecocenter.org .Er ist in diesem Umweltbildungszentrum seit Juni 2014 für zwei Jahre für die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (www.giz.de) tätig. Schwerpunkt der Zentrumsarbeit ist u.a. Umweltbildung als Teil des Friedensprozesses. Hierzu werden Kinder und Jugendgruppen eingeladen.
Es gibt eine Zusammenarbeit mit Frauengruppen, mit der Dorfbevölkerung (Al Auja hat ca. 5000 Einwohner und liegt etwa 10 km nördlich von Jericho), und Informationen und Angebote zur Müllentsorgung, zum Recycling und zum Lehmbau. Hier im Zentrum steht auch die einzige Wetterstation zur Erforschung des Klimawandels in ganz Palästina. Es besteht in dem großen Haus die Möglichkeit für Gruppen und Einzelpersonen zur Übernachtung.
Der Schwerpunkt des Vortrages von Thomas Koenig beschäftigte sich mit der sehr schwierigen Wassersituation im Jordantal und in ganz Palästina. Ich werde über dieses Thema in einem der Tages-Blog nach Ende der Gruppenreise berichten.
Von diesem Zentrum sind wir dann an den Jordan gefahren der die Grenze zu Jordanien bildet. Im gesamten Unterlauf des Jordans (ca. 170 km lang) von der „grünen“ Grenze zu Israel im Norden von Palästina bis zum Toten Meer ist der Bereich unmittelbar am Jordan militärisches Sperrgebiet. Vor zwei Jahren haben die Israelis unterhalb von Jericho trotzdem einen Zugang zum Jordan ermöglicht. Hintergrund war, dass schon seit Jahren auf jordanischer Seite ein Bereich am Jordan als die Taufstelle von Jesu bezeichnet wurde. Das israelische Touristenbüro hat wohl auf seine Regierung ein wenig Druck ausgeübt, damit auch Israel (auf besetztem Gebiet) einen weiteren religiösen Ort touristisch vermarkten kann. Papst Franziskus war im Übrigen im Mai bei seinem Besuch im Hl. Land an der „Taufstelle“ auf jordanischer Seite.
Zum Abschluss des Tages sind wir dann noch zum baden ans Toten Meer gefahren, nochmals „in die Tiefe“ so das wir schließlich am tiefsten Punkt auf dieser Erde mit 424 m unter Meeresspiegel angekommen waren. Dort kann jeder die Erfahrung machen, dass einen das sehr salzhaltige Wasser trägt. Selbstverständlich haben wir mit einigen der Gruppe das berühmte Bild mit der Zeitung (statt Bild haben wir die SZ genommen) Das tote Meer verliert jedes Jahr mindestens einen Meter an Wasser, im letzten Jahrhundert hat es 1/3 seiner Wasserfläche (35 m gesunken ) verloren. Im Rahmen meines Beitrages zum Wasserproblem im Jordantal werde ich auch auf dieses Phänomen eingehen.
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