Am tiefsten Punkt der Erde

Heute ging es ins Jordantal nach Jericho und zur Taufstelle an den Jordan. 
Am Nachmittag haben wir uns an den tiefsten Punkt der Erde, ans Tote Meer begeben und auf der Rückfahrt haben wir noch einen Blick ins spektakuläre Wadi Qelt genommen. So das Tagesprogramm im Schnelldurchgang.

Und jetzt für die lieben Blog-Leser:innen gaaanz langsam:
Morgens sind wir bei starkem Regen in Beit Jala auf 700 Meter über den Meeresspiegel gestartet. In schneller Fahrt ging es dann über Jerusalem bergab bis wir auf 200m unterhalb des Meeresspiegels die alte Stadt Jericho erreichten.
Hier haben wir zunächst eine Mosaikwerkstatt besucht. Dort wurden uns durch den Werkstattleiter die Techniken des Mosaiklegens erklärt. Es ist eine tolle Handwerkskunst, die besonders neben Italien hier in Palästina ausgeübt wird.
Zahlreiche alte Mosaiken in dieser Gegend sind durch die Fachleute dieses Centers restauriert worden. Derzeit werden die berühmten Mosaikbilder in der Kirche des Tabgha-Klosters restauriert. Pater Jonas hatte uns am Montag davon erzählt. Auch die Mosaiken in der Dormitio-Kirche sind in den letzten Jahren im Rahmen der großen. Renovierungsaktion erneuert worden.

Auftragsarbeit: Arbeitszeit etwa 2 Wochen

Anschließend ging es weiter zur Taufstelle am Jordan. Ich habe auch über diese Stellen schon mehrfach geschrieben. Es ist immer wieder beeindruckend, wir ernst viele Touristen diese Stelle nehmen. Obwohl das Wetter noch nicht so gut war sind einige in das gelb-lehmige Wasser gestiegen, andere ließen sich aus einer Plastikflasche Tropfen des Jordanwassers über den Kopf laufen, andere bekamen ein feuchtes Jordan-Kreuz auf die Stirne gezeichnet.

Taufstelle am Jordan: links Palästina, rechts Jordanien

Dann ging es zum Toten Meer, das ich ja auch schon häufig mit meinen Gruppen besucht habe. Es ist immer ein beeindruckendes Erlebnis. Wie bekannt, sinkt der Wasserspiegel jährlich um ca, 1 Meter und ich bin jedes Mal gespannt wie sich die Situation nun darstellt, wieweit man jetzt zum Wasser laufen muss. Zum ersten Mal erlebte ich die Situation, dass die Besucher:innen nicht ins Wasser durften: die schwarze Fahne war wegen starkem Wellengang gehisst. Natürlich war meine Gruppe enttäuscht, aber wir haben das beste daraus gemnacht, will heißen, die Beine wurden mit dem mit mehr als 30 % starkem Salzgehalt gefüllten Wasser benetzt, ein wenig die Beine auch mit dem gesunden Schlamm eingerieben. Das alles bei nun wieder Sonnenschein und warmen Temperaturen (25 °C).

Nebenbei bemerkt: im 1.200 m höher gelegen Jerusalem hat es fast den ganzen Tag geregnet und die Temperaturen waren dort bei 12 °C

das Tote Meer

Auf der Rückfahrt haben wir zunächst einer mamelukischen Moschee „Nabi Mussa“ einen Besuch abgestattet. Nach muslemischem Glauben liegt hier Moses begraben. Für die Christen liegt Moise auf dem anderen Jordanseite auf dem Berg Nebo in Jordanien begraben. In meinem Reiseführer steht dazu: „das nach einer islamischen Legende zufolge sei es dem Mose dort unter den anderen Leichen zu langweilig geworden, er sei unterirdisch weggekullert und habe sich bis Nabi Mussa vorgearbeitet“ Eine schöne Geschichte zu einem beeindruckenden Ort in herrlicher Wüstenlandschaft. Ein genauso schöner wie beeindruckender Ort empfing unsere Reisegruppe dann ein paar Kilometer weiter. Das griechisch-orthodoxe Georgs-Kloster im Wadi Qelt.

