Ich habe in diesem Blog schon oft über den Ost-Jerusalemer-Stdtteil Sheik Jarrah berichtet.
Bereits 2012, bei meinem ersten Aufenthalt in Israel und Palästina habe ich an einer Demonstration teilgenommen, bei der die Teilnehmer:innen gegen die drohende Vertreibung protestiert haben. In diesem arabischen Stadtteil, unmittelbar am Damaskus-Tor, dem Zugang zur Altstadt, gelegen gibt es also schon sehr lange massive Proteste gegen die drohende Vertreibung. Hier leben Palästinenser die 1948 aus Israel fliehen mussten (Nakba) und hier von den jordanischen Behörden Wohnraum zur Verfügung gestellt bekamen.
Die Geschichte von Sheikh Jarrah:
Sheikh Jarrah, ein palästinensisches Viertel im besetzten Ost-Jerusalem, dem jetzt eine unrechtmäßige israelische Zwangsräumung bevorsteht, war einst ein luftiger Obstgarten, der weniger als einen Kilometer nördlich der alten Mauern der Jerusalemer Altstadt lag. Im frühen 20. Jahrhundert zogen wohlhabende palästinensische Familien in die Gegend, um moderne Häuser zu bauen & so den engen Straßen & dem Trubel ihrer luftdichten Häuser in der Altstadt zu entkommen.
Im Jahr 1956 ließen sich 28 palästinensische Familien in der Nachbarschaft nieder. Diese Familien waren nur ein kleiner Teil derer, die zionistische Milizen mit Waffengewalt & Terror 1948 vertrieb, um den jüdischen Staat Israel in Palästina zu gründen. Insgesamt über 750.000 Palästinenser*innen wurden 1947/48 während der sogenannten Nakba (arab: “Katastrophe”) aus Städten & Dörfern Palästinas nach Syrien, Libanon, Jordanien, dem Westjordanland & Gaza vertrieben. 28 Familien fanden in Sheikh Jarrah Obdach. Ost-Jerusalem wurde nach der Nakba 1948 vom Haschemitischen Königreich Jordanien verwaltet, das auch das Westjordanland kontrollierte. Jordanien hatte 1956 mit Zustimmung der UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im besagten Viertel Häuser für die 28 palästinensischen Familien gebaut. In den 1960er Jahren einigten sich die Familien mit der jordanischen Regierung auf ein Abkommen, das sie zu Eigentümer*innen der Grundstücke & Häuser machen sollte, indem sie nach 3 Jahren offizielle, auf ihren Namen ausgestellte Grundbuchurkunden erhielten. Im Gegenzug würden sie auf ihren Flüchtlingsstatus verzichten.
Nun hat das Oberste israelische Gericht auf Antrag von Siedlergruppen entschieden, dass viele Familien nun nach 73 Jahren ihre Wohnungen verlassen müssen.
Gegen dieses Vorhaben haben nun zahlreiche Institutionen und Gruppen in aller Welt protestiert. So auch der Koordinationskreis Palästina/Israel, dessen Sprechere:innenkreis ich für Pax Christi angehöre.
KoPI hat gleichlautende Briefe an Bundeskanzlerin Merkel, Außenminister Maas, den europäischen „Außenminister“ Borell und die Mitglieder der Bundestagsausschüsse (Außenpolitik und Menschenrechte) geschrieben. Hier könnt ihr die Pressemeldung lesen, die KoPI zu dieser Aktion verfasst hat
In den letzten Tagen ist es rund um das Damaskustor, aber auch auf dem Gebiet bei der Al Aqua-Moshee und dem Felsendom zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Polizei, Siedlern und den Palästinensern gekommen. Zahlreiche Menschen wurden dabei verletzt.
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