Fatima: „Ich würde in der Knesset die Geschichten erzählen die ich hier tagtäglich erlebe.“

Seit gestern sind wir in der „Abrahams-Herberge“ untergebracht. Ein Gästehaus der evangelischen Kirche, dass ich mit meinen Reisegruppen bisher noch nicht besucht habe. Es liegt mitten in Beit Jala.

Von hier sind wir heute Morgen aufgebrochen um zunächst dem Kinderheim Le Creche einen Besuch abzustatten. Diese Einrichtung habe ich im vergangenen Herbst kennen gelernt. Seit dem lässt mich diese Einrichtung, aber auch der Grund, weshalb sie existiert (existieren muss), nicht mehr los.

Spielecke in Le Creche

Auch die Mitglieder meiner Gruppe waren sehr betroffen von den Schicksalen der jungen Mütter, aber eben auch von den Kinder zu erfahren, die für ihr ganzen Lben stigmatisiert sein werden. In dieser arabischen Gesellschaft, die sich vor allem über die Familie repräsentiert, eben eine solche nicht zu besitzen, ist ein schlimmes Schicksal. Wir spürten aber auch die schwere Not für die betreuende Schwester, das Kind, das sie bis zum 6. Lebensjahr groß gezogen, leib gewonnen hat, in eine Familiengruppe im SOS-Kinderdorf abzugeben. Wir erfuhren, dass In ganz seltenen Fällen Kinder zur Pflege in arabische Familien gegeben werden. Bevor 1995 durch die „Oslo-Verträge“ eine palästinensische Verwaltung eingeführt wurde, konnte das heim noch „freier“ agieren. Den Kindern wurde durch die Namensnennung in der Regel eine christliche Identität gegeben. Viele Kindern wurden zur Adoption an interessierte ausländische Ehepaare vermittelt. Da der Koran eine Adoption nicht erlaubt, fällt seit dem diese Möglichkeit weg

Mehr Infos findet ihr hier.

Anschließend sind wir zum Kloster Mar Saba in die judäische Wüste gefahren. Hier konnten wir neben der wunderbaren Ansicht des Klosters auch ein wenig „Wüste schnuppern“. Ich bin ja im April hier eine Etappe des Abrahampfades gegangen und habe die Gruppe auf diesem Weg ein (kleines) Stück wandern lassen. Meine Empfehlung, schweigend zu gehen, die Wüste mit allen Sinnen aufzunehmen sind die meisten gefolgt.

Zur Mittagszeit waren wir zu Gast bei Fatima. Was soll ich hier in meinem Blog noch zu Fatima schreiben….Sie empfing uns mit all der Herzlichkeit zu der sie so unvergleichlich Fähig ist. Sie hat uns mit ihren Töchtern ein wunderbares arabisches Mahl bereitet. Ich habe der Gruppe ein wenig von der Geschichte erzählt, die mich seit 2013 mit Fatima oder eben Im Magdolin verbindet. Fatima hat uns von ihren beduinischen Wurzeln, von der Kultur, dem Familienleben, von ihrer Arbeit mit Familien in den behinderte Menschen Leben erzählt.

Als ich vor nunmehr 4 Jahren das erste Mal Fatima getroffen habe, sagte mit eine Frau, die Fatima schon kannte: Fatima müsste mal vor dem israelischen Parlament, der Knesset sprechen. Als ich dies heute erzählte, wollte eine Teilnehmerin wissen, was Fatima denn dort in der Knesset vortragen würde. „Ich würde die Geschichten erzählen, die ich hier jeden Tag erlebe. So zum Beispiel davon, dass ich mit meiner schwer behinderten Tochter unterwegs bin und ich an einem „fliegenden“ Checkpoint, trotz meines Hinweises, nur mit meiner Tochter nach Hause (5 Minuten entfernt) fahren zu wollen, nicht durch gelassen werde. Ohne Worte werde ich mit „kreisendem“ Finger angewiesen zu drehen. Ich werde, wenn ich aussteigen will, mit der Waffe bedroht, und gezwungen zu wenden um über Feldwege die eine Stunde Umweg bedeuten in mein Haus zu gelangen.

eine arabische Reispfanne

Zum Nachmittag sind wir dann noch zur Geburtskirche nach Bethlehem gefahren. Hier empfing uns der derzeitige touristische Wahnsinn mit „voller Kraft“, die Schlange vor der Geburtsgrotte war so lang, Tausende standen dort an. Wir haben angesichts dieser Massen auf einen Besuch verzichtet.

Zum Abend haben wir in einem Restaurant in Bethlehem unser „Abschluss-Essen“ gemacht. Neben Faten war auch Daoud mit seiner Frau Jihan unser Gast.

 

 

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“

3000 Jahre Jerusalem sind für uns, jetzt und für immer, eine Botschaft der Toleranz zwischen den Religionen, der Liebe zwischen den Völkern, der Verständigung zwischen den Nationen

von Yizhak Rabin (der israelische Ministerpräsident Rabin wurde heute vor 22 Jahren durch einen jüdischen Extremisten ermordeten)

 

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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