Viele Wege führen nach Bethlehem und Beit Jala

Am Samstag habe ich mich wieder auf den Weg gemacht um das lange Pfingstwochenende  bei Familie Mukarker in Beit Jala zu verbringen. Insgesamt liegen Qubeibaeh und Beit Jala etwa  20-25 km Luftlinie voneinander entfernt. Hier kann man sich aber –vor allem wegen der Abtrennung und Mauer nicht so einfach für die kürzeste Strecke entscheiden, sondern es spielen bei der Frage welchen Weg soll ich nehmen, viele Aspekte eine Rolle. Egal wie man fährt, zwei bis drei Stunden Fahrtzeit muss ich einkalkulieren.

in der Regel unproblematisch: Checkpoint Al Jib

Fahre ich über Jerusalem, muss ich 3x umsteigen, und durch einen, allerdings recht unproblematischen Checkpoint Al Jib. (ich werde in einem meiner nächsten Blogs einmal erklären was bei Checkpoints problematisch und was weniger problematisch heißt. Allerdings kommt man am Samstag, dem jüdischen Sabbat in Jerusalem nicht mehr weiter,  da keine Busse und die Straßenbahn fahren.

Fahre ich über Ramallah und Ostjerusalem, muss ich nur 2x umsteigen und dann über den großen Checkpoint Qalandiya den ich vom letzten Jahr wegen seiner Größe aber auch Unübersichtlichkeit nicht in guter Erinnerung habe.
Die dritte Möglichkeit führt mich von Ramallah über die Strecke in Richtung Jericho/Totes Meer. Auch hier brauche ich nur 2x umsteigen und muss keinen Checkpoint passieren. Diese Strecke ist für die Palästinenser übrigens die einzige Möglichkeit von Ramallah nach Bethlehem und dann weiter in den Norden des Westjordanlandes zu kommen.
Ich habe mich am Samstag für diese Strecke entschieden, auch wenn mir die Fahrt vom letzten Jahr mit dem Sammel/Service-Taxi von Bethlehem nach Ramallah noch in „den Knochen“ steckt. Damals war ich nach der Fahrt schweißgebadet ob des Fahrstiles, den der Fahrer auf dieser Strecke an den Tag gelegt hatte.

fast bis ans Tote Meer: die Strecke von Ramallah nach Bethlehem

Damals ging es in rasanter – und wie ich empfand- gefährlicher Fahrt von dem auf  800 m Höhe gelegenen Bethlehem hinunter auf 200 m unterhalb des Meeresspiegels um dann wieder hinauf auf das auf knapp 900 m hochgelegene Ramallah zu gelangen.
Nun also in umgekehrter Richtung. Vielleicht mit der Erfahrung des letzten Jahres kam mir die heutige Fahrt wesentlich entspannter vor obwohl es hier und da auch gewagte Überholmanöver gab und ich so manchmal dachte etwas langsamer ginge es auch. Aber hier ist – wie so 9oft im Leben- Zeit wieder Geld
Ein wenig „Entschädigt“ wird man durch eine wirklich gigantische Landschaft die sich einem auf der knapp 1 stündigen Fahrt erschließt. Aber nicht nur die bizarre Wüstenlandschaft, sondern auch die zahlreichen total ärmlich wirkenden

trostloses Beduinencamp

Beduinen-Camp hinterlassen beim Betrachter einen nachhaltigen Eindruck.

Heute habe ich zurück nach Qubeibaeh den Weg über Ostjerusalem gewählt, wesentlich entspannter für mich. Zwar musste ich hier bei der Ausfahrt aus dem Westjordanland durch einen Checkpoint, aber die Kontrolle findet im Bus statt und ist daher ebenfalls sehr entspannt. Die Einreise ins Westjordanland, bei Ramallah, führt zwar auch durch den oben beschriebenen Checkpoint , grundsätzlich werden die Menschen dabei nicht kontrolliert.

Zwischendurech: einen leckeren arabischen Kaffee für drei Schekel (60 Cent)
Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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