Heute nun stand zum Ende des viertägigen internationalen Begegnungsfestes auf dem Weinberg eine Abschlussfeier auf dem Programm. Im Laufe der Tage waren weitere Gäste aus Norwegen, Schottland, Dänemark, der Schweiz, Schweden und einige auch aus Deutschland angereist, so das VertreterInnen aus fast 10 Nationen hier anwesend waren.
Zum Abschlussfest hatten sich auch weitere Mitglieder der großen Familie Nassar eingefunden. Wie schon berichtet: es fehlten -wegen nicht erfolgter Einladung- die „offiziellen“ Gäste.
So begann dann gegen 16 Uhr – vor der Kulisse der Siedlung Newe Daniel ! – eine zweistündige Veranstaltung, die den anwesenden etwa 200 Zuschauern viel von dem Gefühl vermittelte, das sich bei allen Menschen, die mit dem Zelt der Völker jemals in Berührung kamen, einstellt. Es war eine bunte Mischung von Musik, Tanz und
Wortbeiträgen. In kurzen Statements äußerten sich die Familienmitglieder, aber auch internationale Freunde sowie Volontäre zum Weinberg und der besonderen Bedeutung für einen jeden. Musik machte zwei junge Palästinenser auf traditionellen Instrumenten, die Bläsergruppe Brass for Peace und eine Köln/Bonner Gruppe „Grenzenlos“ die unter anderem das schöne Lied der Kölner Mundartgruppe „Black Föös“: Stammbaum spielte. Hier heißt in einer Strophe bezogen auf diese Region ganz sinnig (auf Kölsch):
Ich ben us Palermo,braat Spaghettis für üch met.
Un ich wor ne Pimock, hück laach ich met üch met.
Ich ben Grieche, Türke, Jude, Moslem un Buddhist,
mir all, mir sin nur Minsche, vür‘m Herjott simmer glich
Ich hoffe ihr versteht diese internationale Sprache J
Dann tanzte nach arabischen Klängen eine Gruppe aus Beit Sahur, aber auch eine
Gruppe von internationalen Teilnehmern des Workshops, die in drei Tagen schöne palästinensische Tänze gelernt hatten. Zum Abschluss sprach eine evangelische Pfarrerin aus der Region den Segen und wünschte der Familie Nassar, aber auch allen Menschen hier und in der Nachbarschaft Frieden und Aussöhnung.
Alles in Allem ein wirklich gelungenes Fest. Es passte nach meiner Meinung zu diesem besonderen Projekt das es ein besonderes Gedenken gab: eben keine Prominenz, keine langatmigen –gefühlsarme- Reden, keinen Sektempfang und mehr. Nein hier gab anschließend arabische „Leckereien“ und….Tee.
Das alles vor der Kulisse einer jüdischen Siedlung wo etwa 1 km entfernt – gut erkennbar – die jüdischen Bewohner von Neve Daniel ein Fest anlässlich des 68. Gründungstages Israels feierten.
Kurz vor dem Fest hatten sich Vertreter der hier anwesenden Länder mit Daoud zusammengesetzt. Es ging dabei vor allem um die Frage wie es mit der Unterstützung des Tent of Nations in den verschiedenen Ländern weiter geht (gehen kann). Daoud bat um Verständnis, dass die „Öffentlichkeitsarbeit“ zum Tent of Nations frei sein soll von irgendwelchen Meldungen, die in der israelischen Militärverwaltung, aber auch bei jüdischen (Siedler-)Gruppen als Provokation verstanden werden (können). Als Beispiel nannte er die Neuanpflanzung von Obstbäumen auf dem Land im Tal, wo vor genau 2 Jahren in einer morgendlichen „Blitzaktion“ Hunderte von großen Obstbäumen zerstört und untergegegraben wurden. Er möchte diesen Vorgang der Neuanpflanzung nicht an die „große Glocke“ hängen, weil dies garantiert an anderer Stelle eine Gegenreaktion provoziert. „Es geht doch nur um ein Stück Land, das mein Großvater vor Hundert Jahren gekauft hat, und auf dem meine Familie weiter leben möchte.“
Wenn man hier hört, dass es jüdischen Facebook-Gruppen gibt wo eine massive Hetze gegen den Weinberg betrieben wird, das scheinbar alles, was hier geschieht, genau beobachtet wird, dann habe ich großes Verständnis für die Sorgen und Ängste der Familie Nassar, das unbedachte Meldungen eher das schon schwierige Leben weiter erschweren können. „Alles was im Internet steht kann Folgen für uns haben“, so Daoud. Wenn überhaupt ist also Diplomatie gefragt, die eben nicht so sehr in der Öffentlichkeit agiert, sondern eher hinter verschlossenen Türen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar