Anfang 2014 wurde in einer Beilage der TAZ eine „Flugschrift“ mit dem Titel „Vorsicht, die Helfer kommen!“ (Autor ist ein gewisser Axel Feuerherds, der zu der neuen Bewegung „Antideutsche“ zu zählen ist) veröffentlicht, in der die deutsche Entwicklungshilfe in Palästina pauschal diffamiert wurde. Ich hatte heute die Gelegenheit mit Rudolf Rogg zu sprechen der nun mehr im siebten Jahr die Verantwortung für die Arbeit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Palästina hat. .
www.giz.de/de/weltweit/379.html
Rudolf ist seit seinem 21. Lebensjahr in Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Vor einigen Jahren hat man die „Entwicklungshilfe“ – nicht ohne inhaltliche Begründung „umbenannt“. In den nunmehr fast 40 Jahren hat er immer in einem „der zehn ärmsten Ländern dieser Welt“ gearbeitet. Nirgendswo war die Anerkennung der Arbeit bei den Verwaltungsbehörden, aber auch in der Bevölkerung so groß wie hier in Palästina. „Ich habe selten so ein Gefühl von sinnvoller Arbeit gehabt wie hier in Palästina“ resümiert Rudolf Rogg. Er sieht Palästina auch nicht als klassisches Entwicklungsland an, „Palästina ist ein Land welches seit 1967unter israelischer Besatzung steht“. Wir schaffen durch unser Engagement keine Veränderung der politischen Gegebenheiten, wir schaffen aber für viele und vieles „Erleichterungen.
Wir sehen unsere Arbeit auch als „Brückenbauer“ die den Zugang für Palästina zur Welt ermöglicht. Ein konkretes Beispiel war z.B. unser Engagement des Gaza-Büros im letzten Monat. Wir konnten es IT-Experten aus Gaza ermöglichen, sich auf der Cebit (der Welt größten Computer-Messe) zu präsentieren. Im Ergebnis konnten einige Arbeitsaufträge in diesen sonst so hermetisch abgeriegelten Landesteil von Palästina geholt werden. Hoffnungsvolle Zeichen für diese so leidende Bevölkerung.
Gerade durch unsere Anstrengungen im beruflichen Bildungsbereich, möchten wir der palästinensischen Jugend Hoffnung und Perspektiven aufzeigen.
Seit dem ich hier bin hat sich die Beauftragung von 30 auf rund 90 Mio € erhöht,
Letztlich entlasten wir Israel durch diese finanzielle Unterstützung von ihrer völkerrechtlichen
Verantwortung als „Besatzungsmacht“ für das palästinensische Volk. Durch vielfältige z.T. hochkarätige Dienstreisen hat die GIZ hier auch immer wieder die Möglichkeit deutschen Politikern und Entscheidungsträgern auf notwendige politische Lösungen in diesem Konflikt hin zu weisen. Auch einem letzten Vorwurf aus dem o.g. „Flugschrift“, die vielen NGO halten sich an der Arbeit fest, entgegnete Rudolf Rogg gelassen und souverän. Er kennt viele der Mitarbeiter/innen im Dienste der GIZ oder der NGO`s. Für die allermeisten würde es eine ethische Verpflichtung sein, eine sinnvolle, an den gesetzten Zielen und den Bedürfnissen der Bevölkerung orientierte Arbeit, unter dem mir als Sozialarbeiter bekannten Anspruch der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu gewährleisten.
Es war für mich ein beeindruckendes Gespräch mit Rudolf Rogg, habe ich doch in seinen Worten viel von der Liebe zu den Menschen hier gespürt. Dazu passt auch seine persönliche Konsequenz die er, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Krieges in Gaza im Sommer letzten Jahres und der aktuellen Wahlen, für sich getroffen hat. Seit letztem Sommer vermeidet er nach Möglichkeit sich in Israel aufzuhalten. Er befürchtet dort die Menschen zu Treffen die durch ihre Stimmabgabe bei den letzten Parlamentswahlen letztlich die aktuelle israelische Politik ermöglichen und den Krieg im Sommer 2014 befürwortet haben.
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