Heute morgen besuchten wir zunächst Frater Dr. Hanna Kildani vom Lateinischen Patriarchat (katholischen Kirche) in Amman. Auch seine Gemeinde, 300 Familien groß, betreut seit Sommer 2014 irakische
Flüchtlinge aus Mossul, die, wie schon vor zwei Tagen in Madaba, auf dem Gelände der Kirchengemeinde in Containern leben. Insgesamt sind aus Mossul im letzten Jahr ca. 7.000 Christen nach Jordanien geflüchtet. Sie werden hier neben dem Hilfswerk der UN (UNHCR), von der jordanischen Caritas, aber eben auch von den Kirchengemeinden unterstützt. Dr. Kildani schilderte wie die konkrete Hilfe aussieht. Neben dem Platz den sie auf ihrem Pfarrgelände für die Flüchtlingscontainer zur Verfügung gestellt haben, können auch im Pfarrheim alle Räume genutzt werden. Den Gemeindemitgliedern hat er geraten beim Einkauf grundsätzlich auch etwas für die Flüchtlingsfamilien mitzubringen „Ein Brot für mich ein Brot für die Flüchtlinge“ sollte zum Prinzip werden. Er machte uns deutlich was es für die Flüchtlingen bedeutet ihre Heimat verlassen zu haben: Haus, Werkstatt, Auto, Konto alles ist weg, sollten sie einmal zurückkehren können, müssten sie bei Null anfangen.
Als wir Dr. Kildany, der auch ein Buch zum modernen Christentum
geschrieben hat: „Modern Christianity in the Holy Land“ zu seiner politischen Einschätzung der aktuellen Situation befragten wurde er ganz konkret: Jordanien ist zwar mit Amerika befreundet, aber wir wissen nicht was der Freund will. Bei den Feinden weiß man es genau. Wir fühlen uns oft von den befreundeten Staaten benutz (ausgenutzt) für ihre Ziele und Pläne. Auf die Frage ob es nicht gut war das Hussain oder Gaddafi gestürtzt wurden saget er nur: jetzt gibt es 100 Gaddafis in Libyen. Der Preis den die Bevölkerung zahlen muss sei eindeutig zu hoch.
Er fordert die westlichen Staaten auf mehr auf die besonderen Gegebenheiten und Mentalitäten zu achten. Auch sein Hinweis, dass wir in Europa Jahrhunderte gebraucht haben bis sich bei uns demokratische Strukturen entwickeln konnten leuchtete uns ein. „Du kannst die Demokratie nicht kaufen“, sie muss wachsen unter Beachtung der besonderen Bedingungen die in den Ländern im Nahen Osten herrschen. Zum Konflikt zwischen Israel&Palästina meinet er abschließend nur: „Wenn Du in Kanada reist, kannst du oft Tage unterwegs sein ohne mit der Geschichte in Berührung zu kommen, gehst Du durch Jerusalem trittst Du mit jedem Schritt auf historische Untergrund. Mit Rabin wurde vor 20 Jahren der mögliche Frieden umgebracht“
„Es gibt hier keine Hoffnung….. außer in Gott. Unsere Hoffnung ist Gott!“
Anschließend sind wir in einen Außenbezirk von Amman gefahren wo sich eine der „Schneller-Schulen“ befindet.
(Dieser nachfolgende Text wurde der Internetseite der Schneller-Schulen entnommen)
1860 hat Johann Ludwig Schneller das Syrische Waisenhaus in Jerusalem gegründet und darin Waisenkinder aufgenommen ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit. Kinder christlichen, muslimischen und jüdischen Glaubens haben in seinem Haus zusammengelebt, gegessen und gelernt in Respekt vor der Religion des Anderen.
Seit diesen Anfängen ist die Idee der Friedenserziehung gewachsen und auch heute, trotz manchen Rückschlägen, lebendig und stark. Nachdem das Syrische Waisenhaus im Zuge des Zweiten Weltkrieges und der Gründung des Staates Israel geschlossen werden musste, entstanden in Khirbet Qanafar im Libanon und in Amman in Jordanien Schneller-Schulen, welche die Schneller-Idee weitertragen.
Diese Schulen bieten Kindern aus armen Verhältnissen die Möglichkeit, im Internat auf dem Schulgelände zu leben und zu lernen. Dazu kommen noch Tagesschüler aus der Umgebung, welche die Schulen aufgrund der Qualität der Lehre und des guten Rufes der Schneller-Schulen besuchen.
Bis heute hat sich eine enge Bindung der Schulen an die Trägervereine in der Schweiz und in Deutschland erhalten. Die Trägervereine unterstützen die Schneller-Schulen finanziell, sowie durch die Entsendung von Experten, Zivildienstleistenden und Freiwilligen.
106 Kinder leben im Internat an der Schule im Libanon, 134 in Amman: Evangelische, maronitische, katholische und orthodoxe Christen, Sunniten, Schiiten und Drusen. Durch ihr Zusammenleben lernen und leben sie täglich die Freundschaft miteinander, den Respekt voreinander und vor der Religion des Anderen und bilden so einen wichtigen Baustein für eine friedlichere Zukunft im Nahen Osten.
Zum Nachmittag sind wir dann an die Stelle gefahren wo nach der biblischen Geschichte der Herr dem Mose mit dem Spruch: das ist das Land, was ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe…vom Berg Nebo den aus der Gefangenschaft in Ägypten unter der Führung von Mose zurückkehrenden Israeliten das Land versprach. Ein „heiliger“ Ort gleichermaßen für Christen, Moslems und Juden. Aus 808m Höhe hat man einen sagenhaften Blick ins tiefe Jordantal. Bei guter Sicht kann man die 46 km entfernte goldene Kuppel des Tempeldomes in Jerusalem sehen.
Zum Schluss des Tages haben wir noch eine kleine Stadtrundfahrt durch Amman gemacht, der alten aber doch auch sehr modernen Millionenstadt.
Vielen Dank für die eindrücklichen Reiseberichte. Nachdem die Unruhen zeitgleich mit Eurem Reiseanfang angefangen haben, freue ich mich, dass Ihr Wohlbehalten seid. Euch und Euren Gastgebern wünsche ich schnell ein möglichst großes Maß an Frieden.