„Tochter Zion“ und „Freude schöner Götter Funken“ am Ostersonntag

Heute wollte ich zunächst den arabischen Ostergottesdienst in der Katharinenkirche der Franziskaner besuchen. Sie liegt direkt hinter der Geburtskirche in Bethlehem. Ich hatte gedacht den Bus zu nehmen der von Jerusalem nach Bethlehem fährt doch leider hatte der Fahrer wohl keine Lust mich mit zu nehmen und fuhr an der Haltestelle einfach durch. Auch die Idee beim Pförtner der Talitha-Kumi-Schule einen Taxi zu bestellen erwies sich als nicht so gut…denn der Taxifahrer wollte heute am Ostersonntagmorgen um 9 Uhr für die knapp 10 km 150 Schekel haben (etwa 40 €). Dann ergab sich aber eine besondere Gelegenheit. (wie sooft im Leben)Vor dem Eingang von der Talitha-Kumi-Schule hielt ein Taxi aus Israel. Dem entstiegen 4 Personen die dann in einen palästinensischen Kleinbus stiegen. Dort konnte ich mit fahren. Die kleine Gruppe ist wohl mit einem Kreuzfahrschiff auf dem Mittelmeer unterwegs. Das Schiff ankert derzeit in Haifa und heute war ein Tagesausflug nach Jerusalem/Bethlehem geplant. Der palästinensische Fahrer benutzte die Fahrt nach Bethlehem zu einer politischen Kurzeinführung für gänzlich Uninformierte: „Nein die Israelis dürfen nicht nach Bethlehem, nein ein Palästinenser kann keine Jüdin heiraten….
An der ersten Station der Gruppe, ein Shop für Olivenholzschnitzereien (!), verabschiedete ich mich.

Vom feierlichen Oster-Gottesdienst, in einer mit Blumenschmuck prächtig geschmückten Kirche, bekam ich zwar wegen der arabischen Sprache nicht so viel mit, aber es war für mich, nach dem gestrigen „Spektakel“ mit dem heiligen Feuer, doch schon etwas mehr die österliche Stimmung die ich auch von unseren Gottesdiensten in Deutschland kenne. Als dann zur Kommunion der kleine Chor zunächst auf die Melodie von Tochter Zion sang und dann noch auf die Melodie des „Europa-Liedes“ „Freude schöner Götter Funken“ intonierte war mein „Heimatgefühl komplett.
Nach dem Gottesdienst habe ich Übrigens Schwester Rosa getroffen, die heute mit ihrer wunderbaren Stimme den Chor verstärkt hatte. Ich hatte sie vor einigen Jahren in dem schönen Kloster der „verschlossenen Gärten“ im Artas-Tal kennen gelernt. Meine Reisegruppen von 2012 und 2014 haben sie ebenfalls kennen lernen dürfen. Vielleicht treffe ich Sie noch am Dienstagnachmittag.

„Osteressen“ bei Fatima

Viele die meinen Blog verfolgen interessiert es, wie es denn nun mit dem jüngsten Sohn von Fatima, Abdullah und den Überlegungen zu einer Hochzeit weiter gegangen ist. Ich hatte ja berichtet, das am Tag, wo ich Fatima besucht habe, es am Abend ein Treffen der Männer beider Familien geben sollte wo dann weitere Klärungen folgen sollten.
Heute habe ich also Fatima noch einmal besucht, mit dabei waren wieder Anja, Emad und Karim. Sie hatte Fatima schon vor Jahren einmal hier kennen gelernt. Fatima hatte mir schon gestern kurz mitgeteilt, dass sie zum 18. (!) mal Oma geworden ist. Die Frau ihres ältesten Sohnes Mohamed hat einen 2. Sohn bekommen. Sie haben nun 4 Kinder.
In der Regel sind am Wochenende (Freitags bis Sonntags) alle hier lebenden Enkelkinder (nebst Eltern) im hause von Fatima zu gast. Heute bot sich ein völlig anderes Bild: Fatima war alleine, alle Enkelkinder waren bei ihrer Tochter Rada. So hatte sie Zeit uns über die weitere Entwicklung in der „Heiratsanbahnung“ für ihren Sohn Abdullah zu informieren. Insgesamt hatte sie ihrem Sohn in den letzten jahren 6 Frauen vorgestellt die aus Sicht von Fatima (und den Schwestern) „in Frage“ kommen konnten. Das heißt also es gibt eine „Vorprüfung“ von innen und außen. Außen heißt: welche Historie hat die Familie, wie ist der Ruf, gibt es Krankheiten? Innen bedeutet: was hat die Frau gemacht (Schule/Studium), was ist über sie sonst bekannt?

Kinder der Nichten aus der Nachbarschaft gratulieren Fatima zum 18. Enkelkind
vielleicht gibt es bald noch mehr?

Abdullah hatte nun insgesamt 4x mit der vorgeschlagenen, sie heißt Zaynab, gesprochen (in ihrem Elternhaus). Dabei hat er wohl davon erzählt, was sie möglichweise bei der Heirat erwartet: Leben in Dubai, ggf. Pflege der Eltern und der behinderten Schwester Magnolien. Seine Schwester haben ihn deshalb kritisiert. Mit solchen Ankündigungen „vertreibe“ er eine mögliche Frau…
Nun also der nächste Schritt. Insgesamt 15 Männer beider Familien (auch der Familie des Vaters von Abdullah) trafen sich. Gemeinsam sprach man die erste Sure des Korans, was bedeutet das allem Allah zu Grunde liegt. Anschließend kam man überein dases zu einer Hochzeit kommen soll. Da es in der Familie von Zaynab einen Todesfall gab verzichtete man auf ein Ring Geschenk um das „festliche“ zu vermeiden.
Einige Tage später hat Abdullah, vor seiner Abreise nach Dubai, seiner zukünftigen Frau noch einen Goldreifen geschenkt. Wie geht es nun weiter…? Die Heirat ist „versprochen“, nicht klar ist ob es eine „große“ Verlobung geben wird. Formell wird vor dem islamischen Gericht ein Ehevertrag gemacht der regelt was als Mitgift (meist Gold) gegeben wird. Dieser formale Ehevertrag kann auch schon vor einer Hochzeitsfeier geschlossen werde. Er ist auch notwendig, damit Zaynab beispielsweise schon einmal nach Dubai, ihrem zukünftigen Wohnort reisen kann.

Also der weitere „Zeitplan könnte sein: zum Fest am Ende des Ramadan Ende Juni könnte es eine Verlobung geben und 70 Tage später zum islamischen Opferfest könnte dann die Hochzeit steigen.

Inch Allah!!!

100 meter von Fatimas Haus
berauschender Blick in die Wüste

Tageszitat aus „Recht ströme wie Wasser“

Wir beten und wirken für den Frieden
im Sinne der Visionen der Propheten Israels.
von: Rabbis for Human Rights eine 1988 gegründete israelische Organisation, die sich selbst als „Stimme des Gewissens“ in Israel beschreibt.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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