Ich hatte im Oktober des vorigen Jahres bei meiner Gruppenreise durch Israel und Palästina (siehe hierzu auch meine Blog-Berichte im Archiv) die Ehre, aber auch das Vergnügen Reuven Moskovitz*kennenzulernen. Mit ihm hatte ich mich gestern in Jerusalem verabredet. Wir trafen uns am zentralen Busbahnhof. Er wohnt dort ganz in der Nähe mit seiner Frau seit mehr als 10 Jahren.Wir haben uns dann bei ziemlich warmen Temperaturen ein wenig in „seinem“ Stadtteil umgesehen.
So hatte ich gestern die wunderbare Möglichkeit eine weitere Facette dieses besonderen Mannes kennenzulernen.
War es bei den bisherigen Begegnungen vor allem der politische Friedensaktivist Reuven, so lernte ich gestern auch den Naturliebhaber, den Bürger Jerusalems kennen. Er zeigte mir Bäume, Blumen und Kräuter. Machte mich auf die (noch nicht ganz reifen) Weintrauben an der Schnellstraße aufmerksam, knackte mir Mandeln, die zwar auch noch nicht reif waren, die aber gut schmeckten und, so Reuven, so gesund seien. Eine kurze Begegnung der besonderen Art das gespräch mit einer wohnungslosen Frau, die es sich in einem schönen Park „häuslich“ eingerichtet hatte.
„Deshalb“ war die Antwort der Frau, deren Eltern wie Reuven aus Rumänien stammten, auf Reuvens Frage warum sie hier im Park lebte. „Sie ist so frei“ so der kurze Kommentar von Reuven.
Unser Spaziergang führte am Gebäude des Außenministeriums vorbei, hier gab es natürlich einen politischen „bissigen“ Hinweis auf den wegen Korruptions- und Betrugsverdacht angeklagten Ex-Außenminister und „Hardliner“ der israelischen Regierung Liebermann. Derzeit ist der Posten des Außenministers nicht besetzt, Ministerpräsident Netanjahu wartet auf das Ende des Gerichtsverfahrens….
Wir kamen dann an „seiner“ Hebräischen Universität vorbei, dort wo er Ende der 50iger Jahre des vergangenen Jahrhundert (Geschichte und Literatur) studiert und später auch gelehrt hat. „Ich habe morgens den Bagger gefahren und bin nachmittags mit dem „Blaumann“ studieren gegangen.
Er ist mit mir auch in die Uni-Buchhandlung gegangen und stellte mir dort einige besondere Bücher vor – u.a. ein Portrait von Hannah Ahrendt „Banalität des Bösen“ – die dort im Angebot waren.
Natürlich war unsere „spazierende“ Begegnung auch gefüllt mit Einschätzungen Reuven`s zur aktuellen Politik, zum Konflikt Israel Palästina und seiner scheinbar aussichtslosen Zukunft, aber auch zur Rolle des Judentumes heute, immer wieder auch „garniert“ mit Witzen, die er so unnachahmlich charmant erzählen kann. Das alles wieder zu geben, was Reuven Moskovitz in den knapp 4 Stunden gesagt hat, ist mir leider nicht möglich, dazu hätte ich ein Tonband laufen lassen müssen. Bei mir „hängen“ geblieben sind die nachfolgenden Aussagen von ihm:
· „Ich habe keine Hoffnung mehr aber noch einen Glauben an eine friedliche Zukunft“ ; „Dieses Land (Israel) kennt keine Barmherzigkeit“;
· „Nicht die kalte Asche anbeten sondern die Glut der Hoffnung schüren“
· Zum Schluss zitierte er noch Mahatma Gandhi:
Die Geschichte lehrt die Menschen, das die Geschichte die Menschen nichts lehrt!
*Reuven Moskovitz wurde 1928 in Rumänien geboren, überlebte den Holocaust und wanderte 1947 nach Palästina ein. Seit fast 40 Jahren warnt er vor der Gefahr des eskalierenden Terrors und Gegenterrors im Nahen Osten.
Sehr früh engagierte er sich in der israelischen Friedensbewegung und wurde nach dem Sechstagekrieg 1967 Sekretär der Bewegung „Für Frieden und Sicherheit“, die sich gegen die Annexion der besetzten Gebiete und für eine sofortige Lösung des Flüchtlingsproblems, die gegen-seitige Anerkennung Israels und der arabischen Staaten sowie das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung einsetzte.
Er ist Mitbegründer des 1972 gegründeten Friedensdorfes Neve Shalom/ Wahat al Salam in Israel, in dem Juden und Palästinenser zusammen leben und in ständigem Dialog das friedliche Zusammenleben einüben.
2001 wurde Moskovitz mit dem Mount Zion Award ausgezeichnet; 2003 mit dem Aachener Friedenspreis. Literatur-Tipp:
- Der lange Weg zum Frieden. Deutschland – Israel – Palästina. Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteurers, 15,- € Verlag am BEATion/Randlage, 7. Aufl., Berlin 2005, ISBN 3928357050
nicht über den Buchhandel zu beziehen, Bestellung an: Adalbert Jansen, Klundenburg 1; 26736 Krummhorn; Tel.: 04923-200
· 06.02.2013 – Reuven Moskovitz warnt vor Kriegslust der israelischen Regierenden „Mit meinen letzten Atemzügen der Hoffnung“ Von Anneliese Fikentscher …
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