„Es gibt kein weiß und kein schwarz“

Gestern nun ging die 10tägige Gruppenfahrt zu Ende. Alle Teilnehmer/innen waren bereits einmal in Israel&Palästina.
Bis auf eine Teilnehmerin haben sie an den von mir organisierten Fahrten 2012 oder 2014 teilgenommen. Für alle (einschließlich meiner Person) waren die Menschen und die meisten Orte, die wir während der

Tel Aviv: Meeresblick am Morgen
Tel Aviv: Meeresblick am gestrigen Morgen

Reise getroffen/besucht haben, unbekannt, Auch in Jordanien war noch keiner zuvor gewesen. An den Schilderungen/Berichten in meinem Blog kann der Leser/die Leserin schon erahnen, welch ein großes Programm wir in dieser Zeit -bei insgesamt etwa 3000 Fahrkilometer absolviert haben.

Damit ein kleiner Eindruck entsteht wie die Reisegruppe selbst diese Fahrt erlebt/empfunden hat, habe ich alle Teilnehmer/innen auf dem Weg zum Flughafen gestern gefragt was sie den „mit nach Hause nehmen“.

Hier nun – ungeordnet- ihre Antworten:

  • Große Themen wurden angesprochen/vorgetragen: religiöse, ideologische, politische, wissenschaftliche….neue und andere Perspektiven waren die Folge
    – das muss verarbeitet werden…..
    – aber die engagierten Menschen, die an der Basis großartige Arbeit leisten, um das Leben der Menschen zu ändern/verbessern….die haben bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
  • Erneut eine beeindruckende Reise mit ergänzenden
    Gruppenbild ohne Jürgen
    Gruppenbild ohne Jürgen

    Begegnungen zur 1. Reise, erneut Begegnungen mit vielen interessanten Leuten…dieses Mal vor allem Israelis aus allen Altersgruppen, als schöne Ergänzung die beiden Wanderungen auf dem Golan und in der Negev-Wüste. Ich bin dankbar das alles erlebt zu haben.

  • Viele neue Fragen sind aufgekommen, eine Antwort bringt wieder neue Fragen hervor, bei den vielen politischen Informationen war es gut, auch Sehenswürdigkeiten zu besichtigen oder zu erwandern
  • So viel Probleme, gut zu sehen wie viel Schönes und Bewundernswertes ebenso existiert
  • Es ist seit 2012 noch komplizierter geworden
    – das Land/die Länder haben immer noch die gleich Faszination
    – viele Gedanken, Eindrücke die noch verarbeitet werden müssen
  • Die Reise war ein farbiges Puzzle, mit Ecken und scharfen Kanten, dessen Teile sich nicht zusammenfügen lassen
  • Es gibt kein Weiß und kein Schwarz, alle Grauschattierungen sind vorhanden. Beeindruckt nehmen wir nun Abschied.
  • „Resistance is a long way process“ (Jonathan, der Direktor des Freedom Theater in Jenin)
    – “wir leben in Europa auf sehr dünnem Eis“ (Hochmut gegenüber den arabischen Staaten) Tsafrir Cohen
    – „man kann sich auch mal für 5 Minuten unterwerfen – aber nur für 5 Minuten“ (J. Malyssek zum Grenzübergang Jordanien-Israel(Westjordanland)
    -„You must be more afraid of your friends than of your enemies“ (Pastor Hanan Kildan, Amman)
  • Je mehr man erfährt umso komplizierter wird es, Ratlosigkeit auf höherem Niveau als zuvor, die theoretische Einordnung hilfreich – aber eine Lösung?

Wie bei der Gruppenreise 2014 wurde jeden Morgen zu Beginn des Tages das Tageszitat aus dem Büchlein: „Recht ströme wie Wasser“ gelesen.  Hier der Text vom 12. Oktober

Auf Frieden hoffen, auch wenn es lange, sehr lange fast ein Leben

Tel Aviv: Meeresblick am Abend
Tel Aviv:
Meeresblick am Abend

dauert,
bis der Schmerz, die Wunden, die Hoffnungslosigkeit,
die Wut, die Angst sich legt in mir.
Auf Frieden hoffen, auch wenn alle Zeichen um uns herum eher Krieg verheißen
Und mein Inneres den Frieden gar ncht zu spüren wagt.
Auf Frieden hoffen, auch wenn die Fluchtgedanken mich zu überwältigen drohen.
Auf Frieden hoffen und sich bewusst sein, dass er nicht zu erzwingen ist.
Auf Frieden hoffen in Zeiten des Unfriedens
und dabei friedenswillig und bemüht bleiben;
ein harter Prüfstein für unsere menschliche Seele,
die des Leidens müde geworden ist.
Viola Raheb

Aus: „Recht ströme wie Wasser“ – Gedanken für jeden Tag des Jahres,

AphorismA-Verlag

und so geht es weiter:

wie schon im vergangenen Jahr bin ich nicht mit der Gruppe nach hause gefahren. Ich werde noch bis zum 2.11. hier im heiligen Land bleiben. Bis Dienstag in Jerusalem und danach werde ich mich mit einem Bekannten aus Berlin auf die „Spuren von Abraham“ begeben. Wie gewohnt werde ich über meine weiteren Erlebnisse in diesem Blog berichten.

 

 

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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