Auf dem alten Pilgerweg nach Bethlehem

Heute hieß es Abschied nehmen vom See Genezareth und der wirklichen schönen Herberge im Kibbutz Nof Ginosar.

Sunrise am See – Abschied und Aufbruch zu neuen Ufern

Wir machten uns wiederum sehr früh um 8.00 Uhr mit unserem Bus auf den Weg von Galiläa über Samaria nach Judäa. Dabei benutzen wir den Weg, den Jesus früher oft zu Fuß nach Jerusalem gegangen sein soll. Diese alte Pilgerstrecke führt mitten durch das von Israel besetzte Palästina (Westjordanland) und wird in der Regel deshalb von den so überaus zahlreichen Pilger- und Reisegruppen gemieden…denn so bekommt man spürbar mit was es für die Palästinenser seit 1967 heißt unter einer Besatzungsmacht Israel zu leben. Äußere Zeichen sind unter anderem: Checkpoint`s, Wachtürme, Mauern, Stacheldraht, Soldaten. Ich werde an dieser Stelle auf die Einzelheiten nicht eingehen, empfehle aber hierzu meine Aufzeichnungen vom April/Mai in diesem Blog zu lesen.
Mit überqueren der Grenze von Israel ins Westjordanland begann aber auch für uns das „eintauchen“ in die arabisch-palästinensische Welt mit all dem was dazu gehört….
Unser erster halt galt dem Ort an dem Jesus 10 Aussätzige geheilt haben soll: Burgin bei Jenin. In einer schönen kleinen Gr. Orthodoxen Kirche wird diesem Wunder gedacht. An den Reaktionen der Kinder dieses Dorfes spürt man schon das es etwas Besonderes ist wenn sich hier eine Reisegruppe „verirrt“ Dankbar ließen sie sich mit von der Reiseagentur gestifteten Kappen beschenken.
In Nablus besuchten wir eine große gr. orthodoxe Kirche die über einen Brunnen erbaut wurde an dem sich Jesus von einer Sameriterin, die wie ihr ganzes Volk für die Juden als „unrein“ verachtet wurde, das Wasser reichen ließ.
Noch heute leben in Palästina eine Gruppe von etwa 400 Samaritaner in deren Ort wir unsere Mittagspause machten.

leckeres arabisches Picknick bei „armen“ Samariter

Am Nachmittag hatten wir uns bei Rabbi Dr Yehuda Bohrer in einer israelischen Siedlung Bet El (nahe Ramalah) verabredet. Er ist 1977 in das besetzte Westjordanland übergesiedelt, anfangs waren es 11 Familien mittlerweile leben fast 7.000 Menschen in Bet El. Im gesamten Westjordanland 300.000, in Ost-Jerusalem weitere 200.000. Die Siedler gelten als einen Hindernisgrund für einen Frieden im Israelisch-palästinensischen Konflikt. Deshalb wollten wir uns durch das Gespräch mit einem Initiator selbst ein Bild davon machen was ihn als Jude bewegt hat im besetzten Land zu siedeln.
Nach 1 ½ stündigen Gespräch ist nicht nur mein Fazit: Es ist genauso wie ich es immer von anderen gehört und gelesen habe: alles was über früheres Leben der Palästinenser, Flucht und Landbesitz geschrieben und erzählt wird ist gelogen, die Wahrheit vertritt in unserem heutigen Fall der Rabbiner Dr. Yehuda Bohrer. So sagt er: früher gab es hier keine Palästinenser, das Land war nicht bearbeitet, es sind wichtige biblische Stellen. Wir durften einige wenige Fragen stellen, aber schon unsere Fragestellung wurde massiv von ihm kritisiert da sie auf Lügen, die wir gelesen oder gehört hatten, beruhte.

Rabbi Bohrer erklärt uns seine Sicht von Gott und Palästina

Für unser Verständnis in der scheinbar aussichtslosen Situation gerade auch in der Siedlerfrage, war dieses Gespräch sehr wichtig, denn wo nur die eigene Meinung gilt und die andere als Lüge abgetan wird gibt es weder Verständigung und schon gar keinen Frieden.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Marius, heute habe ich von deiner Schwester von deinem Engagement in Israel / Palästina gehört und gleich mal gegoogelt. Mache gerade ehrenamtlichen Dienst im Maxhaus, kann nicht soviel lesen jetzt, werde mich zu Hause weiter drum kümmern. Erstmal bin ich beeindruckt von Deíner Arbeit, glaube auch, dass diese Haltung die richtige ist, um was zu bewegen. Herzliche Grüße Maria

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