Nabi Mussa

Erfahrene Begleiter:innen meines Reise-Blogs wissen, dass bei meinen Besuchen am Toten Meer auch das Thema Wasser immer eine wichtige Rollegespielt hat. Oft hatte ich hier fachkundige Gesprächspartner, mehrmals Thomas König, der als Mitarbeiter bei der GIZ. Gerne könnte ihr meine Beiträge dazu lesen. (Stichwort Wasser) Ich möchte in diesem Zusammenhang, aus traurigem Anlass an den Hydrogeologen Dr. Dr. Clemens Messerschmid erinnern, der im Februar diesen Jahres, viel zu früh, im Alter von 58 Jahren in Ramallah, wo er seit vielen Jahren lebte und arbeitete, gestorben.  „Bis zum letzten Tropfen“ – das war der Titel seines Vortrags, den er seit Jahren im deutschsprachigen Raum vor kleinen und größeren Gruppen hielt. Als ausgewiesener Spezialist in allen Wasserfragen, explizit vertraut mit jeder Facette von Grundwasser, Regenwasser, Wasserverbrauch und vor allem der politischen Dimension der Wassernutzung in Palästina und Israel konnte Clemens Messerschmid wie keine anderen komplizierten Zusammenhänge verständlich erklären. Erst 2022 promovierte er, nachdem er 25 Jahre in Palästina geforscht und gearbeitet hatte. In seine Doktorarbeit flossen Erkenntnisse ein über die Grundwasserneubildung im palästinensischen und israelischen Grundwasserbecken im Westjordanland ein, dem sogenannten Aquifer. Ich habe 2014 einen Beitrag von ihm in meinem Blog eingestellt.

Clemens Messerschmid. Foto: Georg Stein

Außerdem könnt ihr hier einen Nachruf zu ihm lesen

Er wird den Palästinensern, als starker Kämpfer für deren Wasserrechte fehlen.

Möge er Clemens Messerschmid ruhen in Frieden.

Wadi Qelt

Gestattet mir noch eine Anmerkung zum Schluss des heutigen Tagesberichtes: Heute waren wir mit der Gruppe mal nicht konfrontiert mit den vielen Problemen, die sich hier in der besetzten Region für die Palästinenser „auftürmen“. Es tut, so glaube ich, allen auch mal gut, ausschließlich die Schönheit der Landschaft zu genießen, zu sehen, dass es hier Menschen gibt, die trotz ihrer täglichen Belastung, kreativ sein können, positive Energie haben, dass es eben auch, trotz aller Schwierigkeiten, auch eine gewisse Normalität im Leben der Palästinenser gibt.

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“

Rechtsstaatlichkeit in einem substantiellen Sinn ist für einen demokratischen Staat eine wesentliche Voraussetzung. In zunehmendem Maße höhlte das Siedlungsprojekt den Rechtsstaat aus.  (Gershom Gorenberg)

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Marius,
    Nabi Musa ist ein Ort, wo nach islamischer Tradition an Moses gedacht wird. Dort befindet sich ein Grab von einem Suffisten
    Das Gebäude wurde vor 900 Jahren von Salah-Eddin erbauen lassen und diente als Pilgerfahrt für Moslime aus Jerusalem und Hebron in der Osternzeit. ( als Antwort auf Osternmärche der Christen) Diese maschierten bis dort und demonstrieren ihre Glaube,nachdem die Kreuzritter viele Kloster im Lande gebaut haben, versuchten die Moslime ihre Identität auf diese Art und Weise zu demonstrieren.Das Gebäude wurde tatsächlich während der Mamlukendynastie ausgebaut.
    Die Osmanen haben dort die Traditionen fortgesetzt.
    Nach Islamischen Quellen ist Moses in die Berge Moab (Berg Nibbo in Jordanien begraben). Wo genau, ist nicht bekannt. Im Gegenteil zu seinem Bruder Aharon. Er ist im Süden begraben worden.

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