Ein Tag mit Gedenken an: Christi Himmelfahrt – Holocaust – Israels Atomwaffen

Jom HaShoa 2016

Wenn man in das Archiv meines Blog`s schaut wird man feststellen, das ich seit 2012 schon mehrmals das christliche Fest „Christi Himmelfahrt“ hier im Heiligen Land erleben durfte.

2012 war ich an diesem Tag in Tagba bei den Benediktinern in der Brotvermehrungskirche am See Genezareth. Damals wurde durch den Kölner Erzbischof Meißner das neuerbaute Kloster eingeweiht. Meinen Blog von damals hatte ich überschrieben: „Ihr Männer von Galiläa was schaut ihr zum Himmel?“

Ein Jahr später war ich in Qubeiba (oder so ähnlich J, es gab nämlich sieben verschiedene Schreibweisen von dem Dorf)). Damals durfte ich am Vorabend des Festes in der Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg (da wo ein Fußabdruck bezeigen soll das Jesus hier gen Himmel aufgefahren ist).

Und nun Himmelfahrt 2016: Er hatte so unterschiedliche –bewegende und überraschende – Facetten für mich, dass ich, wie so oft froh bin durch das niederschreiebn in diesem Blog meine Erlebnisse besser verarbeiten zu können.

Der Feiertag begann für mich (und den Mönchen) im Grunde genommen schon am Vorabend mit der „Vigil“, einem Gottesdienst der Mönche, mit dem der Christi-Himmelfahrtstag religiös schon „eingeläutet“ wurde. In dieser Stunde entfalteten die Benediktiner ihre ganze liturgische Pracht. Da spilet es auch keine Rolle, dass neben den 9 Mönchen nur wenige weitere Gottesdienstbesucher teilnahmen: Eben zur Ehre Gottes!! Es tut mir einfach wohl, mit in diese meditativen Psalm Gesänge mit einzustimmen zu dürfen. Eine wahrhafter „Gesundbrunnen“ für Seele und Geist.

Jom HaShoa 2016
Jom HaShoa 2016

Heute nun um 10 Uhr das Festhochamt welches aber –für die sonst immer so auf die Minute pünktlichen Benediktiner – einige Minuten später begann. Der besondere Grund war der Holocaust- Gedenktag (Jom HaSchoà) in Israel. Um zehn Uhr heulten im ganzen Land (so auch in Jerusalem) die Sirenen. Das öffentliche Leben steht für diese zeit still. So auch wir in der Kirche. Wir erhoben uns von den Plätzen und jedem der doch überwiegend deutsch stämmigen Gottesdienstbesucher gingen sicherlich unterschiedliche Gedanken durch den Kopf. Bei mir waren es zwei Gedankenstränge: Nie wieder darf es zu einer solchen Katastrophe kommen und eben auch, dass es durch den Holocaust diese Flüchtlingswelle der Juden ins Heilige Land gab und es in der Folge eben zur Vertreibung und zur Besatzung der Palästinenser kam. Außer der zentralen Gedenkveranstaltung in Yad Vaschem fanden hier in Jerusalem keine weiteren Veranstaltungen statt. Zwar waren die Geschäfte geöffnet, aber insgesamt war das Leben an diesem staatlichen Feiertag doch ein wenig ruhiger als sonst.

gesehen in (West-) Jerusalem
gesehen in (West-) Jerusalem: Verband der gewesenen K.Z.-ler

Zum Nachmittag habe ich mich dann aufgemacht zum Ölberg wo in der evangelischen

Blick über den Jordan nach Jordanien
Blick über den Jordan nach Jordanien

„Himmelfahrtskirche um 16.30 ein Gottesdienst der drei evangelischen Gemeinden hier in Jerusalem stattfand (der deutschen, der englischen und der arabischen Gemeinden). Es war ein schöner Gottesdienst in drei Sprachen, nicht so getragen, ruhig, exakt wie bei den Mönchen. Aber auch zu Herzen gehende Lieder und Texte. Der abschließenden Segen wurde an einer Aussichtsplattform am Rande des Garten des Kaiserin-Augusta-Krankenhauses (auf dessen Gelände die Himmelfahrtskirche steht) gegeben. Unser Blick ging Richtung Osten bis zum Jordan und den jordanischen Bergen – wundervoll!

Ich hatte mich dort mit Maurice Younan verabredet. Er war jahrzehntelang Lehrer an der Talitha-Kumi-Schule in Beit Jala und ist Bruder des Bischofs der evangelisch-lutherischen Kirche in Jordanien und dem Hl. Land, Munib Younan

Die Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg
Die Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg

Maurice machte mich bei dem Grillfest, was isch dem Gottesdienst anschloss mit verschieden Gästen bekannt. Irgendwann stellte er mir auch einen Mann vor, der etwas abseits saß. Schon fast flüsternd sagte mir Maurice etwas wie: der hat verraten das Israel Atomwaffen hat….Ich hatte schon mal etwas darüber gelesen aber kannte nicht mehr die Einzelheiten. Erst als ich am Abend bei Google nachschaute wurde mir klar um was für einen Menschen es sich handelte den ich „bei Bratwurst und Kartoffelsalat“ kennenlernen durfte: Mordechai Vanunu der als 32 jähriger das wichtigste Militärgeheimnis Israels verraten hatte: die atomare Bewaffnung. Wie der Spiegel in seiner Ausgabe vom April 2004 nach seiner Entlassung aus 18 Jahren Haft schreibt: Für Pazifisten ist Vanunu ein Held, für viele Israelis ein Verräter.

Ein weiterer interessanter Mann nahm an dieser Plauderstunde im Gartencafe teil: Berthold Klappert, ein mir bis dahin unbekannter Theologieprofessor aus Wuppertal, dessen interessante Vita ich auch erst am Abend durch Google aufspüren konnte.

Deckengemälde in der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg
Deckengemälde in der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg

Mit Maurice und Professor Klappert machten wir uns später noch auf „Spurensuche“ um auf dem Ölberg den Ort zu lokalisieren von dem es im Lukasevangelium heißt:
….Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob die Hände und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr gen Himmel auf. (Lukas 24)

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Marius.
    Auch Israel stieg bei Bet El in den Himmel. Dort sei ist das Haus Gottes.! Der Prophet des Islams ist die Legende nach vom Felsen unter dem Felsendom in den Himmel gestiegen. Eine islamische Himmelsfahrt! Hier findet man wie nahe die Relegionen im heilegen Lande sind. Leider die meisten Menschen dort sind nicht darüber informiert. Jeder behaupte, er sei der richtige. Was wir brauchen, ist eine Ethik der Liebe und der Versöhnung.

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