Yom Yerushalayim – Der Jerusalemtag

Gestern hängte Schwester Hildegard dieses Informationsblatt aus, in dem sie über ein"wegen des Festes der Wiedervereinigung........" Teloefongespräch des israelischen Millitärs informierte. Wegen des „Wiedervereinigungfestes“ sind die Straßen von den Checkpoints nach Jerusalem gesperrt.
Bereits im vergangen Jahr habe ich über diesen jüngsten israelischen Feiertag (seit 1998 nationaler Feiertag) berichtet. Er erinnert an die Einnahme der Altstadt von Jerusalem im „sechs- -Tage-Krieg“ 1967. Seit der Verabschiedung des “Jerusalem-Gesetzes” im Juli 1980 betrachtet Israel Jerusalem als seine ungeteilte und unteilbare Hauptstadt. De facto hatte Israel damit Ost-Jerusalem annektiert. Am 20. August 1980 wurde in der Resolution 478 des UN-Sicherheitsrates das Jerusalemgesetz für nichtig erklärt.

Die Straßen nach Jerusalem werden für palästinensische Autos gesperrt, damit die vielen Siedler aus den C-Gebieten ungehindert fahren können. Überwiegen feier orthodoxe und nationalistische Juden diesen Tag. Für die arabische Bevölkerung Jerusalems stellt dieser Jerusalemtag eine schlimme Provokation dar.

palästinensischer Markt in der Altstadt von Jerusalem

Wenn mit einem großen Polizei- und Militäraufgebot die ganze Altstadt gesperrt, das Damaskustor -sonst mit palästinensische Händlern bevölkert- nun zwei tage ganz in der Hand fahnenschwenkender Israelis. Es sind diese permanenten Nadelstiche die die Menschen hier dann häufig eben auch explodieren lassen und gewalttätig werden lässt. Immer wieder kommt es dann zu Festnahmen. Es gibt keinen der die provozierenden Israelis in die Schranken weist.

In der Onlineausgabe „Der Welt“ von heute berichtet der Redakteur Norbert Jessen von einer Begegnung an der Westmauer: „Der Jerusalem-Tag soll wohl ein Freudentag sein, aber ich habe heute gemischte Gefühle“, klagt Schlomo Arad – am richtigen Ort, denn der weltberühmte Fotograf steht an der Klagemauer. Seit zehn Minuten hat er angespannt tanzende Juden im Kamera-Visier. Sie schwingen ihre Gebetsschals und feiern. Ihre umgeschnallten Maschinenpistolen schwingen im Rhythmus mit. So gut bewaffnet kommen die frommen Besucher offenbar aus einer der Siedlungen im Westjordanland. Schlomo äußert seine Bitterkeit unverhohlen: „Zum Jerusalem-Tag kommen fast nur noch religiös-nationale Juden in die Stadt. Das Lied vom ,Goldenen Jerusalem‘ hört man fast nur über Lautsprecher. Gesungen wird nur dieses messianistische Polka-Gegröhle.“

Blick vom Turm der Auferstehungskirche auf die Altstadt

Was die Tanzenden nicht wissen: Schlomo gehört zu den Fallschirmjägern, die im Sechs-Tage-Krieg vor 31 Jahren die Jerusalemer Altstadt eroberten. Schlomo sagt bewußt „erobern“, die Tanzenden sagen „befreien“. „Mehr als 200 junge Menschen sind damals gefallen. Fast alle habe ich persönlich gekannt, mit einigen war ich befreundet.“
den ganzen Beitrag kann man unter
  www.welt.de/…/Den-Jerusalem-Tag-feiern-nur-noch-Ultra-Orthodoxe.html  lesen

 

 

