Abrahamspfad 6: von Auja nach Jericho

mondNein, von romantischen Nächten kann ich hier in Palästina nicht sprechen. Obwohl die vergangene Nacht fast alle Voraussetzungen hatte: ein fast voller Mond schien über das Jordantal, die Sterne glitzerten, ein laues Lüftchen wehte….was will man mehr könnte man meinen. Als ich, wie so oft gegen 4 Uhr in der frühe wach wurde da war es wieder: (ich hatte es schon bei meinem ersten Aufenthalt 2012 auf dem Weinberg der

Morgen in Auja
Morgen in Auja

Familie Nasser in diesem Blog beschrieben), es schien als wenn hunderte Hunde -die hier fast alle wild leben- mit lautem Bellen ihr Revier sichern, dass das ganze Tal mit stolzen Hähnen bevölkert ist, die allen Hühnern (und Menschen) mit ihrem stolzen Geschrei zeigen wollen wie toll sie sind und eben die vielen Tausend Katzen die es hier geben mag die so schient es, jede Nacht um ihr Überleben kämpfen. Ja und dann ist da noch der Muezzim, der mit seinem Gebetsruf, so gegen 4.45 Uhr das nächtliche Konzert „abrundet“ Guten Morgen allerseits….

Die Nacht haben wir ja im Gästehaus des Eco-Zentrum verbracht, ich muss sagen eine blitzsaubere Unterkunft und auch die Verpflegeung Abendessen und Frühstück war sehr lecker.

Beduinen im Jordantal
Beduinen im Jordantal

Um 7 Uhr holte uns unser örtlicher Guide Nassar ab, wir sind mit seinem Auto etwas aus dem Dorf gefahren, haben sein Fahrzeug an einem Beduinencamp abgestellt, und auch unsere Rücksäcke im Kofferraum gelassen. Ein Bruder wollte den wagen später abholen und nach Jericho bringen. Wir machten uns dann „mit leichtem Gepäck“ auf unsere heutige Wanderung, die uns quer durch eine steinige Wüste, nach etwa 12 km, nach Jericho führen sollte. Wir

nur von Ziegen leben
nur von Ziegen leben

gingen an mehrerer Beduinencamps vorbei, erfuhren von Nasser, dass die Kinder mit einem Bus zur Schule gebracht würden, ansonsten hätten die etwa 12.000 im Jordantal lebenden Beduinen schon viele Schwierigkeiten mit der israelischen Militärverwaltung. Derzeit gibt es wohl Überlegungen sie in einer noch zu bauenden Stadt bei Jericho zwangsweise um zu siedeln. Oft werden auch ihre Behausungen zerstört ich habe hierüber schon mehrmals in meinem Blog berichtet.

erste Markierung auf dem Abrahamspfad in Palästina
erste Markierung auf dem Abrahamspfad in Palästina

Ansonsten war es für uns schon ein besonderes Erlebnis durch diese steinige Wüste zu wandern. Im Hintergrund die judäischen Berge, die, je nach Sonnenstand, interessante Konturen zeigten. Nach einer dreiviertel Sunde erreichten wir einen Fahrweg dem wir dann folgten. Erstmals konnten wir dann an einem Stein eine Markierung des Abrahamspfades bewundern Nassar sagte, dass hier vor einjger Zeit eine Gruppe (ich glaube es waren Franzosen) diese Markierungsarbeiten angebracht hätten. Auf einem Hügel sahen wir

feindselige Siedlung
„feindselige“ Siedlung

dann auch eine erste jüdische Siedlung, dann eine zweite. Nassar sagte es gebe hier unterschiedliche Bewohner in den Siedlungen. Die einen seien friedliche Menschen, die auch den Palästinensern Arbeit geben, die anderen seien eher unfriedlich. Vor diesen Siedlungen solle man sich eher fern halten. Wir recht er hatte merkten wir schon bald. Wieder sahen wir in 500m Entfernung eine kleine Siedlung mit etwa 80 kleinen Häusern. Nicht so groß wie ich sie von der Gegend um Jerusalem/Bethlehem kenne. Von Ferne sahen wir ein weißes Fahrzeug, mit gelbem Warnlicht auf dem Dach, auf uns zu fahren. Ein Siedler (erkennbar an der Kipa) kam aus dem Fahrzeug, an seiner Seite baumelte ein Schnellfeuergewehr….Was wir

"freundliche" Siedlung
„freundliche“ Siedlung

hier machen würden, wohin wir gingen, wer wir seien, wollte er ziemlich unfreundlich wissen. So gut es ging versuchten wir ihm zu erklären, dass wir auf dem Weg nach Jericho seien. Er machte uns unmissverständlich klar, das wir hier nicht mehr weiter gehen könnten, sondern auf einem Weg auf der anderen Straßenseite wechseln sollten. Mit Respekt vor der Waffe, aber auch mit Rücksichtnahme gegenüber unserem Guide, der schon sehr still geworden war, haben wir die Straßenseite gewechselt. Wie sagte uns der Siedler vor 2 Wochen, mit dem wir seine Gewächshäuser besucht hatten: Wir leben hier mit den Palästinensern friedlich zusammen…Man wird verstehen, dass mir die wirklich gute Laune ob der tollen Wüstenwanderung schnell vergangen war.

überraschend grünes Jericho
überraschend grünes Jericho

Je näher wir nach Jericho kamen um so grüner wrde es. Hier sorgteeine Quelle dafür das es in diesem teil von jericho erstunlich fruchtbar war. Wir sahen Bananenstauden, fruchtbare Äcker. Das hätte ich von einer Stadt die ja über 200 m unterhalb des Seelevels liegt, nicht gedacht.

 

 

In Jericho nach etwa 3 Stunden Wanderzeit angekommen, sind dann noch mit dem Fahrzeug von Nassar, das mittlerweile hier gelandet war, zu einem Mosaikcenter gefahren. Zaid, unser Führe aus Sebastia hatte uns diesen Tipp gegeben. Der besuch hat sich gelohnt. Mehrere Mitarbeiter/innen saßen in einer Werkstatt und fügten kleine bunte Steine zu tollen Mosaiken zusammen. Ich hatte bisher noch nie gesehen wie ein Mosaik entsteht.

mit ruhiger Hand
mit ruhiger Hand
Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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