Heute war ich zu Besuch bei Faten Mukarker, einer palästinensische Christin aus Beit Jala, einer Stadt die direkt an Bethlehem grenzt. Ich bin auf Faten vor fast drei Jahren durch einen kleinen Beitrag in „Publik Forum“ aufmerksam geworden und habe Sie dann im Namen unseres Arbeitskreises „Frieden, Entwicklung, Mission“ im Dezember 2009 zu einem Vortrag in unsere Gemeinde St. Konrad eingeladen.
Bild: Faten Mukarker vor ihrem Haus in Beit Jala
Faten ist seit vielen Jahren aktiv in der Friedens- und Frauenbewegung. Durch zahlreiche Vortragsreisen ist sie in Deutschland bekannt geworden. Unter dem Titel: „Seit 1967 warten auf den Frieden – Leben zwischen Mauern“ spricht Sie in ihrem Vortrag eindrucksvoll, klar und unaufdringlich über die besonderen Bedingungen des tagtäglichen Lebens im Heiligen Land. Selbst im geteilten Deutschland aufgewachsen (zwischen 1956 und 1975), vermag sie gerade uns Deutschen die besondere Situation dort besser darzustellen als viele andere. Sie macht die verschiedenen Etappen des Konfliktes transparent – die historischen wie die gegenwärtigen.
Ich kann heute sagen, das letztlich dieser Vortrag von Faten Mukarker, der nicht nur bei mir tief unter die Haut ging, für mich die Initialzündung war, mich intensiver mit diesem Konflikt, aber vor allem mit den Unterstützungsmöglichkeiten für die so geschundenen und unterdrückten Menschen in Palästina zu beschäftigen.
Als ich bei Faten um die Mittagszeit ankam, war gerade eine Gruppe von Studiosus zu Gast bei ihr zu Hause. Bei einem typischen Palästinensichem Essen erzählt sie vom Alltagsleben und den reichen und vielfältigen Traditionen in Palästina. Vieles zur Situation im Konflikt zwischen Israel und Palästina war mir bekannt, schön aber auch immer wieder von Faten etwas von den Lebensweisen und Traditionen der palästinensischen Menschen zu erfahren. Heute ist mir vor allem der Satz in ihren Erzählungen hängen geblieben: „Einfamilienhaushalt“ dieser Begriff ist den Menschen hier völlig unbekannt. Hier lebt man in der Großfamilie, oft mit mehreren Generationen unter einem Dach. Andere Länder andere Sitte…
In der Reihe „Edition Zeitzeugen“ ist im Hans Thoma Verlag in 8. Auflage ein Buch von ihr erschienen: „Leben zwischen Grenzen“
Mit Faten bin ich am frühen Abend zu ihrem Garten gefahren, er liegt etwas außerhalb von Beit Jala. Hier haben vor einigen Jahren die Israelis im Rahmen Ihrer Maßnahme „Bau einer Schutzmauer“ diese mitten durch ihren Garten errichtet und dabei nicht nur zahlreiche alte Olivenbäume herausgerissen. Das alles geschah ohne Ankündigung, ohne die Möglichkeit der Gegenwehr/des Einspruches und selbstverständlich auch ohne Entschädigung bzw Ersatz des geraubten Landes.
Bild: Faten`s „Gartenidylle“ bei Beit Jala
Heute bin ich mit dem Besuch bei Faten schnell wieder von der „trügerischen“ scheinbar friedlichen Idylle in das raue und friedlose Leben getaucht: Mauern, Stacheldraht, Checkpoints und Soldaten. In einem meiner nächsten Blog`werde ich etwas zur „schutz“-mauer und zur Situation in den verschiedenen „Zonen“ im Westjordanland schreiben.
Ich will den heutigen Blog mit einem „tröstlichen“ Bild beenden:
Bild: Marktleben in Bethlehem
Hallo Marius,
Gerade habe ich mit unseren Mädels den ganzen Blog durchgelesen.Einiges aus deinen Erzählungen war mir noch in Erinnerung durch den Vortrag von deiner Bekannten, aber es ist dann sicherlich noch mal etwas anderes diese vielen Ungerechtigkeiten hautnah zu sehen mitzuerleben und eventuell abzumildern oder nicht ändern zu können. Ansonsten bin ich sehr froh dass du gut angekommen bis. Wie du da ganz allein mit dem grossen Rollkoffer standest muss schon irgendwie komisch gewesen sein. Bus weg ,alle weg, allein auf weiter Flur.
Im Moment sind wir hier beim Opa. Ma und Bernd sind mal im Städtchen und versuchen ein wenig zu relaxen und Kraft zu tanken. So hatte ich auch ein wenig Zeit dir zu schreiben. Fühl dich von mir gedrückt und pass gut auf Dich auf. Elli – mit Mirka & Leonie