seit 65 Jahren: des einen (Israel) Freud ist des anderen (Palästina) Leid

 Nationaler Gedenktag NAKBA

Morgen am 15. Mai jährt sich zum 65 mal der Tag  der beginnenden Flucht und Enteignung von bis zu 750.000 Palästinenser,  die  aus Angst vor Massakern durch die israelische Armee, in die umliegenden arabischen Staaten flüchteten. Noch heute leben die mittlerweile durch Geburten angewachsene Zahl von bis zu 5 Mio Menschen fern ihrer Heimat, davon 1,5 Mio in Flüchtlingslagern,  dort oft unter menschenunwürdigen  Bedingungen. 

das aktuelle Plakat zur Nakba 2013

Dieser 15. Mai wird in ganz Palästina als „Nakba“ dem Tag der Katastrophe oder des Unglück, mit Gedächtnisveranstaltungen, aber auch mit Demonstrationen begonnen, bei denen es häufig – so zuletzt 2011- zu Auseinandersetzungen mit der israelischen Besatzungsmacht gekommen ist. Ich werde versuchen morgen an der zentralen veranstaltung in Ramallah teilzunehmen.
Den palästinensischen Bürgern Israels, immerhin 20 % der Bevölkerung, ist es im Übrigen bei Strafe verboten, i h r e n  „Volkstrauertag“ in der Öffentlichkeit zu begehen (gemäß Nakba-Gesetz seit 2011).
Ich wurde in Deutschland oft gefragt wieso sich denn die Flüchtlinge nicht damit abfinden das eine Rückkehr ins Kernland Israel mehr als unwahrscheinlich ist und es besser sei sich in dem Land, in dem Sie nun seit 65 Jahren leben zu integrieren. Gerade hier bei uns in Deutschland sind doch nach dem 2. Weltkrieg auch viele Menschen die aus den östlichen Ländern fliehen mussten gut integriert worden.

im Flüchtlingslager Aida/Bethelehem: der "größte Schlüssel der Welt" als Zeichen der Erinnerung und des Rückkehrwillens

Dem entgegen steht da  zunächst einmal die „arabische Ehre“.   „Ein Mann ohne Land ist ein Mann ohne Ehre“ sagt ein altes palästinensisches Sprichwort. Vor diesem Hintergrund kann man verstehen dass sich viele Palästinenser um dieser Ehre willen an die Vergangenheit klammern. In vielen Hütten wird noch heute der Schlüssel zu ihren Häusern aufbewahrt, obwohl diese gar nicht mehr existieren. Beim Demonstrationszug am Tag der Nakba wird dieser Schlüssel oft als übergroßes Symbol mitgeführt.
Aber es gibt noch vielmehr Gründe, das sich die geflohenen Palästinenser nicht heimisch fühlen können/dürfen. Sowohl in Syrien also auch im Libanon haben sie gar nicht die Möglichkeit sich frei zu entwickeln, selbst wenn sie es könnten. Im Westjordanland und im Gazastreifen ist die Situation -auch bedingt durch die Besatzung durch die Israelis seit 46 Jahren-so schwierig dass es nur den wenigsten gelingt sich von dem Flüchtlingsdasein zu befreien. Denn man braucht  Arbeit, Geld und das notwendige Grundstück, beides ist meist nicht vorhanden bzw. die Besatzer geben keine Baugenehmigung.

Blick in ein Flüchtlingslager

So bietet dann die Unterstützung als anerkannter „Flüchtling“ durch die UN-Flüchtlingshilfe  zu mindestens eine kleine aber oft lebensnotwendige Hilfe

Im Jahr 1949 wurde das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, „United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees“ in the Near East (UNRWA) gegründet. Es leistet Unterstützung bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse der Flüchtlinge im Gazastreifen und in der Westbank, aber auch in den palästinensischen Flüchtlingslagern in Syrien, Jordanien und im Libanon, vor allem auch in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Notfallhilfe, Erziehung und Ausbildung. Weiter Einzelheiten unter www.unrwa.org

Nachtrag: Während also jährlich am 15. Mai die Palästinenser den Gedenktag eher aufgewühlt und zornig als den Tag der Katastrophe begehen, feiern die Israelis den 15. Mai (der nach dem jüdischen Kalender  in diesem Jahr auf den 16. April fiel), als Tag der israelischen Unabhängigkeitserklärung. Ein Datum mit so gegensätzlicher Bedeutung:  Hier Trauer und Wut dort Freude und Jubel – Unglaublich!.

An jedem palästinensischen Dorf: der Feigenkaktus - in Israel untrügliches"Zeichen" das da wo der Feigenkaktus zu finden ist einmal eines der bis zu 500 zerstörten palästinensischen Dörfer gestanden haben muss.

Bitte beachtet auch den beitrag von Ingrid Rumpf den ich unter dem Stichwort Nakba in der kopfzeile eingefügt habe. Frau Rumpf war die maßbegliche Initiatorin einer Wanderausstellung zu Nakba iin der über die Vertreibung der Palästinenser sachlich informiert wird. Näheres zur Ausstellung unter www.lib-hilfe.de

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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