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

2 Kommentare

  1. Der 8. Mai ein sehr geschichtsträchtiger Tag. Schaut man sich die Chronologie dieses Unabhängigkeitstages von Beginn an, muss man sich fragen: Kann es denn erlaubt sein, diesen Tag, den der zionistische Staat so instrumentalisiert zelebriert, so unkritisch zu sehen? Nein und nochmals nein! Denn angesichts der israelischen Menschen- und Völkerrechtsverletzungen seit und vor der Staatsgründung, sollten wir das nicht tun. Hier eine nur kleine und unvollständige Aufzählung der Staatsverbrechen Israels:
    Besetzung von über 77% des historischen Palästina
    Vertreibung von etwa 800.000 Palästinensern
    Zerstörung von 500 palästinensischen Städten und Dörfern
    Das Massaker, wie das von Deir Yassin
    Vertriebene Palästinenser und ihre Nachkommen, bis heute etwa 6 Millionen
    Ständiger Weiterbau und Erweiterung der Siedlungen im Westjordanland und Ost-Jerusalem für militante jüdische Siedler
    Straßen nur für jüdische Siedler
    Ständig weitere Enteignungen im Westjordanland und in Ost-Jerusalem, um die Judaisierung voranzutreiben.
    Ständige Zerstörung von palästinensischen Häusern und Verhinderung von deren Neuaufbau
    Abriegelung des Gazastreifens
    Checkpoints um die Entrechtung und „Entmenschlichung“ für die Palästinenser als Waffe zu benutzen um die Erniedrigung zu untermauern
    Tausende palästinensische Häftlinge, auch Frauen und Kinder, über Jahre und Jahrzehnte in Haft
    Administrativhaft und Folter
    Gezielte Tötungen (ERMORDUNG) von Palästinensern
    Schießen, auch mit scharfer Munition, auf friedliche Demonstranten, was auch vor Friedensaktivisten nicht halt macht.
    Willkürliche Kontrolle und Verknappung der Wasserressourcen durch Israel in den besetzten Gebieten und im blockierten Gazastreifen
    Vernichtung von mehr als einer Million Olivenbäumen und der Ernte der Palästinenser, also auch der gezielten Zerstörung von Wasser und Abwasserleitungen und anderer Infrastruktur, um palästinensisches Leben unmöglich zu machen, um so Herzls und den zionistischen „Traum“ zu erfüllen und die Palästinenser einfach los zu werden
    Die Apartheidmauer, die sich quer durch palästinensisches Land zieht, es willkürlich zerteilt und die Bewegungsfreiheit und das Leben der Menschen unmöglich macht

    Wollen und können wir diesen Tag feiern? Nein, ganz im Gegenteil. Dieser Tag ist wahrlich kein Grund zur Freude, zum Feiern auf Kosten des Leidens anderer!

    Prestigeträchtig wird die Israel-Lobby versuchen, auch in vielen Städten der Bundesrepublik Feiern zum Unabhängigkeitstag „Jom Haazmaut“ am 13. Mai zu organisieren, natürlich auch immer mit Hilfe von örtlichen und Bundespolitikern.
    Protestieren wir gegen diese Feiern
    Weigern wir uns, so unkritisch mit zu feiern, lassen wir uns nicht für diese Propaganda zum Feiern einspannen!

    Aber? Ist nicht gerade der 8. Mai ein Grund für uns Deutsche, wirklich zu feiern, nämlich den Tag der Befreiung vom Naziregime? Dieser 8. Mai 1945 ist wahrlich ein Feiertag sein und sollte gefeiert werden! Schließlich bedeutet er ja genau das Gegenteil des „Unabhängigkeitstages“, nämlich den Sieg der Alliierten gegen die Menschenrechtsverletzer und Kriegsverbrecher.
    Dieser historische Tag der Befreiung vom Faschismus und der Nazidiktatur vor 68 Jahren sollte dem Staat Israel, der sich ja immer auf erlittene Verfolgung und Ausrottung beruft, eine Mahnung sein, selbst endlich die Umkehr von Besatzung und Unterdrückung und Vertreibung der Palästinenser zu beginnen, anstatt auf diesem Weg fortzufahren. Endlich den Artikel 49 der vierten Genfer Konvention anzuerkennen und nicht ständig internationales Recht zu brechen und sich über alles und alle Resolutionen hinwegzusetzen.

    Das selbst erlittene Unrecht darf nicht dafür herhalten, selbst Unrecht zu begehen.

  2. Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin, Autorin und Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom „Hochblauen“, dem 1165 m hohen „Hausberg“ im Badischen, wo sie mit ihrem Mann Benjamin Hecht lebt.
    Dieser Kommentar ist ein Auszug aus Ihrem Komentar vom 8. Mai 2013 für die NRhZ

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