Die deutsche Diplomatie

Heute sind die drei schönen Tage mit dem Töchterchen Mirka zu Ende gegangen. Auch der Aufenthalt in dem American Colony-Hotel werde ich sicherlich nicht vergessen.

Aber es ist schon so, liegt man dort am Pool und genießt die schon warme Frühlingssonne, geht ab und an ins gar nicht so kalte Wasser, man kann es vergessen wo man sich gerade befindet. Ich hatte für heute Fatima nach Ostjerusalem eingeladen, sie hat Mirka vor Jahren kennen gelernt und kommt schon mal gerne „hinüber“. Als sie dann ankam und von den großen Schwierigkeiten am Checkpoint erzählte (insgesamt hat es dort heute für sie  mehr als zwei Stunden gedauert), war sie schon etwas genervt. Früher (sie meint bis das Anfang dieses Jahrhunderts von den Israelis Grenzzaun/Mauer errichtet wurde) habe sie für die knapp 6 km von ihrem Dorf Zatara bis zum Ölberg 20 Minuten gebraucht, heute waren es insgesamt mehr als 3 (!) Stunden.

Heute in der Altstadt mitten im muslimischen Viertel gesehen: Siedler haben einen (ersten) Verkaufsstand eröffnet, ich meine der Ärger mit den muslimischen Ladenbesitzern ist vorprogrammiert 

Sicherlich hat der eine oder andere mitbekommen, dass (zeitgleich mit mir J) auch unser neuer Außenminister Heiko Maas zu seinem „Antrittsbesuch“ in Israel und (ganz kurz auch) Palästina gemacht hat. Es gab bei uns in Deutschland ziemlich zwiespältige Reaktionen auf seinen Besuch. Gerade im Vergleich zu seinem Vorgänger Gabriel, wurde der Besuch von vielen aus den palästinensischen Unterstützungsgruppen, als Israel „anbiedernd“ empfunden. Während sich Gabriel genau vor einem Jahr (ebenfalls bei seinem Antrittsbesuch als Außenminister) – sehr zum Unwillen des israelischen Regierungschefs Netanyahu – auch mit israelischen NGO wie „Breaking the Silence“ getroffen hatte, habe Maas das Wort „Siedlungsbau“ noch nicht einmal in den Mund genommen. Ich verweise in diesem Zusammenhang gerne auf den heute erschienen Kommentar der oft „scharfzüngigen“ Tochter des ersten Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Evelyn Hecht-Galinski. Außerdem habe ich in meinem Blog – unter Gastkommentare -den etwas diplomatischer daher kommenden Kommentar des Journalisten Arn Strohmeyer eingestellt: „Im Büßergewand“

mit Fatima auf dem Jerusalemer Markt

Ich möchte gerne im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik auf die Aussagen zum Konflikt Israel&Palästina in der Koalitionsvereinbarung hinweisen. Hierzu hat die Nahost-Kommission von pax christi (deren Mitglied ich seit 2012 bin) in den letzten Wochen einen Kommentar abgegeben. Hier ist der Link

Es wird sicherlich interessant zu beobachten sein, wie sich in Zukunft die neue Bundesregierung, vor dem Hintergrund ihrer eigenen (Koalitions-) Ziele in Wort und Tat verhalten wird.

auch heute noch ziehen die Schafe durch Bethlehem

So bin ich dann zum Abend hin wieder „auf die andere Seite“ gewechselt und werde jetzt bis nächste Woche Samstag wieder in der „Abrahams-Herberge“ zum Abend mein müdes Haupt betten.
Heute ist Ekki Drost in Bethlehem angekommen. Ich kenne ihn aus meiner Unterstützungsarbeit in Deutschland. Ekki war schon einige Male hier in der Region. Im Herbst 2011 und im Frühjahr 2013 war er jeweils für drei Monate als Menschenrechtsbeobachter des Weltkirchenrates bei EAPPI engagiert. In Deutschland ist es u.a. Mitglied im Verein „Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung“ (BIB). Er hat über seine Erlebnisse hier in der region drei Bücher geschrieben. Er war auch Mitherausgeber des 2015 erschienen (zweiten) Buches über das Engagement von Reuven Moskovitz.

aktuell sehr beliebt:
Mandeln die man so grün ist (mit Schale) und Bohnen

Mit Ekki werde ich in den nächsten Tagen einige Unternehmungen machen und dabei von den Kontakten profitieren, die er sich hier bei seinen zahlreichen Besuchen erworben hat.

 

 

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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