Schon im letzten Jahr habe ich von Bethlehem aus einen Besuch in Ramallah gemacht. Damals noch in einer „Höllenfahrt“ mit einem Sherut-Taxi durch das tiefe Jordan-Tal. Dieses Mal ging es mit dem Bus relativ gemächlich in etwa einer halben Stunde von Qubaebah die etwa 12 km nach Ramallah. Zweimal wurde die Grenze nach Israel mit Hilfe eines Tunnels unterfahren (genauer müsste ich schreiben: das nach dem Völkerrecht wiederrechtlich mit israelischen Siedlungen bebaute Gebiet im Westjordanland wurde mit Hilfe eines Tunnel unterfahren).
Ramallah liegt ca. 870m hoch und hat ca. 30.000 Einwohner. Nachdem 1994 zunächst Jericho Sitz der Palästinensischen Autonomiebehörde werden sollte hat Ramallah, vor allem wegen seiner günstigen Lage so nahe bei Jerusalem (16 km) bald Jericho den „Rang“ abgelaufen. Heute haben die meisten ausländischen Vertretungen ihre Büros in Ramallah. Auch Arafat und sein Nachfolger Präsident Abbas Hatte/haben hier ihre Residenz.
Auch das Grabmal von Arafat befindet sich seit 2007 in einer Moschee auf dem ehemaligen Gelände des Hauptquartieres Muqatàa. Auch wenn man derzeit nicht genau weiß ob sich der Leichnam von Arafat aktuell in dem Grab befindet (es wurden vor einigen wochen Gewebeteile entnommen um zu überprüfen ob Atafat vergiftet wurde), stand eine Stattliche Wache am Grab. Von einem dritten uniformierten wurde ich gebeten mich zwecks Foto zwischen die beiden wachsoldaten zu stellen. Bei uns eher eine unvorstellbare Einladung finde ich.
Ramallah ist eine sehr lebendige und moderne Stadt. Mich als Besucher wundert es schon sehr wie normal das Leben hier zu sein scheint, trotz Checkpoints, Mauer und massive Grenzanlagen in Sichtweise der Stadt. Die Märkte und Geschäfte waren voll, in den Schmuckläden sah man viele Frauen die sich ihre „Gold-Aussteuer“ aussuchten. Wie ich hörte „kostet“ die Braut den Bräutigam mindestens 400 gr Gold was beim derzeitigen Goldpreis etwa 20.000,-€ ausmacht. Zu den vielen Sitten der hiesigen arabischen Hochzeit werde ich demnächst etwas in meinem Blog schreiben
Auch will ich noch von einer kurzen, aber für mich sehr berührenden Begegnung schreiben. Auf dem Weg zum Grabmal von Arafat, ca. 1 km vom zentralen AlManara-Platz entfernt, traf ich an einem verwilderten Grundstück einen Hirten mit seiner Ziegen- und Schafsherde. Dabei war auch sein Enkel dessen Vater, wie ich erfuhr, in Stockholm arbeitet. Da sie gerade eine Mittagspause machten luden sie mich ein mit ihnen zu essen. Alles Reden half nichts, ich durfte/musste von ihrem sehr bescheidenen Mahl zumindestens eine Falafel kosten. Welche Gastfreundschaft…
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