Abriss geht weiter

Hier stand ein acht-stöckiges Haus

Schon bei meinem ersten Besuch in Palästina, im Frühjahr 2012 hatte ich vom Abriss eines beliebten Restaurants bei Beit Jala berichtet. Dieses Lokal ist bis heute noch mehrere Male abgerissen worden, nachdem die Besitzer, eine palästinensische Familie, ihr Restaurant wieder aufgerichtet hatten.

Zuletzt war ich in 2019 „vor Ort“und habe von dort berichtet.

2012 nach dem ersten Abriss: Das Geschirr steht im Freien

Seit Anfang 2021 haben die Abrisse palästinensischer Strukturen im Westjordanland, einschließlich Ost-Jerusalem, deutlich zugenommen. Laut einem aktuellen Bericht von UN OCHA haben die israelischen Behörden allein im Februar „153 Gebäude in palästinensischem Besitz im Westjordanland abgerissen, zum Abriss gezwungen oder beschlagnahmt.“ Dies ist die vierthöchste Zahl, seit OCHA im Jahr 2009 begann, diese Daten zu dokumentieren. Trotz der anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben die Abrissdrohungen zugenommen.

Silwan in Ost-Jerusalem

Jüngste Abrissbefehle im al-Bustan-Viertel von Silwan in Ost-Jerusalem könnten bis zu 1.500 Palästinenser vertreiben, um Platz für einen archäologischen Park zu schaffen. Ich habe öfters über die Situation in Silwan berichtet zuletzt im Herbst 20218

Über 100 Palästinenser im Ost-Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah und 700 in Batn al-Hawa sind ebenfalls von der Vertreibung bedroht, um Platz für israelische Siedlungen zu schaffen. Die Regierung der Vereinigten Staaten darf nicht schweigen, wenn die Palästinenser in Ost-Jerusalem weiterhin von Abriss bedroht sind. Jeder Abriss bedroht die palästinensische Präsenz in Ost-Jerusalem und bringt uns weiter weg von einem gerechten und dauerhaften Ende des Konflikts in Israel-Palästina.

Auch über die Situation in dem Ost-Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah, der unmittelbar an den Eingang zur Altstadt (Damaskustor) grenzt, haben ich mehrmals berichtet, auch über die wöchentliche Demonstration die dort stattfindet.

Protest am Damaskus Tor gegen Häuserabriss

Die Biden-Administration hat immer wieder gesagt, dass sie alle „einseitigen Schritte“ einschließlich „Abrisse“ ablehnt, die eine Verhandlungslösung des Konflikts schwächen. Der Kongress muss die Biden-Administration beim Wort nehmen und das Außenministerium und andere relevante Behörden auffordern, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die israelische Regierung davon abzuhalten, mit ihren geplanten Abrissen in Ost-Jerusalem fortzufahren. Ohne entschiedenes Handeln wird die Zunahme der Abrisse im gesamten Westjordanland nur weitergehen.

In meinem Beitrag im Frühjahr 2014 habe ich mich ausführlich zu den Hauszerstörungen geäußert. Der massive Hausabriss seit vielen jähren zerstört jede Hoffnung auf Frieden. Jeder/Jede kann sich in die Menschen hineinversetzen, wenn ihr heim zerstört wird, dass reißt eine große wunde die nicht mehr verheilt.
Monatlich informiert das Israelische Komitee gegen Hauszerstörungen ICAHD über die zerstörten Strukturen detailliert. Auch die deutsche Gruppe von ICAHD-Deutschland informiert auf ihrer Homepage.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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