Gestern Abend: „The Bedouins Modern Night“

 In Verlauf der Woche fragten mich die jungen Volontäre ob ich Lust hätte an einem Beduinen-Event am Freitagabend teilzunehmen. Für einen Eintrittspreis von 80 Schekel (16,-€) sollte DJ; Live Band; freies Essen und ein „Shot-Drink“ sowie „Horse Riding“ and more….angeboten werden.

Ich habe spontan zugesagt da mich alles was für mich neu, unbekannt ist interessiert. Nach einem wirklich anstrengenden Arbeitstag haben wir uns 16.30 zu Abfahrt verabredet, wir das waren die Volontäre Valentin und Karl sowie Klara, Miriam und Maria, und Clara-Maria die hier als Stationsschwester für drei  Jahre arbeitet.

es kann los gehen...nur Maria fehlt noch

Bevor wir ein Sammeltaxi angehalten habe was uns nach Ramallah bringen sollte, habe ich die sechs zu einem Freitäglichen „Feierabendeis“ eingeladen. In dem kleinen Supermarkt haben sich alle ein leckeres Eis genommen und ich „musste“ 15 Schekel zahlen. Für nur 3,- Euro habe ich die sechs glücklich machen können,  diese Erkenntnis ließ mich spontan sagen: das können wir, solange ich hier bin jeden Frag machen….
In Ramallah trafen wir uns mit Phillip, der hier für eine deutsche NGO mit der palästinensischen Lehrergewerkschaften zusammenarbeitet um Grundlagen für Mediation und gewaltfreiem Training an Schulen zu schaffen. Vielleicht habe ich zu diesem Thema noch einmal Zeit etwas mehr zu schreiben.
das "Begrüßungskommitee"Mit Phillip sind wir dann an den Stadtrand von Ramallah gefahren wo wir von zwei Palästinensern zu Pferde erwartet wurden. Sie geleiten uns dann an den Ort des Geschehens. Es ist ja immer so, dass bestimmte Ankündigungen von Veranstaltungen auf denen man noch nicht bei einem bestimmte Vorstellungen  entwickeln lassen. So auch für die heutige Veranstaltung: Ich ging davon aus das viele Beduinen in landestypischer Tracht dabei sind, auch das eine oder andere Kamel, natürlich typisches Essen und Trinken, entsprechende Musik….Auch nahm ich an, dass auch ein Teilerlös, des doch für hiesige Verhältnisse stolzen Eintrittspreises für ein Beduinenprojekt zur Verfügung gestellt wird.

schön gelegen der Festplatz

Schon von weitem hörte man das rhythmisches trommeln, bald sah man zwei Zelte, aber auch schon große Boxen, Mischpult und sonstiges technisches Equipment. Etwa 40 bis 60 Personen verteilten sich auf dem kleinen, aber schön gelegenen Gelände, mit Ausnahme von drei Frauen mit Kopftüchern alle westlich gekleidet. Schon bald bei unserem Eintreffen wurde die Live-Band abgelöst von einem DJ der westliche Techno-Musik schon ziemlich laut in die herrliche judäische Berglandschaft brachte.

Bedingt durch den harten und staubigen Arbeitstag hatte ich entsprechend Durst, war aber bei einem Beduinenfest auf antialkoholische Getränke eingestellt: zu meiner großen Freude, wenn auch etwas überrascht gab es sowohl Heineke Bier als auch das wunderbar schmeckende palästinensische Bier aus Taybeh. Auch gab es härtere Sachen….von wohlschmeckendem Pfefferminztee keine Spur.

"landestypische" Getränke sehen anders aus oder?

Aber „Free Riding“ war ja angesagt worden: es standen etwa sechs etwas heruntergekommene „Klepper“ zur Verfügung und man wurde von einigen Beduinen (!?) an der Leine geführt, hier und da gab es auch mal einen kleinen Hieb auf den Pferderücken…..also ehrlich kein großes Vergnügen.

Da wir ja alle nichts von dem immer vorzüglichen Abendessen hier in Beit Emmaus bekommen hatten trat so gegen 21.00 doch der Hunger immer mehr in den Vordergrund. Es wurde ein Lagerfeuer angezündet, es wurde getanzt, es wurde versprochen gleich mit dem Grillen zu beginnen aber um 22.30 „reichte es einem Teil unserer Gruppe, wir gingen zurück ins nahe gelegene Ramallah, hielten ein taxi an das uns ins Zentrum brachte wo wir uns ein leckeres Falaffel-Sandwich gönnten.

Mein Fazit: ein interessanter Abend veranstaltet von jungen Leuten die sich von anderen jungen Leuten die Musik bezahlen ließen.

aber es war doch ganz schön...

Aber was dieser Event mit einer „Bedouins-Modern Night“  so die Ankündigung zu tun hatte…? Ja vielleicht waren das „moderne“ Beduinen??

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*