Was möchtest Du essen: Reis oder Reis?

Heute war mein letzter „Arbeitstag“ auf dem Weinberg. Wie immer wartete Daher mit seinem Oldie vor dem Tor von Talitha Kumi. Beim Einsteigen wies er auf ein Neubau im Tal: Der steht in der C-Zone und hat sicherlich keine Baugenehmigung war seine Bemerkung. Etwas weiter wies er auf einen prächtigen Neubau im palästinensischen Dorf Husan hin: Hier hat sich einer ein „Schlösschen“ gebaut. Auf meine Frage wo der Bauherr das Geld her hat, seine kurze Antwort: „Stone“. Auf dem Weg zum Weinberg kommt man auch an der Siedlerstrasse die zur

Siedlerstraße bei Husan
Siedlerstraße bei Husan

israelischen Siedlung Betar Illit führt. Sie führt etwa 30 m an der Moschee von Husan vorbei, „gesichert“ mit Stacheldrahtrollen und einem sicherlich 10 m hohen Zaun. Schon irre wie scheinbar „normal“ sich hier die beiden Welten „berühren“

Nachdem in den letzten Tagen das Wetter nicht so gut war – ich berichtete- ist heute strahlender Sonnenschein von einem blauen Himmel angesagt. Auf dem Weinberg weht ein laues Lüftchen. Es scheint so friedlich hier oben. Nichts zu spüren von den aktuell großen Spannungen in unmittelbarer Nähe.

Heute morgen hatte ich im Internet gelesen, dass es in Jerusalem (Luftlinie 8 Km entfernt) und auch hier ganz in der Nähe, auf der Straße 60 bei der israelischen Siedlung Efrat, erneut zu Gewalttaten gekommen ist: in beiden Fällen sind wieder palästinensische Autofahrer in an Haltestellen wartende Israelis gefahren. Mindesten ein Toter und ein Dutzend Verletzter sind zu beklagen. Hintergrund, so die Berichte, sind die seit Wochen andauernden Auseinandersetzung um den Tempelberg (ich berichtete bereits). Gestern sollen wohl Soldaten zwecks Festnahmen mit Stiefel (!) in die Al Aqsa Moschee eingedrungen sein….

auch junge Weinstöcke geben Hoffnung
auch junge Weinstöcke auf dem Weinberg geben Hoffnung

Hier auf dem Weinberg ging heute alles seinen gewohnten Gang, zwei Volontäre waren an einer neuen Höhle beschäftigt (der 7. auf dem Gelände),zwei mit dem Anpflanzen von Zwiebeln und ich …den dritten Tag war wieder mit der grünen farbe unterwegs. Ich muss sagen ich streiche gerne an, eine ganz und gar meditative Arbeit. Und grün ist auch noch meine Lieblingsfarbe, was will ich mehr. Um 11 und 1 Uhr gibt es eine Pause. Während in der morgendlichen Pause Pitabrot mit Humus und Tomaten, aber auch schon einmal hier selbstgemachter Marmelade angesagt ist, gibt es Mittags immer „warm“. Meist Salat und dazu Nudel oder Reis mit einer Gemüsesoße (derzeit ist Aubergine angesagt). Fleisch gibt es wohl immer noch (ich erinnere mich an meinen Aufenthalt vor zwei Jahren) ganz selten. Diese etwas einfache Kost führt zu einem interessanten Phänomen (vor 2 Jahren und auch heute zu beobachten): man unterhält sich unter den Volontären oft über leckere Rezepte von zu Hause…

Ach ja, heute wurde zum Essen wurde man gefragt: Möchtest Du Reis oder Reis….!

Nachmittags waren an jedem Tag in dieser Woche Gruppen zu Besuch, aus Kanada, den USA, Italien und Deutschland. Toll oder?

Hier ging um 16.44, wie ein roter Feuerball, die Sonne im nur 50 km entfernten Mittelmeer unter. Zur gleichen Zeit erschien über der Siedlung Neve Daniel der volle Mond wunderbar. Es könnte doch alles so friedlich sein……..

Vertrauen, Selbstwertgefühl
mit Vertrauen und Selbstwertgefühl, hoffen lernen und Frieden pflanzen
Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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