Heute widme ich mich einem Thema, dass mich beschäftigt, seit dem ich im Jahre 2012 das erste Mal die Gelegenheit hatte Palästina zu besuchen.
Zu allen Mahlzeiten (auch zum Frühstück) werden verschiedene Tellerchen/Schlüsselchen gefüllt mit leckeren Salaten, Sößchen (wie z.B. Humus), Oliven, Tomaten, Gurken, Eier, aber auch Marmelade oder wie heute bei Fatima Traubensaft gereicht. Zu all diesen (teilweise) herzhaften „Leckereien“ gibt es meist das Fladenbrot Pieta oder, wie heute bei Fatima, das von ihr gebackene, etwas herzhafter schmeckende „Tabun-Brot“
Wenn dann alles auf dem Tisch steht, und auch der Tee ausgeschenkt ist, kann es eigentlich losgehen. Ich weiß noch wie ich Anfangs immer nach einem Messer geguckt habe, oder auch nach einem Teller, auf den man sich dann die Leckereien draufladen konnte. Oftmals wurden diese fragenden Blicke erkannt und mir dem „Fremdling“ in der Runde der Tischgäste, den Teller, das ersehnte Besteck gereicht.
Aber immer klappte das mit dem Blick nicht so, dann habe ich mich, wie alle Araber am Tisch daran gegeben, das Brot in die Schüsselchen/Tellerchen zu tauchen und auf diese Art die vielen Köstlichkeiten in mich auf zu nehmen. Bis heute habe ich mir keine weiteren Gedanken gemacht, dass es auch beim mit den Fingern essen Regeln geben könnte.
Heute war es wieder mal soweit, ich hatte wie schon gestern, Fatima nochmals bei der Olivenernte geholfen und um die Mittagszeit war Picknick unterm Olivenbaum angesagt. Fatima hatte alles schön arrangiert und ich begann wie gewohnt das Brot in die Schüsselchen zu tauchen und dann abzubeißen. Da bekam ich von Fatima den leisen Hinweis, das ich doch bitte schön nur soviel Brot in die Leckereien eintauchen soll, wie ich dann auch in den Mund stecke. Das Brot abbeißen, dann nochmal in die Schüssel stecken…das gehört sich nicht. Und wo schon mal eine Regel genannt wurde gab es weitere Ratschläge: das Brot nur mit drei Fingern (Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand) nehmen und möglichst nur an der Stelle der Schüssel das Brot eintauchen die meinem Sitzplatz zugewandt ist.
Was soll ich sagen, auch mit diesen drei Regeln hat es wie immer wunderbar geschmeckt und meine „suchenden“ Blicke nach Teller und Besteck sind im Laufe der letzten Wochen wieder etwas weniger geworden.
Nachtrag zum Blogbericht vom 31. Oktober 2014
Ich habe zu meinem Bericht über die Schule Talitha Kumi einen Gastbeitrag von Kaimir Sawalha eingefügt. Karim, Sohn eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter, geht seit August 2014 hier für ein halbes Jahr zur Schule. Er berichtet von seinen Erfahrungen an einem für ihn so ungewohnten Lernort.
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