Anreise mit Herzklopfen

So, nun sind wir also gestartet. Wir: mit mir eine kleine Gruppe mit fünf Männern und drei Frauen. Für die meisten aus der Gruppe ist es die erste Reise in die Region, umso gespannter sind sie, was wir als Gruppe alles erleben werden. Auch bei mir ist vor einer solchen Reise, und ich fahre nun mehr seit 2012 nun zum 19. (!) Mal nach Israel & Palästina, eine bestimmte Anspannung vorhanden, es ist nicht die pure „Vorfreude“ wie sie vielleicht sonst, wenn ich in eine interessante Region reise, zu spüren. Da ist vor allem erst mal die, der treuen Leser:innenschaft, bekannte sorge, ob ich durch die Passkontrolle komme.

Hinzu kommt bei dieser Reise auch die Anspannung aufgrund der aktuellen Situation. Wie ihr sicherlich auch verfolgt habt, ist der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern in den besetzten Gebieten in den letzten Monaten und vor allem seit Anfang 2023 wieder in einen neuen Zyklus erhöhter Spannungen und Gewalt geraten. Wir werden tagtäglich beachten müssen, wo wir ggf. auf Grund aktueller Vorkommnisse ggf. besser nicht hinfahren.

Erstmalig bin ich heute mit meiner Gruppe von Düsseldorf aus über Istanbul nach Tel Aviv geflogen. Ins gesamte Flugzeit 4 Stunden 40 Minuten. Gegen 17:30 Ortszeit kamen wir auf dem Ben Gurion-Airport in Tel Aviv an. Wir schon bei der letzten Reise vor einem Jahr, war Passkontrolle sehr unproblematisch. Ich wurde noch nicht mal gefragt, welche Ziele ich habe.

Wir trafen am Airport unseren Busfahrer Osama der uns in knapp 2 Stunden zum See Genezareth brachte. Dort haben wir wieder Quartier im schönen Kibbuz Har Golan.

Leider war es schon dunkel bei der Fahrt, so dass die Gruppe nur wenig von der Schönheit der galiläischen Landschaft mitbekommen hat.

der große Speisesaal

Beeindruckend wie immer die Fahrt herunter auf ca. 200 m unterhalb des Meeresspiegels zum See. Dort herrschten frühlingshafte Temperaturen von 24 Grad. Nach einem schmackhaften Abendessen im großen Speisesaal des Kibbuz hat sich die Gruppe schnell in ihre Appartements verzogen, Räumlichkeiten, in denen früher die Kibuzzbewohner:innen gelebt haben.

Wie schon bei den früheren Gruppenreisen werde ich jeden Morgen zu Beginn des Tages das für den Tag vorgesehene Zitat aus dem schön gestalteten Büchlein: „Recht ströme wie Wasser“ vorgelesen. Hier sind von der Gruppe „Freunde von Sabeel, Deutschland“ „Zitate für jeden Tag“ aus Bibel, Koran und Talmud zusammengestellt. Es sind Texte von israelischen und palästinensischen Autor(inn)en, von Juden, Christen und Muslimen – die (so in der Verlagsankündigung) „kein Öl in ein böses Feuer gießen wollen, sondern mit Fakten, Zahlen, Klarstellungen, Erklärungen, auch Rechtfertigungen und Anklagen, zu einem differenzierteren Gesamtbild des Israel-Palästina-Konfliktes beitragen wollen…“

an der Rezeption

Es hat bislang die Reiseteilnehmer/innen immer sehr beeindruckt, wie die Texte immer „gepasst“ haben, wie sie uns angesichts der Realität wie wir sie konkret erlebten immer unter „die Haut gingen“ Das Büchlein kann aus dem AphorismA-Verlag kann für 10,-€ in jeder Buchhandlung erworben oder beim Verlag bestellt werden.

Damit das (Mit-) Erleben unserer Reise für die Daheim-Gebliebenen auch „vollständig“ wird werde meinen Tagesbericht mit dem Zitat des Tages aus „Recht ströme wie Wasser“ beenden:

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“

Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.(Dt.6,4-5)

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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