Ich hatte ja schon gestern geschrieben, dass es unglaublich schwer ist, die Erlebnisse der Gruppe an einem Tag, in einem Report für meinen Blog zusammenzufassen. Auch heute an unserem sechsten Tag gab es so viel interessante Begegnungen und Erlebnisse, die, in der notwendigen und gebührenden Weise dargestellt, diesen Blog „sprengen“ würde. Ich werde also in dem heutigen Blog der interessierten Leserschaft einen ersten Überblick verschaffen und auf einzelne Begegnungen und Themen in den nächsten Wochen (ich werde nach Ende der Gruppenreise noch etwa vier Wochen im Land bleiben) ausführlicher eingehen.
Den Tag starteten wir mit dem Besuch der Einrichtung „Wings of Hope“, einer nicht staatlichen, gemeinnützigen Einrichtung, die 2011 gegründet, traumatisierten Menschen Hilfe und Unterstützung bietet. (www.woh-for-trauma.com) Ziel der Einrichtung ist es, traumatisierte Menschen aus der passiven Opferrolle herauszuhelfen und sie dabei zu unterstützen, Zukunftsperspektiven aufzubauen und neue Hoffnung zu gewinnen. „Aus Opfer werden Überlebenskünstler“
Anschließend sind wir in die katholisch (private) Schule nach Beit Jala gefahren. Dort erklärte uns der Direktor die Arbeit der Schule. Wir hatten die Möglichkeit uns die konkrete Arbeit in den verschiedenen Klassen anzusehen. Die Schule die auch einen Kindergarten und eine Vorschule integriert hat, geht wie alle Schulen in Palästina bis zu 12. Klasse. Anders als z. B. bei uns muss sich die Schule vollständig aus eigenen Mittel tragen (hierzu gehört auch der Beitrag der Eltern von etwa 800,-€ Schulgeld pro Schuljahr.
Um die Mittagszeit haben wir einen Laden mit Oliven-Holzschnitzereien besucht und dabei auch der Mauer „einen Besuch abgestattet“. Wir waren an einer Stelle, wo die Mauer bis zu 12 m hoch, ein Haus (mit einer Pension mit 2 Geschäften) von drei Seiten einschließt. Es ist bedrückend von den Besitzern zu hören, dass sie seit dem Mauerbau im Jahre 2002, fast vollständig von Besuchern, und damit der einzigen Einnahmequelle abgeschnitten sind.
Am Nachmittag schließlich haben wir das Friedensprojekt „Tent of Nations“ den Weinberg der Familie Nassar (www.tentofnations.org) besucht, den Ort wo für mich in „Sachen Palästina“ alles anfing. Hier war ich in 2012 für mehr als drei Wochen als Volontär tätig. Weiteres zum Friedensprojekt ist hier in meinem Blog zu lesen.
Auch heute empfing uns Daoud Nassar, der geistige „Kopf“ der Familie Nassar, die seit mehr als 23 Jahren mit der israelischen Militärverwaltung einen Kampf um die Anerkennung des seit Anfang letzten Jahrhunderts im Besitz der Familie Nassar befindlichen 43 ha großen Gelände befindet. Sein Bericht über die Entwicklung und die derzeitigen Aktivitäten endete mit der Bemerkung „Wir schaffen Fakten ohne Waffen“
Anschließend sind wir dann in einer der mehr als 200 israelischen Siedlungen im Westjordanland gefahren, nach Efrat, etwa 5 km vom Weinberg der Familie Nassar entfernt. Dort waren wir mit einem Siedler, Ardie Goldmann (www.italkisrael.com) verabredet. Er hat uns in dem ca. 75 minütigen Gespräch seine Sicht der Dinge -bezogen auf den großen Konflikt zwischen Israel und Palästina- dargelegt. Ich werde in einem „Blog-Spezial“ in der nächsten Woche auf das Gespräch näher eingehen. Gerhard aus unserer Reisegruppe, ein pensionierter evangelischer Pastor , hat zum Schluss des Gespräches, in dem die Reisegruppe die Möglichkeit hatte die „Denkensweise“ sicher vieler jüdischer Israelis zum Konflikt mit dem arabischen Nachbarn zu hören, mit dem Zitat aus dem Buch des Moses beendet:
Höre Israel – Jahwe unser Gott ist einer („für alle“ Gerhard)
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