Ein Ausflug nach Tel Aviv

Seit 2012 schreibe ich in diesem Blog. Bisher habe ich in dieser zeit erst einmal einen besuch in Tel Aviv gemacht. 2015, als wir mit der Gruppefahrt, neben Israel und Palästina auch einen Abstecher nach Jordanien gemacht hatten, waren wir für eine Nacht auch in Tel Aviv.

Heute nun bin ich auch mal wieder in die von Jerusalem 60 km entfernte Mittelmeermetropole Israels gefahren. Hintergrund dieses Ausflugs: Ellen Rohlfs, eine in der Israel&Palästina-Solidarität sehr bekannte Persönlichkeit und Friedensaktivistin, Autorin einiger Bücher und Schriften und autorisierte Übersetzerin des jüngst verstorbenen israelischen Friedenskämpfer Uri Avnery, hatte mich gebeten Spendengelder für Gush Shalom abzugeben. Mehr zu Ellen könnt ihr hier lesen.

Abfahrt der Sherut-Busse ist ganz in der Nähe des Jerusalemer Polizeigefängnisses

So habe ich mich also heute morgen, nachdem ich mal wieder meine Schlafstelle gewechselt habe, dieses Mal war der Umzug („fußläufig“) innerhalb von Jerusalem, von der Dormitio am Zionstor zum Paulushaus am Damaskustor, mit dem Sherut-Kleinbus auf den Weg nach Tel Aviv gemacht. Das Prinzip dieser „Taxi-Busse“ ist ja bekannt und sehr einfach: man wartet bis die 10 Plätze belegt sind, dann geht es los. Für 24 Schekel (etwa 6,-€) ging auf die etwa 45 minütige Fahrt. Tel Aviv empfing mich am zentralen Busbahnhof mit einer doch schwülen Hitze von mehr als 25 Grad. Bemerkenswert und auf den ersten Blick zu sehen war, dass hier um den Busbahnhof wohl eine Wohngegend ist, in der hauptsächlich Schwarz-Afrikanern wohnen. Diesen begegnet man in Jerusalem doch höchst selten, sieht man einmal von den äthiopischen Christen ab. Ganz selten sah ich hier orthodoxe Juden. Dafür aber jede Menge elektro-Fahrräder. Wobei man hier die Ausführung liebt, Kleinfahrrad aber mit gehörigem Speed. Die meisten fahren mit einem helm, den wir bei uns von den Motorrädern her kennen.

Tel Aviv eine Fahrradstadt
Aber Fußgänger müssen vorsichtig sein..die kommen meist mit ganz schönem Speed daher

Um 15 Uhr traf ich Adam Keller. Er wurde mir von Ellen Rohlfs als Vertreter der Friedensorganisation Gush Shalom benannt. Ich hatte ja vor einigen Tagen schon einmal,  im Zusammenhang mit Demonstrationen hier in Israel gegen die aktuellen israelischen Angriffe im Gazastreifen, kurz etwas zu dieser Organisation geschrieben, die in deutsch mit „Friedensblock“ übersetzt werden kann.

Schaut man ins Internet so findet man u.a. einen Beitrag aus dem Jahre 2005:

„Ich träume von dem Tag, an dem Palästinenser und Israelis von Unserem Jerusalem sprechen werden und dabei sowohl das der Israelis als auch das der Palästinenser meinen werden.“
Mit diesen Worten unterstützte Faisal Husseini, der verstorbene Führer der Palästinenser in Jerusalem 1995 eine Aktion der israelischen Friedensgruppe Gush Shalom. Mit zwei Straßenschildern, die jeweils auf West- bzw. Ostjerusalem zeigten und mit ihren Aufschriften „Westjerusalem – Hauptstadt Israels“ und „Ostjerusalem – Hauptstadt Palästinas“ die Hoffnungen auf zwei souveräne, friedliche Staaten mit geteiltem Jerusalem als Hauptstadt beider Staaten ausdrückten, kämpfte die Friedensbewegung für gegenseitige Verständigung und Anerkennung. diesen Kampf führt sie noch heute.
Gush Shalom steht seit ihrer Gründung 1992 für eine Annäherung beider Völker und einen dauerhaften Frieden zwischen zwei souveränen Staaten. Der innere Kreis von Gush Shalom umfasst an die 100 Aktive, die Zahl der Mitglieder liegt bei 1.500. Unterstützt werden sie sowohl aktiv als auch passiv von einigen Tausend Menschen weltweit.

Uri Avnery, gestorben im August 2018

Das wohl bekannteste Gründungsmitglied, Uri Avnery, jahrelanges Mitglied der Knesset, israelischer Publizist und Friedenskämpfer, ist in Deutschland durch seine Auszeichnung mit dem Aachener Friedenspreis 1997 und zahlreichen Publikationen und Interviews bekannt. In Israel gehörte er zu den ersten Israelis, die den Kontakt mit Palästinensern und ihrer Vertretung, der PLO, suchten. Unabhängig von politischen Parteien und anderen politischen Gruppierungen steht Gush Shalom für gegenseitige Anerkennung der beiden Völker, ein Ende der israelischen Besatzungspolitik und einen unabhängigen souveränen Staat Palästina, mit der Anerkennung der PLO als Vertretung des palästinensischen Volkes und innerhalb der Grenzen von vor 1967.

Adam Keller, heute in Tel Aviv

Nun traf ich in der Nähe des Busbahnhofs Adam Keller, von dem ich erst jetzt, zurückgekehrt ins Paulushaus durch eine Mail meines Berliner Freundes Christian erfuhr, das Adam der Sprecher von Gush Shalom ist (oder zu mindestens einmal war). Christian hatte mit Anderen im Jahre 2011 die Palästina-Israel-Zeitung herausgebracht. In der ersten Ausgabe stand ein Interview (auf Seite 2), das Johannes Zang mit Adam Keller geführt hat. Hier ist der Link zu dieser ersten Ausgabe. Auch wenn die Zeitung nun schon vor 7 Jahren erschienen ist, haben dass Interview mit Adam Keller, aber auch die anderen Beiträge, nichts von Ihrer Bedeutsamkeit eingebüßt

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Die Chancen auf eine friedliche Lösung sind vorbei. Die Israelis gemeint hier die Juden haben zwischen 1967 und 1987 die besten Chancen uns in die Unabhängigkeit zu entlasten. Statt dessen Besiedlung und Verachtung. Sie haben vergessen das 1947-1948 fast 870000 Palästinenser ihre Häuser und ihre Heimat verlassen mussten wegen Siedler aus Polen und Osteuropa
    Erst nachdem Nazi- Deutschland ihre Rolle als Geburtshilfer vollendet hat, waren wir die Ureinwohner vergessen worden.
    Heute verwaltet Israel und die PLO und an deren Spitze Fatah das Problem und teilen sich das Geld.
    Es gibt keine Lösung ohne Das Israel uns als Opfer der Opfer sehen wird.
    Wir wollen auch mit der grössten Lüge aufhören (die Zwei Staaten)
    Eine Illusion.
    Auch Gush Shalom wissen genau das ist eine Lüge ist daran zu Glauben.
    Für uns alle ist ein demokratischer Staat die letzte Option.

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